Gaming in Südkorea: Teenager dürfen nachts wieder zocken
Die südkoreanische Nationalversammlung hat beschlossen, das nächtliche Gaming-Verbot für Teenager aufzuheben. Ab dem 1. Januar 2022 sollen Minderjährige unter 16 Jahren wieder ohne zeitliche Einschränkungen Videospiele spielen können. Dies berichtete am Freitag die staatliche Nachrichtenagentur Südkoreas KBS.
Das nächtliche Spielverbot war im November 2011 eingeführt worden. Seither erhielten Kinder zwischen 0 und 6 Uhr morgens keinen Zugang zu Online-Spielen. Hintergrund der Einschränkung war die Sorge um die seit der Jahrtausendwende stark angestiegene Zahl computerspielsüchtiger Minderjähriger.
Verbot ineffizient und nicht zeitgemäß
Zehn Jahre später habe die Regierung Bilanz gezogen, berichtet KBS. Seit August seien die Forderungen einiger Abgeordneter nach einer Gesetzesänderung stetig lauter geworden. Nun solle das im Jugendschutzgesetz verankerte nächtliche Spielverbot aufgrund mangelnder nachweisbarer Effizienz aufgehoben werden.
Das Verbot habe sich angesichts technologischer Entwicklungen und Gaming-Trends als überflüssig erwiesen. Minderjährige verbrächten ihre Zeit heute vorwiegend mit dem Mobile-Gaming oder dem Konsum von Videos und Social-Media-Inhalten.
Während Südkorea sich der Gaming-Branche grundsätzlich sehr aufgeschlossen zeigt, hat China in diesem Jahr eine entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. So kündigte die chinesische Regierung Ende August an, die wöchentliche Spielzeit für Minderjährige auf drei Stunden zu begrenzen. Kurz darauf folgte die Ankündigung, dass gar keine neuen Spiele mehr zugelassen werden sollen.
In weiteren Schlagzeilen hieß es dann, dass Eltern künftig bestraft werden sollen, wenn ihre Kinder problematisches Spielverhalten entwickeln. Anfang November zog sich dann Gaming-Gigant Epic Games vom chinesischen Markt zurück. Die zunehmenden Verbote erhielten viel Kritik, insbesondere aus der E-Sport-Branche, die sich nun in ihrer Existenz gefährdet sieht.
Statt dem gestiegenen Spiel- und Internetkonsum Jugendlicher mit Verboten zu begegnen, wolle Südkorea nun auf Aufklärung setzen. Insbesondere in Schulen solle Medienkompetenz standardmäßig gelehrt werden. Darüber hinaus sollen auch Eltern aufgeklärt werden, wie sie dafür sorgen könnten, dass ihre Kinder kein technologiebezogenes Suchtverhalten entwickeln.
Als Hilfsmittel sollen den Eltern zudem verbesserte Kindersicherungs-Methoden zur Verfügung gestellt werden, um die Spielzeit ihrer Kinder individuell festlegen zu können.
Tech- und E-Sport-Nation Südkorea
Insgesamt ist die Entwicklung der südkoreanischen Tech-Branche in den letzten Jahren rasch vorangeschritten. So war Südkorea 2019 eines der ersten Länder weltweit, das flächendeckend 5G für den kommerziellen Gebrauch einführte.
Die Gaming-Branche habe davon stark profitiert, berichten Branchenmedien. Die Netzwerkgeschwindigkeit habe sich deutlich erhöht, was das Online-Spielen insbesondere auf kompetitiver und professioneller Ebene erleichtere.
Anders als China könne Südkorea damit auch weiterhin eine der stärksten E-Sport-Nationen der Welt bleiben.