Freitag, 22. November 2024

Warren Buffett kritisiert glücksspiel­ähnliche Trading-Apps und vergleicht Aktienmärkte mit Casinos

Warren Buffet und Glenn Close|Warren Buffet und Glenn Close|Handy

An diesem Samstag hat die Jahreshauptversammlung der Investmentfirma Berkshire Hathaway in virtueller Form stattgefunden. Der als Anlage-Guru geltende CEO Warren Buffett (90) hat dabei scharfe Kritik an Trading-Apps geübt und die Aktienmärkte mit Casinos vergleichen.

Im Fokus der Kritik Buffetts standen provisionsfreie Handelsplattformen, die in der jüngsten Vergangenheit Millionen von Privatanlegern angezogen haben. In der auf Yahoo Finance übertragenen Hauptversammlung des Konzerns erklärte er, die Trading-App Robinhood sei

ein sehr wichtiger Casino-Aspekt der Casino-Gruppe geworden, die in den letzten anderthalb Jahren an die Börse gegangen ist.

Angesichts des Lockdowns, des gebührenfreien Handels und aufgrund von Stimulierungen vonseiten der Apps sei es einfacher geworden, ein Handelskonto zu eröffnen und mit dem Aktienhandel zu beginnen. Allerdings, so warnte Buffett neue Investoren, sei das Handeln keinesfalls so einfach, wie es scheine.

Im Interview mit CasinoOnline.de Nachrichten erklärte Finanzexpertin Dr. Sabine Theadora Ruh, dass der Zugang zum Aktienmarkt aufgrund der Digitalisierung auch Kleinanlegern offenstehe. Allerdings seien Finanz-Investments immer risikobehaftet und ähnlich wie beim Glücksspiel gingen Anleger eine Art von Wette auf die Entwicklung von Unternehmen ein.

Der Zustrom von unerfahrenen Investoren am US-Aktienmarkt lasse die Märkte laut Buffett wie Casinos erscheinen. Der Investmentfirma Berkshire Hathaway habe diese Situation es erschwert, ihre Bargelder in Höhe von mehr als 145 Mrd. USD zu investieren. Gleichwohl gab das Unternehmen für das erste Quartal 2021 einen Gewinnanstieg um 20 Prozent auf rund 7 Mrd. USD bekannt.

Glücksspielähnliche Designs und risikoreiche Push-Nachrichten

Die Vorwürfe, Trading-Apps und Online-Trading-Plattformen würden Anleger zu risikoreichem Handel verleiten, hat in diesem Jahr auch eine Studie der Universität St. Gallen (ACA-HSG) bestätigt. Forschende des Instituts für Accounting, Controlling und Auditing kritisieren dabei unter anderem das „glücksspielähnliche Design“ der Plattformen. So sei es bei Robinhood beispielsweise möglich, allein mit einem „Swipe“ über den Bildschirm eine Aktie zu kaufen.

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Trading-Apps stehen auch bei Wissenschaftlern in der Kritik. (Bild: Pixabay/Sergei Tokmakov, Esq.)

Das Geschäftsmodell vieler Trading-Apps und Online-Broker basiere auf der Erhebung von Gebühren auf einzelne Transaktionen. Dementsprechend hoch sei das Interesse der Anbieter, dass die Anleger möglichst viel traden. Die Performance der Anleger verschlechtere sich dabei jedoch durchschnittlich, während die Gewinne der Online-Broker stiegen.

Kritisch sei außerdem das Analyse- und Kommunikationsverhalten der Trading-Apps zu sehen. Über Cookies sei es ihnen möglich, das Verhalten der Anleger genau zu beobachten und daran personalisierte Nachrichten oder Pop-Ups anzupassen. So lasse sich das Anlageverhalten der Nutzer beeinflussen.

Dass derartige Stimulationen zu risikoreicherem Anlageverhalten führten, hätten die Forscher bei der Auswertung von Daten von mehr als 240.000 Nutzern und Nutzerinnen eines Online-Brokers nachweisen können. Nachdem die Anleger Push-Meldungen erhalten hätten, hätten sie deutlich öfter gehandelt. Zudem seien sie entscheidend höhere Risiken eingegangen.

Diese Ergebnisse seien nach Ansicht der Forscher nicht nur für die Gesellschaft interessant, sondern auch von wirtschaftspolitischer Bedeutung. So sei anzunehmen, dass „systemische Risiken“ zunehmen, wenn viele Menschen risikoreicher mit Aktien handeln.