Antisemitismus: Paralympisches Komitee entzieht Malaysia Schwimm-WM
Das Paralympische Komitee hat Malaysia die Ausrichtung der Schwimm-Weltmeisterschaft 2019 entzogen. Die Verantwortlichen reagierten mit ihrer Entscheidung auf die Erklärung Malaysias, keine Garantie für eine sichere und diskriminierungsfreie Teilnahme israelischer Sportler an den Wettkämpfen abgeben zu können.
Über 600 Athleten aus 70 Ländern sollten vom 29. Juli bis zum 4. August dieses Jahres bei der Paralympischen Weltmeisterschaft im Schwimmen im malaysischen Kuching antreten. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat seine Entscheidung jetzt jedoch revidiert.
Keine öffentlichen Auftritte israelischer Staatsbürger
Die Schwimm-WM hätte im Sommer 2019 im malaysischen Kuching stattfinden sollen (Quelle:CoolCityCat, licensed under CC BY-SA 3.0)
Hintergrund ist der Umgang der Regierung des mehrheitlich muslimischen Landes mit israelischen Sportlern. Erst vor zwei Wochen hatte die malaysische Führung ein umfassendes Verbot erlassen, das israelischen Staatsbürgern die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen im Land untersagt.
Wie das Sportministerium ausführte, gelte die Anordnung auch für die im Sommer anstehende Schwimm-WM.
Das Paralympische Schwimmen ist eine der wenigen Sportarten, bei denen sowohl Athleten mit körperlichen als auch geistigen Behinderungen antreten. Ein System unterteilt die Sportler in 14 Klassen, die übergeordneten Kategorien unterscheiden zwischen Schwimmern mit körperlicher, visueller und intellektueller Beeinträchtigung.
Dass der Ausschluss israelischer Sportler unvereinbar mit der Haltung des Paralympischen Sports ist, machte IPC-Präsident Andrew Parsons (41) nach einer Sitzung des Governing Boards am Wochenende im London deutlich:
Wenn ein Gastgeberland Athleten bestimmter Nationen aus politischen Gründen ausschließt, haben wir absolut keine andere Möglichkeit, als nach einem neuen Gastgeber zu suchen.
Bei der Verkündung Malaysias als Ausrichter (Link auf Englisch) 2017 in Abu Dhabi hatte das Land dem IPC noch alle protokollarisch vorgesehenen Punkte, wie das Hissen der israelischen Flagge und das Abspielen der Landeshymne, zugesichert.
Ein erklärter Antisemit
Mitverantwortlich für die nun eingetretene Kehrtwende dürfte auch die erneute Wahl von Mahathir bin Mohamad zum Premierminister im Mai 2018 sein.
Malaysias Premier Mahathir bin Mohamad ist erklärter Israelgegner (Quelle:Tasnim News Agency, licensed under CC BY-SA 4.0)
Der 93-Jährige, der das Amt des Premiers bereits von 1981 bis 2003 innehatte, ist der älteste Regierungschef der Welt und seit Jahrzehnten für seine antisemitische und rassistische Haltung Juden gegenüber bekannt.
So untersagte er unter anderem 1984 den New Yorker Philharmonikern die Einreise, da diese die Aufführung eines Stückes des jüdischen Komponisten Ernst Bloch geplant hatten und verbot den Holocaust-Film „Schindlers Liste“ als „zu pro-jüdisch“. Immer wieder trat bin Mohamad auch bei Reden massiv judenfeindlich auf und entsetzte große Teile der Öffentlichkeit mit Aussagen wie der, der Holocaust habe „als Endlösung versagt“.
Entscheidung in Abstimmung mit muslimischen Gruppierungen
Zur Entscheidung, keine israelischen Staatsbürger mehr an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen zu lassen, erklärte Malaysias Außenminister Saifuddin Abdullah, der Kabinettsbeschluss reflektiere die feste Position der malaysischen Regierung dem Staat Israel gegenüber.
Immer wieder werden israelische Staatsangehörige Opfer diskriminierender Behandlung seitens streng-muslimisch geprägter Regierungen.
So gibt es derzeit weltweit 15 Länder (Algerien, Bangladesch, Brunei, Iran, Irak, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate, Jemen), die ein generelles Einreiseverbot für Inhaber des israelischen Passes verhängt haben. Acht von ihnen verbieten auch Personen, deren Ausweisdokument ein israelisches Visum beinhaltet, die Einreise.
Teilweise lassen die betreffenden Länder für internationale Sportereignisse Ausnahmeregelungen gelten, bleiben aber nichtsdestotrotz bei ihrer Haltung den israelischen Athleten gegenüber:
So dürfen die Sportler beispielsweise keine nationalen Symbole zeigen und müssen, statt unter ihrer Landesflagge, unter dem Banner des zuständigen Weltverbandes auftreten. Auch das Abspielen der israelischen Hymne wird umgangen.
Es gehe um den Kampf für die Unterdrückten, so Abdullah, und bezog sich damit auf die uneingeschränkte Unterstützung Malaysias für Palästina. Politische Beziehungen zu Israel unterhält das Land nicht.
Das Statement veröffentlichte Abdullah nach einem Treffen mit mehreren muslimischen Gruppen. Diese forderten in einer Mitteilung die kompromisslose Umsetzung des Verbots, Ausnahmen dürfe es nicht geben.
Reaktionen: „Ein richtiges Zeichen“
Israel hatte mit scharfer Kritik auf die Ankündigung reagiert: Man sei extrem enttäuscht von der malaysischen Reaktion und hoffe, dass das Internationale Olympische Komitee und das IPC einschreiten werden, erklärte das Außenministerium vor knapp zwei Wochen. Dies ist nun geschehen und Malaysia wird die Weltmeisterschaft nicht ausrichten.
Zufrieden mit der Entscheidung des IPC zeigte sich der Deutsche Behindertensportverband (DBS). In einer Stellungnahme betonte Präsident Friedhelm-Justus Beucher, dass der Entzug die einzig richtige Antwort auf die Diskriminierung der israelischen Athletinnen und Athleten sei:
Sport muss fair und für alle Menschen zugänglich sein. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Athletinnen und Athleten wegen ihrer Herkunft von einem sportlichen Wettkampf ausgeschlossen werden. Das IPC hat mit dieser Entscheidung ein klares und richtiges Zeichen gesetzt.
Der DBS hatte das IPC nach Bekanntwerden der malaysischen Pläne um Aufklärung gebeten.
Wie genau es nun mit der Schwimmweltmeisterschaft weitergeht, ist bislang unklar. Die Suche nach einem neuen Ausrichter für den Wettbewerb, der auch als Qualifikation für die 2020 in Tokio stattfinden Paralympics dient, hat bereits begonnen. Anträge interessierter Staaten nimmt das IPC bis zum 11. Februar entgegen.
Ob die WM zum geplanten Zeitpunkt wird stattfinden können, ist allerdings unsicher: Möglicherweise müsse man sich angesichts der Umstände flexibel zeigen, erklärte IFC-Präsident Parsons.