Macau: Ho-Familie setzt auf Allianz mit Investor
Über Jahrzehnte prägte und dominierte Casino Milliardär Stanley Ho (97) das Bild von Macau als das Las Vegas Asiens. Nun braucht der Clan des Patriarchen tragfähige Allianzen, um seine wertvollen Casino-Lizenzen verlängern zu lassen. Es drohen Konflikte innerhalb und außerhalb des Imperiums.
Der Pate Macaus
1962 baute Stanley Ho das erste Casino im damals noch zu Portugal gehörenden Macau. Über Jahrzehnte gelang es ihm beinah im Alleingang, die heutige chinesische Sonderverwaltungszone zu einem Glücksspielmekka auszubauen und damit Milliarden einzunehmen.
Seine Firma SJM Holdings Ltd., zu der auch der Casinobetreiber STDM (Sociedade de Turismo e Diversões de Macau) gehört, ist Eigentümerin von 19 Casinos in Macau. Tochterfirmen agieren auf der ganzen Welt. Laut Forbes Magazin ist der Unternehmer einer der zehn reichsten Chinesen der Welt.
Stanley Ho, eigentlich Dato‘ Sri Stanley Ho Hung-sun, wurde 1921 als neuntes von dreizehn Geschwistern in Hong Kong geboren. Im zweiten Weltkrieg floh er vor den Japanern nach Macau.
Dort bewarb er sich 1943 mit Geschäftsfreunden auf das ausgeschriebene Glücksspiel-Monopol Macaus und erhielt es für einen Preis von rund 410.000 US Dollar. In der Folge baute er ein Imperium auf, das erst mit der Öffnung Macaus für ausländische Casinobetreiber im Jahr 2002 zu wanken begann.
Die Vorbereitung der Bewerbung auf eine Verlängerung der im Jahr 2020 auslaufenden Lizenzen für das Glücksspielimperium Hos scheint die Dynastie nun auf eine harte Bewährungsprobe zu stellen. Im Hintergrund: Ausländische Konkurrenz und innerfamiliäre Grabenkämpfe.
Neffe klagt auf 225 Millionen Euro
Casino-Magnat Ho im Jahr 2006 (Quelle:flickr.com/stanley ho, licensed under CC BY-SA 2.0)
Mit 96 Jahren gab Stanley Ho im Juni 2018 offiziell seinen Rückzug (Link auf Englisch) von der Spitze seines Imperiums bekannt. Doch ruhig ist es um den sogenannten „King of Gambling“ und „Paten von Macau“ seither keineswegs geworden. Dies liegt nicht zuletzt an den Nachkommen des Glücksspielmagnaten, die in ihrem Ringen um Geld und die Vorherrschaft im Konzern immer wieder von sich reden machen.
Zuletzt für Aufsehen gesorgt hatte im Januar 2019 ein Neffe Hos, der seinen Onkel und den von ihm gegründeten Casinobetreiber STDM auf umgerechnet rund 225 Millionen Euro verklagt hatte. Als Alleinerbe von Winnie Ho Yuen-ki, einer der vielen Schwestern Hos, die ein halbes Jahr zuvor im Alter von 95 Jahren gestorben war, verlangte er in ihrem Namen Schadensersatz für entgangene Dividenden aus den Geschäften der STDM.
Winnie Ho, die die STDM seit 1962 mitaufgebaut hatte, hatte vor ihrem Tod bereits über 30 Prozesse gegen ihren Bruder angestrengt, ohne nennenswerte Erfolge. Der Ausgang des laufenden Verfahrens ist noch offen.
Vier Frauen, 17 Kinder, sehr viel Geld
Zeitgleich rumort es bereits seit Jahren zwischen den Kindern Hos, die er mit vier Frauen zeugte. Dass die Polygamie bereits 1971 auch in Hong Kong abgeschafft wurde, scheint den Milliardär wenig beeindruckt zu haben: Er ließ es sich nicht nehmen, die bereits 2004 verstorbene Clementina Leitao sowie Lucina Laam, Ina Chan and Angela Leong zeitgleich als Ehefrauen zu bezeichnen.
Heute wird das Ho-Imperium zu großen Teilen von Kindern Hos mit der 1943 geborenen, zweiten Ehefrau Lucina geführt. Tochter Pansy belegt 2019 Platz 20 der Forbes Liste der 50 reichsten Bewohner Hong Kongs und hält 29 % des MGM Grand Macau Casinos.
Lawrence Ho mit Ehefrau Sharen (Quelle:flickr.com/Crossroads Foundation Photos, licensed under CC BY-SA 2.0)
Ihr Bruder Lawrence ist der einzige Sohn des Magnaten und wird auf ein Netto-Vermögen von rund 1,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er ist CEO der Melco International Development Ltd., einem der ältesten und größten Glücksspiel-, Technologie und Immobilienkonzerne Hong Kongs.
Ebenfalls an der Spitze: Daisy Ho, eine weitere Tochter Lucinas, die nach dem Rücktritt ihres Vaters den Vorsitz der SJM Holdings übernahm.
Nun gab Daisy Ho im Namen ihrer Geschwister bekannt, eine Allianz mit einem der größten Anteilseigner von Casinobetreiber STDM, der Fok Foundation, eingegangen zu sein. Mit dieser Konstellation kontrolliert der Zweig der Familie über 53 % der STDM, die wiederum 54 % der SJM in Händen hält. Die Geschwister haben somit das Mehrheitsrecht über das Gesamtimperium des Vaters.
Diese Konzentration der Macht eines Teils der weitverzweigten Familie lässt Beobachter fürchten, dass es innerhalb des Clans weiterhin zu Spannungen kommen könnte. Nachdem Patriarch Ho 2011 aufgrund öffentlicher Kritik an seinem Vermögen den Großteil seiner Firmen und somit seines Vermögens auf seine Kinder verteilte, brechen immer wieder Rivalitäten zwischen den Ehefrauen bzw. ihren Kindern aus.
Marktliberalisierung lockte Las Vegas-Tycoone
Doch nicht nur verwandtschaftliche Streitigkeiten dürften der nun verkündeten Allianz zugrunde liegen. Das Ho Imperium sieht sich im Kampf um weitere Lizenzen für den Betrieb des außerordentlich lukrativen Casio-Geschäfts in Macau mit aggressiver Konkurrenz aus dem Ausland konfrontiert.
Während Ho und seine Unternehmen bis zur Öffnung des Marktes im Jahr 2002 das Glücksspielmonopol Macaus in Händen hielten, bedienen sie heute nur noch rund 14 % des Marktes.
Demgegenüber stehen Las Vegas erprobte Schwergewichte wie Sheldon Adelsons Sands China Ltd und Steve Wynns Wynn Macau Ltd., die das zahlungskräftige Publikum Macaus seit Jahren mit High Class-Resorts, Gourmet-Restaurants und pompösen Shows locken.
Um im Rennen um die heiß begehrten Lizenzen vorn zu liegen, ist Einigkeit und enge Abstimmung an der Spitze der Ho-Gruppe unerlässlich. Bei allen Differenzen wird die Dynastie sich hierfür zusammenraufen müssen.