Donnerstag, 21. November 2024

Studie: Sportwetten-Werbung verleitet viele Spieler zu mehr Einsätzen

Paddy Power-Shop Sportwetten-Anbieter wie Paddy Power schalten viel Werbung (Bild: Flickr/Bob Walker, CC BY-SA 2.0)

In Großbritannien kritisieren Spielerschutz-Organisationen seit Jahren die aus ihrer Sicht ausufernde Werbung für Glücksspiel und Sportwetten. Eine neue Studie [Seite auf Englisch] könnte ihren Argumenten nun Auftrieb geben. Der von Forschenden der Universitäten Glasgow und Stirling durchgeführten Analyse zufolge hätten viele Sportwetten-Fans erklärt, durch die Werbung zu „ungeplanten“ weiteren Einsätzen verleitet worden zu sein.

Für die unter Leitung der Sozialwissenschaftlerin Dr. Heather Wardle aus Glasgow initiierte Studie seien zwei Umfragen unter insgesamt knapp 3.000 aktiven Sportwetten-Fans durchgeführt worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass sich 31,2 % von ihnen durch die Werbung der Buchmacher dazu animiert gefühlt habe, zusätzliche Wetten abzuschließen.

Dieses Ergebnis zeige, wie stark sich Sportwetten-Werbung auf die Spieler auswirke. Dr. Wardle erklärte dazu:

Zum ersten Mal haben wir Beweise dafür, dass Werbung wirklich schwerwiegende Auswirkungen auf Menschen mit problematischem Glücksspiel hat. (...) Die Branche sagt immer, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Werbung Schaden verursacht, aber wenn diejenigen, die ein Problem mit dem Glücksspiel haben, mehr Geld ausgeben, ist das ein Beweis für den Schaden.

Gestützt werde ihre Aussage durch eine weitere Erkenntnis der Untersuchung. Demnach seien gut 5 % der Befragten als Problemspieler einzuordnen. Von diesen hätten sogar 87 % erklärt, aufgrund der Werbung mehr gewettet zu haben.

Die Wissenschaftlerin verwies in dem Zusammenhang auf die Verantwortung des Staates. Spielsüchtige sollten per Gesetz davor geschützt werden, mit der für sie so verlockenden Sportwetten-Werbung konfrontiert zu werden. Das sei bisher nichts ausreichend der Fall.

Keine direkte Förderung der Spielsucht nachgewiesen

Die Forschenden schränken trotz der von den Befragten geschilderten Erfahrungen jedoch ein, dass die Studie kein Beweis dafür sei, dass Sportwetten-Werbung die Spielsuchtgefahr fördere. Darauf sei das Studiendesign nicht ausgelegt gewesen.

Die Ergebnisse zeigten jedoch einen Zusammenhang zwischen Marketing und Problemspiel, der besorgniserregend sei. Dies reiche nach Ansicht der Wissenschaftler aus, um Glücksspiel-Werbung generell einzuschränken:

Eine vorsichtige Interpretation dieser Daten, insbesondere des Zusammenhangs zwischen problematischem Glücksspiel und Marketing, das zu ungeplanten Ausgaben führt, deutet darauf hin, dass Beschränkungen des Glücksspiel-Marketings eine positive Maßnahme zur Schadensminimierung sein könnten.

Dass eine Begrenzung der Werbung nötig sei, zeigten die Ausgaben der Sportwetten-Anbieter. Diese seien in den letzten Jahren trotz gegenteiliger Behauptungen aus der Branche gestiegen.

So hätten die Glücksspiel-Unternehmen in der ersten Jahreshälfte durchschnittlich rund 6,8 Mio. GBP (8,1 Mio. Euro) pro Woche ausgegeben. Im Jahr 2021 sei dieser Betrag auf 8,3 Mio. GBP und damit um knapp ein Viertel gewachsen. Auch das trage dazu bei, den Spielerschutz zu unterminieren, bilanzieren die Wissenschaftler.