William Hill kämpft mit Gewinnrückgang
Buchmacher William Hill hat am gestrigen Montag seine vorläufigen Konzerngewinne für das Jahr 2018 veröffentlicht.
Wie das Unternehmen in einem Statement (Link auf Englisch) mitteilte, könnte das bereinigte operative Betriebsergebnis im Vergleich zum Jahr 2017 um bis zu 15 % zurückgegangen sein.
Grund für den Gewinnrückgang seien neue Unternehmensrichtlinien für kundenbezogene Sorgfaltspflichten und eine Ausweitung der Investitionen in das operative Geschäft in den USA, welche mit der Legalisierung des US-Sportwettenmarktes zusammenhingen.
William Hill-CEO Philip Bowcock blickt trotz der negativen Zahlen positiv in die Zukunft:
„2018 war sowohl für William Hill als auch für die gesamte Industrie ein entscheidendes Jahr. Wir haben jetzt größere Klarheit über die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für unser Geschäft gewonnen. 2019 werden wir unser Retail-Angebot umgestalten, während wir ein digital geführtes, internationales Geschäft aufbauen, das auf einem nachhaltigen Ansatz als Teil unser Nobody-Harmed-Richtlinie aufbaut.“
Durch die rasche Expansion in den USA, den Aufbau profitabler Stiftungen und die Übernahme von Mr.Green freuen wir uns, in diesem Jahr weitere Fortschritte zu machen.“
Kostenfaktor Suchtprävention
Ein Kostenfaktor, der sich signifikant auf den Unternehmensgewinn ausgewirkt haben könnte, ist die Nobody Harmed-Initiative, die William Hill im Sommer 2018 vorstellte.
Ein Foto aus der Nobody Harmed-Kampagne von William Hill. (Quelle: williamhillplc.com)
Ihr Ziel ist es, das nachhaltige Spielen und die Suchtprävention zu stärken. Das Programm sollte einerseits die Schattenseiten des Spielens beleuchten und anderseits praktische Veränderungen in der Firmenpolitik bewirken.
So sollen Wettlimits zukünftig dafür sorgen, dass Spieler innerhalb ihres finanziellen Rahmens spielen.
Ein neu eingeführtes Identifikationssystem hat zur Aufgabe, Problemspieler aufgrund ihres Verhaltens zu erkennen, zu markieren und vor den Gefahren ihres Handels zu warnen.
Zudem werden die Kundenbetreuer von William Hill besonders in der Kommunikation mit problematischen und pathologischen Spielern geschult.
Um dem Problem krankhafter Spielsucht in Zukunft stets auf Augenhöhe zu begegnen, will das Unternehmen mit Forschern und Experten auf dem Gebiet der Suchtprävention langfristig im Austausch bleiben.
Die Ausgaben könnten sich trotzdem rechnen
All diese Schritte sind aus krankheitspräventiver Sicht notwendig und begrüßenswert, kosten allerdings viel Geld.
Der Druck der UK Gambling Commission könnte dazu geführt haben, dass William Hill die höheren Ausgaben für ein Suchtpräventionsprogramm in Kauf genommen hat, denn das Unternehmen hatte bereits zwischen 2014 und 2016 immer wieder die Regularien für soziale Verantwortlichkeit verletzt.
In einem prominenten Fall zahlte ein Buchhalter mit einem Jahresgehalt von 30.000 Pfund (ca. 34.000 Euro) innerhalb von neun Monaten 654.000 Pfund (ca. 732.000 Euro) auf einen William Hill-Account ein, ohne dass die riesigen Wetteinsätze auffielen oder den Kundenservice zur Einleitung einer Kontrolle veranlassten.
Für die Vernachlässigung dieser Sorgfaltspflichten und der Verletzung des Anti-Geldwäschegesetzes wurde der Konzern in der Folge mit einem Bußgeld in Höhe von 6.2 Millionen Pfund (ca. 7.000.000 Euro) bestraft.
Die mittelfristigen Kosten des Präventionsprogramms, die die Gewinne aus 2018 schmälerten, könnten daher kein verschenktes Geld sein, sollte William Hill in Zukunft solch teure Rechtsstreitigkeiten und Bußgelder durch die Früherkennung abwenden.
William Hill
William Hill ist einer der größten Buchmacher und Online-Glücksspielanbieter der Welt und beschäftigt etwa 16.000 Angestellte. Das Unternehmen wird bereits seit 1934 an der Londoner Börse gehandelt und setzt aktuell weltweit ca. 1.7 Milliarden Pfund (1.9 Milliarden Euro) um.
Seit 2012 ist William Hill auch in den USA aktiv und betreibt im US-Bundesstaat Nevada 129 Wettbüros.
Die Limitierung der Fixed Odds Betting Terminals
Für einen Gewinnrückgang im Jahr 2018 könnte außerdem ein Umbau des operativen Geschäfts verantwortlich gewesen sein.
An FOBTs können Wetten platziert, aber auch Spiele wie Roulette gespielt werden. (Quelle: YouTube)
Eine große Herausforderung für das Unternehmen ist die Limitierung der Einsätze an sogenannten Fixed Odds Betting Terminals. Während diese bisher bei maximal 100 Pfund (ca. 113 Euro) lagen, wird der Maximaleinsatz ab April 2019 nun noch 2 Pfund (ca. 2.27 Euro) betragen.
Wie die britische Zeitung The Telegraph am Montag berichtete, haben sich die Verantwortlichen von William Hill daher zu einem kostspieligen Schritt entschlossen. Sie wollen in einem Zeitraum von zwei Jahren bis zu 900 Wettbüros schließen.
Die Planung dieser Schließungen, die vor allem mit immobilienrechtlichen Implikationen einhergehen kann, könnte dem Konzern im letzten Jahr viel Geld gekostet haben.
Auch 2019 hält Unbekannte bereit
Obwohl sich die optimistischen Äußerungen Philip Bowcocks wie eine warme Decke um die kalten Fakten legen, lässt sich an der Realität nicht rütteln.
Und diese könnte für William Hill im Jahre 2019 gleich doppelt schwer werden. Die Neuinterpretation des US-Wire Act droht Williams Hills Amerika-Expansion unrentabel zu machen, sollte das Angebot von Wetten via Apps und PCs nicht länger möglich sein.
Überdies muss sich der Betreiber eines Online-Casinos auf eine Steuerabgabenerhöhung (für die Remote Gaming Duty (RGD)) in Höhe von 6 % in Großbritannien gefasst machen.
Sie wird für Oktober 2019 erwartet und trifft alle Anbieter von Online-Games, die in Großbritannien lizenziert sind.