Freitag, 22. November 2024

WM-Sensation: Deutschland scheidet in der Vorrunde aus

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Deutschland hat gestern gegen Südkorea verloren. (Bild: zdf.de)

Zum ersten Mal seit Gründung der Fußball-Weltmeisterschaft ist Deutschland bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Im Spiel gegen Südkorea unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gestern mit 0:2 und schließt die Gruppenphase damit mit mageren drei Punkten als Gruppenletzter ab.

Nach der ernüchternden Vorstellung in Russland überschlagen sich nun die Fragen nach der Zukunft von Team und Trainer und dem Grund für das vorzeitige WM-Aus.

Was lief im Spiel Deutschland – Korea falsch?

Trotz überragendem Ballbesitz, vergab Deutschland zahlreiche Möglichkeiten, darunter einen vielversprechenden Kopfball von Verteidigungschef Mats Hummels. Die eng stehenden Koreaner blockten im verdichteten Zentrum und spätestens im Sechzehner fast alle Offensiven ab und ein überragender Cho Hyun Woo parierte als Keeper zahlreiche Bälle. Korea war das aggressivere Team, das einer einfallslosen deutschen Mannschaft kaum Möglichkeiten ließ. Mangelnde Lauf- und Zweikampfbereitschaft taten ein Übriges.

Das deutsche Ausscheiden mag peinlich und verdient sein, doch vor allem ist es eins: historisch. In der langjährigen Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft hat ein deutsches Team noch nie eine derart schlechte Leistung gezeigt und musste sich bereits in der Gruppenphase verabschieden.

Die Tabelle sah am Schluss so aus:

1. Schweden

2. Mexiko

3. Südkorea

4. Deutschland

Freuen dürften sich über dieses Ergebnis lediglich Sportwetter, die auf ein Ausscheiden Deutschland getippt haben. Die Buchmacher und der Großteil der Fans hatten die deutsche Elf jedoch zusammen mit Brasilien zu den absoluten Top-Favoriten gezählt, sodass diese Wetten nun verloren sind.

Brasilien ist jedoch noch im Turnier und konnte sich gestern mit einem 2:0 gegen Serbien durchsetzen und schließt die Vorrunde damit nach einem durchwachsenen Start doch noch als Gruppenerster ab.

Tritt Jogi Löw als Trainer zurück?

Jogi Löw im Interview

Jogi Löw im Interview (Bild: sportschau.de)

Joachim Löw nannte das Ergebnis eine „Riesenenttäuschung“, spielerisch habe die Sicherheit gefehlt und man habe es nicht verdient weiterzukommen, so der Bundestrainer. Seine Zukunft bei der Nationalmannschaft ließ er noch offen. Ob es eine weitere WM mit ihm als Trainer geben wird, könne er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.

Eine Weiterentwicklung müsse es definitiv geben. Als Trainer liege ein Großteil der Verantwortung bei ihm und auch Fehler gingen auf seine Kappe. Von einem Umbruch sprach er nicht.

Hat der Teamgeist gefehlt?

Im Vergleich zur Weltmeister-Mannschaft von 2014 hat der diesjährige Kader von Anfang an Startschwierigkeiten gehabt. Angefangen bei Manuel Neuers Verletzung über die Kader-Entscheidung gegen Leroy Sané und Sandro Wagner bis hin zum Erdogan-Skandal um Mesut Özil und Ilkay Gündogan, stand die deutsche WM-Vorbereitung unter keinem guten Stern.

Die Elf von 2014 vereinte mit Kapitän Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Lukas Podolski eine goldene Generation von Spielern, die nicht nur spielerisch, sondern auch persönlich harmonierten. Dieses Gemeinschaftsgefühl kam 2018 nicht auf.

Erste Stimmen zum deutschen Ausscheiden

Kapitän Manuel Neuer äußerte sich bereits in einem ersten Statement nach der Niederlage gegen Südkorea zur Mannschaftsdynamik und nahm dabei gegenüber dem ZDF kein Blatt vor den Mund:

„Eine WM findet alle vier Jahre statt. Darauf warten wir, wir arbeiten so hart darauf hin. Dass wir dann so eine Leistung zeigen, das habe ich von einer deutschen Mannschaft noch nie erlebt. […] In keinem der Spiele hat man eine deutsche Mannschaft gesehen, vor der man Angst oder Respekt haben musste. […] Wir waren zu langsam und zu lethargisch. Selbst, wenn wir weitergekommen wären, hätte doch jeder gerne gegen uns gespielt.“

Manuel Neuer kritisierte den nicht vorhandenen „unbedingten Willen“. Man müsse sich die Frage stellen, „ob jeder wirklich alles gegeben hat und ob die Bereitschaft da war, bei einer Weltmeisterschaft für Deutschland zu spielen“, so der Welttorhüter. Auch Verteidiger Mats Hummels deutete im Interview bereits an, dass großer Redebedarf innerhalb der Mannschaft bestehe. Team-Kollege Thomas Müller nannte die Leistung der deutschen Mannschaft schlichtweg „peinlich“.

Der einzige Lichtblick beim Auftreten der deutschen Mannschaft war das sensationelle Freistoß-Tor von Toni Kroos im Spiel gegen Schweden.

Wer wird jetzt Weltmeister?

Mit Deutschlands Ausscheiden gilt nunmehr Brasilien mit einer Quote von 4,33 als heißer Anwärter auf den Titel. Aber auch Spanien wird mit einer Quote von 5,0 gute Chancen ausgerechnet und selbst Außenseiter Belgien könnte bei einer Wahrscheinlichkeit von 7,5 noch auf den oberen Plätzen mitmischen. Frankreich und England rangieren mit Quoten zwischen 9,0 und 8,50 im Mittelfeld.

Portugal und Argentinien sehen die Buchmacher mit Quoten zwischen 12,0 und 26,0 dahingegen eher auf den hinteren Rängen.