Donnerstag, 21. November 2024

Verein Spielerhilfe erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Casinos Austria

Spielerhilfe Vereinssprecher Chrisoph Holubar auf Pressekonferenz

Der österreichische Spielerschutz-Verein Spielerhilfe hat erneut zum Schlag gegen den Glücksspiel-Giganten Casinos Austria ausgeholt. Der Verein, der seit Jahren über vermeintliche Missstände der CASAG in Bezug auf Spielerschutz berichtet, lud am Mittwoch zu seiner Pressekonferenz „Das System Casinos Austria“.

Während der knapp einstündigen Konferenz nannte Vereinssprecher Christoph Holubar diverse Vorkommnisse, bei denen die Casinos Austria aktiv entgegen die Spielerschutzrichtlinien verstoßen haben soll.

Im Anschluss musste sich Holubar zum Teil auch kritischen Fragen der anwesenden Medienvertreter stellen. Die Casinos Austria AG kritisierte den jüngsten öffentlichen Auftritt des Vereins ihrerseits und erklärte gegenüber der Presse, die Vorwürfe seien „falsch, irreführend und verzerrend“.

Eine lange Liste von Anschuldigungen

Die Liste der Vorwürfe seitens Spielerhilfe gegen den Glücksspiel-Konzern ist lang. Nach eigener Aussage habe der Verein für jede seiner Anschuldigungen stichhaltige Beweise. Diese kämen beispielsweise von Whistleblowern u nd Spielsüchtigen, die ihre Daten zur Verfügung stellten, sowie einigen zugänglichen Daten des Konzerns selbst.

Protokolliert CASAG nur Gewinne und keine Verluste?

Der erste Vorwurf des Vereins richtet sich an die Gewinn-Verlust-Protokollierung der CASAG. Holubar zeigt dazu die von einem Casinos-Austria-Kunden über sich selbst beantragte Datenschutzauskunft. Auf dieser ist angegeben, dass der Spieler in einem Zeitraum von 13 Jahren insgesamt knapp 84.000 Euro gewonnen habe.

Nicht erfasst worden seien jedoch die Verluste des Spielers im selben Zeitraum, so Holubar. Diese seien derart hoch, dass der Spieler nach 13 Jahren Spiel einen Nettoverlust von 73.000 Euro verzeichnet habe. Laut dem Verein sei dies kein Einzelfall.

Besuchsbeschränkungslimit ineffizient?

Die nächste Anschuldigung gegen den Glücksspiel-Riesen bezieht sich auf dessen Spielerschutzmaßnahme des „Besuchsbeschränkungslimit“. So könnten Spieler, statt sich gänzlich vom Glücksspiel auszuschließen, bei der CASAG alternativ ein monatliches Besuchslimit festlegen. Dieses, so Holubar, sei eine sehr ineffiziente Maßnahme, die obendrein immer wieder ignoriert werde.

Kritik an Casino-Goodies

Kritik übt Holubar anschließend an den Zuwendungen, die Vielspieler von den Casinos erhielten. Dazu zählten Gratis-Getränke und -Mahlzeiten, Dauer-Parkkarten und VIP-Tickets für Events. Laut dem Verein seien „häufig anwesende Gäste in den meisten Fällen Spielsüchtige“.

Inwieweit sich diese Aussage belegen lässt, scheint unklar. Casino-Goodies sind indes weltweit in Casinos ein übliches „Extra“ und nicht immer an einen VIP-Status gebunden.

Manipulierte Spielautomaten?

Ein besonders schwerer Vorwurf bezieht sich anschließend auf vermeintlich „manipulierte Spielautomaten“. Bereits im Januar hatte der Verein mithilfe der Reporter von ZackZack eine Kurz-Reportage zum Thema veröffentlicht.

Während sich die CASAG aufs Jahr gerechnet an die gesetzliche Auszahlungsquote halte, würden die Spielgeräte so eingestellt, dass sie zu Beginn des Monats deutlich weniger auszahlten als Ende des Monats.

Kritik auch an der Gesetzeslage in Österreich

Holubar übt jedoch nicht nur Kritik an seinem „Erzfeind“ Casinos Austria. Zu bemängeln sei auch die Arbeit des Finanzministeriums, welches seine Spielerschutz-Verpflichtungen ebenfalls vernachlässige und „wie eine Abteilung im Casinos-Austria-Konzern“ agiere.

Grundsätzlich müsse sich in der österreichischen Glücksspiel-Gesetzgebung einiges ändern, so Holubar. Wünschenswert seien beispielsweise:

  • die Errichtung einer externen Glücksspiel-Behörde, die für die Einhaltung von Spielerschutz-Vorgaben verantwortlich ist,
  • die Ausweitung von Spielersperren auf Casinos in den Nachbarländern Österreichs,
  • das Heraufsetzen des Mindestalters für Lotto-Produkte von 16 auf 18 Jahre.

CASAG reagiert öffentlich auf jüngste Vorwürfe

Im Anschluss an Holubars Präsentation stellten anwesende Medienvertreter verschiedene Fragen, auf die zum Teil nur vage Antworten folgten. Eine Journalistin wollte wissen, woher der Verein die Information habe, dass 75 % der CASAG-Einnahmen von 3 % der Spieler stammten. Laut Holubar hätten „Whistleblower“ diese im Konzern „sehr bekannte“ Information geteilt.

Ein weiterer Journalist merkte fragend an, warum sich der Verein so auf die Casinos Austria fokussiere und andere Glücksspiel-Unternehmen, die sicherlich ebenfalls Spielerschutz-Mängel aufwiesen, außer Acht lasse. Holubar entgegnete, dass gegen illegale Anbieter ohnehin vorgegangen werde. Die CASAG stehe im Fokus, weil die Menschen dem Konzern aufgrund seiner Teilstaatlichkeit besonders vertrauten.

Eine von ihm aus anhängige Klage gegen den Glücksspiel-Riesen, so Holubar auf präzisere Nachfrage, spiele keine Rolle. Diese Frage des Journalisten resoniert auch mit der Auffassung der CASAG selbst. So reagierte Casinos-Sprecher Patrick Minar mit folgendem Statement auf die gestrige Konferenz:

Herr Holubar führt einen Rechtsstreit gegen die Casinos Austria und fordert einen Millionenbetrag. Aus Sicht des Unternehmens dient Holubars Medienarbeit dazu, seinen Rechtsstandpunkt vor Gericht zu verbessern, indem er versucht, die Casinos Austria AG (Casag) zu diskreditieren.

Laut Spielerhilfe wiederum sei diese Aussage ein „medialer Spin“, um von den Anschuldigungen abzulenken. Der „Krieg“ zwischen dem Verein und dem Glücksspiel-Konzern scheint somit vorerst ohne Richtungswechsel weiterzugehen.