Genug gespielt: Wien startet Online-Selbsthilfeprogramm gegen Glücksspielsucht
Rund 1 % der Österreicher sind von problematischem Spiel- und Wettverhalten betroffen. Daher bietet die Stadt Wien jetzt das kostenlose Online-Tool „Genug gespielt“, das gegen pathologisches Spielverhalten helfen soll, berichtete die österreichische Presseagentur APA-OTS am Mittwoch.
Insbesondere bei großen Ereignissen wie bei der derzeit stattfindenden Fußball-Europameisterschaft EURO 2020 gebe es auch eine zunehmende Nachfrage nach Sportwetten und Glücksspielangeboten.
Ereignisse wie die @EURO2020 bedeuten auch Glücksspiel und Sportwetten. Immer wieder wird der Nervenkitzel zur Sucht. Die Sucht- und Drogenkoordination Wien bietet ein jetzt ein neues Online-Tool gegen Spielsucht an. Das Angebot ist anonym und kostenlos: https://t.co/4Lo1QEatpe
— Stadt Wien (@Stadt_Wien) June 16, 2021
Bei „Genug gespielt“ handelt es sich um ein kostenloses und anonymes Online-Selbsthilfeprogramm, das vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung der Universität Zürich und vom Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien entwickelt wurde.
Der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, kommentierte:
Bestimmte Glücksspielarten hängen häufiger mit einem problematischem Spielverhalten zusammen als andere. Spielautomaten und Sportwetten sind dabei die kritischsten Formen auf Grund der hohen möglichen Spielfrequenz und der hohen Verfügbarkeit. Verschärft wurden diese Möglichkeiten durch internetbasierte Sportwetten.
Mit dem Selbsthilfe-Tool werde jenen Menschen, die die Befürchtung hätten, dass ihre Glücksspielaktivitäten ein problematisches Ausmaß annehmen könnten, eine wichtige und leicht nutzbare Unterstützung geboten, so Lochner.
Problematisches Spielverhalten mit dem Online-Tool bewältigen
Bei dem kostenlosen Angebot des Online-Tools „Genug gespielt“ handelt es sich um eine Evaluationsstudie, mit der die Wirksamkeit der achtwöchigen Online-Selbsthilfeintervention getestet werden soll. Die Teilnahme an dem Programm könne zur Verringerung des problematischen Spielverhaltens führen.
Mit der Nutzung des Tools sollen die Teilnehmer erlernen, mit bestimmten Situationen umzugehen, zum Beispiel beim Auftreten von Spielverlangen oder bei depressiven Verstimmungen.
In der achtwöchigen Kursdauer sollen die Teilnehmer verschiedene Themen bearbeiten und Aufgaben erfüllen:
- In neun verschiedenen Modulen werden Strategien und Techniken vermittelt, die dabei helfen sollen, herausfordernde Situationen erfolgreich zu meistern.
- Die Teilnehmer müssen ein Spieltagebuch führen, in dem sie ihre Stimmung und die Zeit, die sie mit dem Glücksspiel verbringen, dokumentieren.
- Jede Woche sollen Aktivitäten geplant werden.
- Die Teilnehmer erhalten für die Dauer der Studie Unterstützung vom Studienteam.
Ziel sei es, so viele Themen wie möglich zu bearbeiten. Je mehr von den Teilnehmern bearbeitet werde, desto höher sei die Erfolgswahrscheinlichkeit. Das Studienteam hoffe, dass es den Betroffenen am Ende des Programms gelinge, ihr Spielverhalten besser zu kontrollieren und zu reduzieren.