Bankenbetrug in den USA: Welche Rolle spielten deutscher Angeklagter und Wirecard?
In dieser Woche hat in New York ein Zeuge in einem Verfahren wegen Bankenbetruges ausgesagt, in dem auch der ehemalige deutsche Glücksspiel-Zahlungsdienstleister Wirecard eine Rolle gespielt haben soll. Die Zeugenaussage deute nach Medienmeldungen auf Verbindungen zwischen den Angeklagten und ehemaligen Wirecard-Führungskräften hin.
Oliver H. gilt als wichtigster Zeuge im Prozess, in dem der US-Amerikaner Hamid „Ray“ Akhavan und der Deutsche Ruben Weigand wegen Bankenbetruges angeklagt sind. Der Zeuge soll der Staatsanwaltschaft bislang jedoch nicht nur Einblicke in den Fall, sondern auch in die Geschäfte von Wirecard geboten haben.
Verschleierte Transaktionen für Drogen, Online-Glücksspiel und Pornografie
Akhavan und Weigand hätten nach Berichten der Investigativ-Journalisten der Inner City Press [Seite auf Englisch] Zahlungslösungen sowohl für Marihuana-Händler als auch für die Porno- und Glücksspielindustrie eingerichtet.
Im Fall von Marihuana beispielsweise sei es Händlern in Kalifornien erlaubt, mit Cannabis zu handeln. Jedoch hätten sich Banken geweigert, diese Transaktionen anzunehmen. Die Lösung Akhavans habe in einer europäischen Offshore-Firma bestanden. An diese hätten die Marihuana-Händler Scheinrechnungen zum Beispiel über Gesichtscremes oder Tierfutter ausgestellt, um Kreditkartentransaktionen zu ermöglichen. Insgesamt sollen durch diese Betrugsfälle 100 Mio. US-Dollar ins Bankensystem geschleust worden sein.
Auch der Zahlungsdienstleister Wirecard soll Scheinfirmen genutzt haben, um illegale Glücksspiel-Transaktionen zu verschleiern. Wie der ehemalige Wirecard-Manager Jörn Leogrande in seinem Buch „Bad Company“ beschreibt, seien zwischen 2003 und 2006 Transaktionen mit amerikanischen Online-Casinos über Online-Blumenläden abgewickelt worden.
Seitdem im Zuge der Ermittlungen Verbindungen zwischen den Angeklagten und ehemaligen Wirecard-Führungskräften ans Licht gekommen sind, ist der Fall auch für Deutschland relevant. Ins Interesse der Ermittlungsbehörden seien vor allem die Verbindungen zwischen Akhavan und dem flüchtigen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek geraten.
Die Verwicklungen von Wirecard in die betrügerischen Aktivitäten
Oliver H. habe bei seiner Vorladung nun E-Mails vorgelesen, die er mit Marsalek gewechselt habe. In einer dieser E-Mails soll Marsalek auf die E-Mail-Adresse von Weigand verwiesen haben. Für die Staatsanwaltschaft sei dies nach Berichten von Business Insider entscheidend. Die E-Mail-Adresse von Weigand sei der Weg gewesen, über den die Marihuana-Händler mit europäischen Zahlungsabwicklern kommuniziert hätten.
Oliver H. habe auch erklärt, dass für die der Verschleierung von Zahlungen dienenden Scheinfirmen Anträge mit falschen Angaben an Wirecard eingereicht worden seien. So fragte ihn die Staatsanwaltschaft Folgendes:
Für welche erwerbenden Banken haben Sie betrügerische Antragspakete vorbereitet?
Der Zeuge antwortete klar mit dem Namen des ehemaligen deutschen Skandal-Unternehmens. Welche Rolle Wirecard tatsächlich im Bankenbetrugsfall gespielt haben könnte, wird sich im Laufe des fortschreitenden Verfahrens zeigen.