„Angst“ vor E-Sport: Uli Hoeneß über die Zukunft des Fußballs
Die E-Sport-Branche ringt in Deutschland noch immer darum, als „echter Sport“ anerkannt zu werden. Wie kritisch sie mitunter betrachtet wird, zeigt ein gestern veröffentlichtes Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Uli Hoeneß. Darin erklärt der Ehrenpräsident des FC Bayern München, dass ihm der E-Sport „richtig Angst“ mache.
Angst vor E-Sport – oder vor Veränderung?
Als Uli Hoeneß in den 1970er Jahren selbst noch wichtige Vereinstitel für den FC Bayern München holte, sei der Vereinsfußball noch regional geprägt gewesen, so der 68-Jährige im Gespräch mit den Journalisten. Profi-Fußballer seien aus der Gegend gekommen, Transfers wie man sie heute kennt, habe es nicht gegeben und „Jungs“ seien Fans lokaler Clubs gewesen.
Hoeneß selbst habe sein „ganzes Leben als Bub gekickt“, auf der Wiese, im Hinterhof, gegen Garagentore. Heute jedoch sehe er nur selten Kinder auf der Wiese oder auf der Straße spielen. Allerdings, so grenzt er ein, sei auch nur jede Stunde ein Auto gekommen.
Dass die „Buben“ heut nicht mehr Fans der lokalen Vereine, sondern internationaler Clubs wie dem FC Barcelona oder dem FC Liverpool werden, schreibt Hoeneß unter anderem der Informationstechnologie zu:
„Das kommt, weil sie im Internet und anderswo nur noch die großen Klubs sehen. Ich glaube, wenn wir uns in zehn Jahren wieder unterhalten, wird sich der Fußball nochmals ganz verrückt verändert haben. Dieses ganze elektronische Zeug, E-Sport und all das, macht mir richtig Angst.“
Das große Geld oder „Bayern forever“?
Hoeneß zeigte sich nicht nur gegenüber dem E-Sport skeptisch. Er kritisierte im F.A.Z.-Interview auch die Transferpolitik des Borussia Dortmund und sorgte damit für heftige Gegenreaktionen. Auf die Frage hin, wie er die Strategie des Konkurrenten Borussia Dortmund fände, erklärte er ausführlich, was ihn störe.
Kaufe Dortmund einen hochtalentierten Spieler, höre man wenige Monate später, er stelle ein Verkaufsobjekt dar. Anders als Borussia Dortmund lege der Bayern München nicht auf Wertsteigerung Wert, sondern auf eine wirkliche Identifikation der Spieler mit dem Verein. So müsse ein Spieler hier das Gefühl haben, er sei „Bayern forever“.
Schon in naher Zukunft könnte sich vom BVB der 20-jährige Jadon Sancho verabschieden. Laut Medienberichten verhandele der Club derzeit mit Manchester United über einen Transfer. Eine Zahlung von üppigen 120 Mio. Euro solle den Dortmundern für den Mittelfeldspieler winken, der im August 2017 zu Borussia Dortmund wechselte.
Der BVB-Sportdirektor Michael Zorc wies die Kritik von Hoeneß scharf zurück. Er finde seine Aussagen „ziemlich arrogant“. Mit jährlichen 250 Mio. Euro „mehr in der Tasche“ ließe es sich „mit vollen Hosen gut stinken.“