Donnerstag, 21. November 2024

„Sprach-Hygiene“: Frankreich verbannt englische Begriffe wie „E-Sport“ und „Streamer“

EA FIFA-Spielszene E-Sport soll nun in französischer Sprache benannt werden (Bild: EA, Komposition: casinoonline.de)

Franzosen sind bekannt für den Stolz auf ihre Kultur. Dazu zählt auch ihre Sprache. Um diese vor einer Flut von Anglizismen zu schützen, werden in Frankreich schon seit Langem bestimmte Begriffe aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verbannt. Nun trifft es nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP den Gaming-Bereich, in dem künftig englische Begriffe wie „E-Sport“ und „Streamer“ Tabu sein sollen.

Demnach habe das für Regelungen rund um die französische Sprache zuständige Kultusministerium erklärt, warum es die Videospiel-Branche in den Fokus der Änderungen genommen habe. Dieser Bereich sei traditionell mit vielen Anglizismen besetzt. Dies könne für Menschen mit geringen Englischkenntnissen und wenig Erfahrung im Gaming zu Verständnisproblemen führen.

Zudem verdammen die Sprachschützer die fortschreitende Ausbreitung fremdsprachiger Begriffe in der Landessprache. Diese sei mittlerweile

...gekennzeichnet durch eine Entwertung, die nicht als unvermeidlich angesehen werden darf.

Parallel zu der Ankündigung veröffentlichte das Ministerium eine Liste mit Begriffen, die in Zukunft nicht mehr in ihrer englischen Form genutzt werden sollen. So soll aus E-Sport „jeu video de competition“ werden. Aus Gaming-Profis, die weltweit oft um Millionensummen spielen, werden künftig „joueurs professionnel“.

Darüber hinaus sind Streamer, die Wettkämpfe oder auch Online-Casino-Sessions per Livestream im Internet übertragen, ebenfalls von den Änderungen betroffen: Sie sollen nun „joueur-animateur en direct“ genannt werden.

Der lange Kampf um die französische Sprache

Die Bemühungen im E-Sport sind nur der jüngste Teil einer seit Jahrzehnten andauernden Kampagne der Regierung. Bereits seit 1994 sind beispielsweise Radiosender verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Sendezeit für französische Songs zu reservieren.

Die Beamten des Kultusministeriums haben es bei ihrem selbsterklärten Kampf zum Schutz der französischen Sprache nicht nur auf die Gaming-Branche abgesehen. Bereits vor Monaten brandmarkte die Académie Française Begriffe wie „Drive-in“ und „Big Data“, die ungehindert Einzug ins nationale Kulturgut gehalten hätten. Noch schlimmer allerdings seien Wörter, die aus den Marketingabteilungen stammten. Als besonders abschreckendes Beispiel nannten die Kulturhüter das Bahnunternehmen SNCF mit seiner Marke „Ouigo“ (Englisch ausgesprochen: „we go“, Deutsch: „wir fahren“). Der Bahn-Konzern zeigte sich von der Kritik jedoch unbeeindruckt, denn der Markenname wird weiterhin unverändert genutzt.

In der Praxis dürften die nun eingeführten Umbenennungen kaum Auswirkungen auf Spieler in Frankreich haben. Die Direktive des Ministeriums ist nur für staatliche Mitarbeiter und ihre offizielle Kommunikation mit der Bevölkerung gedacht. Aus diesem Grund ist es gut möglich, dass auch künftig in Frankreich für „E-Sport-Events“ mit bekannten „Pro-Gamern“ geworben wird.