Donnerstag, 21. November 2024

Update: Grand National 2022 – Amateur-Jockey sorgt für Überraschungs­sieg

Pferderennbahn in Aintree Besucher Zuschauzer Viele Tausende Zuschauer werden das Grand National live an der Rennstrecke in Aintree mitverfolgen (Bild: Geograph/Anthony O'Neil/CC BY-SA 2.0)

+++UPDATE+++

Das mit 1 Mio. GBP dotierte jährliche Pferderennen The Grand National hat in diesem Jahr einen absoluten Überraschungssieger hervorgebracht. So holte sich der Amateur-Jockey Sam Waley-Cohen auf dem siebenjährigen Wallach Noble Yeats den Sieg. Buchmacher hatten dem irischen Vollblutpferd nur geringe Erfolgschancen zugestanden und die Quoten dabei auf 51,0 festgelegt. Wer dennoch an einen Sieg Noble Yeats‘ geglaubt hat, dürfte daher bei den Wettanbietern groß abgesahnt haben.

Für Waley-Cohen dürfte der Sieg des Grand National das ideale Ende seiner Rennlaufbahn darstellen. Bereits vor dem Festival hatte dieser gesagt, dass er nach dem Grand National aufhören werde. Ohnehin war seine Teilnahme an prestigeträchtigen Rennen für den 39-jährigen Unternehmer stets „nur“ ein Hobby. Hauptberuflich ist Waley-Cohen nämlich Leiter des größten britischen Unternehmens für Zahnmedizin mit insgesamt 4.000 Angestellten in fünf Ländern.

Leider kam es auch beim diesjährigen Rennen wieder zu Unfällen auf der Rennbahn, die für zwei der teilnehmenden Pferde tödlich endeten. Der erste bekannte Todesfall betrifft den neunjährigen Wallach Discorama. Dieser zog sich am 13. Hinderniss eine schwerwiegende Verletzung zu und musste das Rennen frühzeitig beenden. Wie später bekannt wurde, überlebte auch der achtjährige Wallach Eclair Surf das diesjährige Rennen nicht. Das irische Rennpferd hatte sich beim dritten Hindernis eine Kopfverletzung zugezogen, welcher er später erlag. Ein weiteres Pferd, die sechsjährige Stute Elle Est Belle, hingegen verstarb beim Mersey Novices‘ Hurdle Rennen an einem Herzinfarkt.

+++UPDATE ENDE+++

Am Samstag findet auf der Rennstrecke im englischen Aintree eines der hochdotiertesten jährlichen Pferderennen Großbritanniens statt: Das Grand National 2022 [Seite auf Englisch]. Insgesamt 40 Rennpferde werden um 17:15 Uhr britischer Zeit an den Start gehen. Doch welches Team aus Pferd und Jockey wird sich in diesem Jahr den Sieg holen? Die Favoriten der Sportwetten-Anbieter liegen eng beieinander.

 

Bezogen auf die von den Buchmachern festgelegten Wettquoten teilen sich zwei Pferde den Favoriten-Posten. Eine davon ist die zehnjährige Stute Snow Leopardess (8,0). In der aktuellen Saison konnte sich diese in 40 % ihrer Rennen den ersten Platz sichern. Lediglich in drei Rennen hat es nicht für die Top 3 gereicht. Im Falle eines Sieges wäre Snow Leopardess seit 1951 die erste Stute, die sich den Sieg holt.

 

Starke Konkurrenz in der Top 5

Ebenfalls mit Quoten von 8,0 belegt wird der 9-jährige Wallach Delta Work. In der aktuellen Saison brilliert dieser mit einer Siegesquote von 50 %. Für besondere Überraschung sorgte das Pferd beim diesjährigen Cheltenham Festival. So setzte sich Delta Work beim Glenfarclas Cross Country Chase gegen den Favoriten und zweimaligen Grand-National-Sieger Tiger Roll durch.

