Viele Raubüberfälle auf deutsche Spielhallen bleiben ungelöst
Das Landgericht Paderborn hat zwei junge Männer, die im Dezember eine Spielhalle in Höxter überfallen hatten, jeweils zu einer Haft- bzw. Bewährungsstrafe verurteilt. Während man in diesem Fall die Täter schnell ausfindig machen konnte, gibt es aktuell aber weitere ähnliche Fälle, bei denen die Polizei noch immer nach den Räubern fahndet.
Mit Machete und Messer für ein bisschen Bargeld
Die fixe Idee eines Jugendlichen, am 17. Dezember 2018 eine Spielhalle im nordrhein-westfälischen Höxter zu überfallen, zog weitreichende Konsequenzen für alle Beteiligten nach sich.
Wie die Lokalzeitung Neue Westfälische am Montag berichtete, sei der bereits vorbestrafte Teenager Nils C. jetzt vor dem Landgericht Paderborn zu zwei Jahren und drei Monaten Jugendhaft verurteilt worden.
Sein vier Jahre älterer Mittäter, Dennis T., sei hingegen nur zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten und 150 Sozialstunden verurteilt worden, da dieser zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sei und sich allgemeinhin reuiger gezeigt habe.
Der Mitarbeiter wurde mit einer Machete bedroht (Bild: Flickr)
Am Tag des Überfalls hätten sich die beiden zum ersten Mal getroffen, nachdem ein gemeinsamer Freund sie miteinander bekannt gemacht habe. Die Idee für den Überfall habe jedoch Nils. C gehabt.
Um 1 Uhr nachts hätten die beiden dann die Spielhalle betreten, um den Überfall durchzuführen. Zu jener Zeit seien lediglich ein Angestellter und ein Kunde in den Räumlichkeiten gewesen.
Dennis T., der sich mit einer Machete bewaffnet hätte, die seine Eltern vor Jahren aus dem Ausland mitgebracht und auf dem Dachboden verstaut hatten, habe von dem Angestellten die Herausgabe von Bargeld gefordert. Nils C. hingegen sei mit einem großen Messer bewaffnet gewesen.
Der geschockte Angestellte der Spielhalle habe die vorhandenen Geldscheine in einen Rucksack der Täter gepackt. Seiner Aussage nach leide er noch heute unter dem traumatischen Erlebnis und plage sich seither mit Schlafstörungen und Magenschmerzen.
Lediglich 430 Euro hätten die beiden bei dem Überfall erbeutet. Kurz nach der Tat jedoch sei es Nils C. gewesen, der die Polizei benachrichtigt habe, um sich und seinen Komplizen anzuzeigen. Aus welchen Beweggründen er die Tat gestanden habe, sei bis heute nicht bekannt.
Spielhallen – die neuen Banken
Während dieser Fall dank der Selbstanzeige sehr schnell geklärt werden konnte, ermittelt die Polizei vielerorts aktuell ebenfalls nach Räubern, die Überfälle auf Spielhallen verübt haben.
Allein in diesem Monat kam es in mehreren Regionen Deutschlands zu bewaffneten Raubüberfällen, die jeweils zu nächtlicher Stunde durchgeführt wurden.
Am Freitag, den 10. Mai, seien zwei maskierte Täter in eine Spielhalle im Magdeburger Stadtteil Fermersleben gestürmt und hätten die Kassiererin, die gerade dabei war, die Spielhalle zu schließen, mit einer Machete und einer Pistole zur Herausgabe von Bargeld genötigt.
Vermummte Täter oft schwer auffindbar (Bild: Wikipedia)
Auch in diesem Fall habe sich nur noch ein Kunde in der Spielhalle befunden, der gerade an einem Spielautomaten gespielt habe. Die Täter hätten auch diesen bedroht, während die Kassiererin der Forderung der Geldherausgabe nachgegangen sei.
Die Täter hat man bis heute nicht finden können und die Fahndung steht noch immer aus. Die Männer wurden als circa 1.70 groß beschrieben und seien in jener Nacht dunkel gekleidet gewesen. Erbeutet hatten sie lediglich einen unteren dreistelligen Betrag.
Ein noch bedrohlicherer Raubüberfall auf eine Spielhalle ereignete sich sogar erst am vergangenen Sonntag bei Tegernau im Kleinen Wiesental. Drei Männer hätten dort schwerbewaffnet eine Spielhalle betreten, während ein vierter Komplize draußen auf sie gewartet habe.
Zwei der Täter seien mit schweren Eisenstangen, der dritte mit einem Beil bewaffnet gewesen. Nachdem sie der anwesenden Kassiererin den Geldbeutel abgenommen hätten, seien sie geflüchtet.
Die Polizei Lörrach sucht derzeit per Großfahndung nach den Tätern. Auch in diesem Fall handle es sich um junge Männer, die jeweils schlank, mittelgroß und dunkel gekleidet gewesen seien.
Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in Spielhallen?
Derartige Überfälle auf Spielhallen sind in Deutschland bei weitem keine Seltenheit. So handelt es sich bei den aktuellen Fällen keineswegs um Einzelfälle, sondern um einen beunruhigenden Trend.
Wo früher die Banken oder Tankstellen beliebte Ziele krimineller Übergriffe waren, haben Täter es immer häufiger auf Spielhallen abgesehen. Dort haben sie gerade zu nächtlicher Stunde oft leichtes Spiel, wenn lediglich ein Angestellter und kaum oder keine Kunden anwesend sind.
Für die betroffenen Spielhallenangestellten kann ein derartiger Überfall schwere emotionale Folgen haben, selbst wenn sie körperlich unversehrt aus der Situation herausgehen. Zum Schutz der Angestellten sollten die Betreiber der Spielhallen daher längerfristig für bessere Sicherheitsvorkehrungen sorgen.