 

Knapper dritter auf der Favoriten-Liste der Buchmacher ist mit Quoten von 9,0 der zehnjährige Wallach Any Second Now. Trotz einer Siegesquote von „nur“ 33 % in der laufenden Saison beschreiben ihn Experten als „in optimaler Form“.

 

Vierter Favorit mit gleicher Siegesquote in der Saison und Wettquoten von 11,0 ist der 8-jährige Wallach Escaria Ten. Beim irischen Bobbyjo-Chase-Rennen im Februar hatte sich dieser ein knappes Rennen mit Any Second Now geliefert.

Nicht nur das Rennen selbst bietet in diesem Jahr wieder unzählige Wettmöglichkeiten. Auch organisieren die Veranstalter am heutigen Freitagmorgen erneut ihren Virtual Grand National. Das 2017 gelaunchte virtuelle Pferderennen simuliert einen möglichen Ausgang des prestigeträchtigen Rennens. Im Jahr 2018 hatte das virtuelle Rennen Cloth Cap korrekt als Gewinner prognostiziert.

Schreibt Rachel Blackmore erneut Geschichte?

Besondere Aufmerksamkeit beim diesjährigen Grand National erhalten allerdings der neunjährige Wallach Minella Times und die erfolgreiche Jockette Rachel Blackmore. Bei den Buchmachern gilt Minella Times mit Quoten von 13,0 nur als fünfter Favorit. Einige Pferderenn-Experten trauen ihm dennoch den Sieg zu.

Minella Times und Rachel Blackmore gelten als eingespieltes Dreamteam. So gelang es Blackmore 2021, das Grand National als erste Frau in der Geschichte des Rennens zu gewinnen.[Video des Rennen 2021 mit englischen Kommentaren]

Die Erfolgssträhne der Jockette hält an. Im März holte sie sich auch beim Cheltenham Gold Cup als erste Frau den Titel, allerdings auf dem achtjährigen Wallach A Plus Tard. Ein erneuter Sieg beim Grand National wäre ein weiterer Rekord für die 32-jährige Reiterin. Der Trainer von Minella Times, Henry De Bromhead, zeigt sich unter Vorbehalt zuversichtlich:

Rachel wird Minella Times reiten und hier bei mir gibt er mir wieder alle guten Zeichen. Ich muss zwar eingestehen, dass ich schon beim Rennen in Leopardstown dachte, dass alles gut sei, und da hatte er mich enttäuscht, aber jetzt scheint er wieder völlig er selbst zu sein. Er hat es letztes Jahr geliebt, aber jetzt ist er im Rating ein gutes Stück höher eingestuft, weshalb es für ihn nicht einfach wird.“

Das höhere Rating bedeutet, dass Minella Times beim diesjährigen Rennen ganze 6,8 Kilogramm Generalausgleichgewichte mehr tragen werden muss als im letzten Jahr. Ob sich dies negativ auf seine Performance auswirken wird, bleibt jedoch offen.

Veranstalter gibt Tipps und Statistiken für erfolgreiche Wetten

Tatsächlich zeigen die Statistiken und darauf basierenden Tipps des Veranstalters, dass es insgesamt nicht unbedingt auf das zu tragende Gewicht oder die Quoten der Buchmacher ankommt.

In der Geschichte des Rennens seit 1839 hätten die Quoten der Siegerpferde im Vorfeld bei durchschnittlich 21,0 gelegen, heißt es auf der offiziellen Webseite des Grand National. In den letzten vier Jahren allerdings hätten sich diese auf durchschnittlich 15,0 verringert.

In Bezug auf das insgesamt zu tragende Gewicht (Jockey plus Ausgleichgewicht) habe in der Vergangenheit gegolten, dass Pferde, die mehr als 69,8 kg zu tragen hätten, keine Chance auf einen Sieg hätten. Seit 2009 habe es jedoch sechs Gewinner gegeben, die mehr als das genannte Gewicht getragen hätten. Den Rekord habe 2015 mit 75,56 kg Many Clouds aufgestellt.