Britischer Sportwetten-Konzern will keine TV-Werbung mehr schalten
Der Glücksspiel-Anbieter GVC Holdings PLC, unter anderem Eigentümer der britischen Buchmacher Ladbrokes und Coral, möchte das verantwortungsvolle Spiel in Großbritannien unterstützen und will deshalb in Zukunft auf die Schaltung von Werbespots verzichten.
Künftig keine Sportwetten-Clips mehr?
Der Werbebann ist der größte Bestandteil einer Kampagne für ein verantwortungsvolleres Spiel, die GVC jetzt veröffentlicht hat. Der selbst auferlegte Verzicht sieht vor, dass GVCs Tochterunternehmen Ladbrokes und Coral künftig keine Werbung mehr rund um Sportübertragungen schalten, unabhängig von der Tageszeit oder Sportart.
Eine Ausnahme würden die Übertragungen von Pferderennen bilden, bei denen Ladbrokes und Co. auch weiterhin Spots schalten sollen. Um über die potentiellen Gefahren des Glücksspiels künftig noch besser aufzuklären, solle es zudem möglich sein, Aufklärungskampagnen zu diesem Thema auszustrahlen – allerdings solle sich dies auf höchstens einen Clip je Werbepause beschränken.
In einem Statement sagte GVC-Geschäftsführer Kenny Alexander:
Obwohl ein Großteil unserer Kunden verantwortungsbewusst spielt, ist es höchste Zeit, dass die Branche mehr dafür tut, um Kunden vor potentiellem Schaden zu bewahren. Als das größte Glücksspiel-Unternehmen Großbritanniens und Eigentümer von Ladbrokes und Coral werden wir von GVC genau dies tun. Ich fordere andere führende Anbieter dazu auf, uns dabei zu helfen, die Ausstrahlung der TV-Werbung für Sportwetten zu jeder Tageszeit zu beenden.
Den aufsehenerregenden Schritt gab das Management von GVC am gestrigen Donnerstag bekannt. Kenny Alexander erklärte, dass das Unternehmen auf diese Weise „mehr für den Schutz von spielsuchtgefährdeten Menschen tun“ wolle.
Die Initiative von GVC kommt zu einer Zeit, in der in der Glücksspiel-Branche intensiv über Werbebeschränkungen oder gar -verbote diskutiert wird. Spielschutz-Organisationen und Politiker aller Parteien haben in der Vergangenheit die Anbieter wiederholt aufgefordert, ihre Werbeanstrengungen rund um Sportübertragungen einzuschränken, da diese besonders oft von Kindern und Jugendlichen geschaut würden.
Die Werbung steigere die Gefahr, die Minderjährigen zum Glücksspiel zu verführen, so die Kritiker der TV-Spots. Die Buchmacher haben daraufhin reagiert und von sich aus freiwillige Beschränkungen rund um Sportsendungen zu bestimmten Uhrzeiten angekündigt. Der nun von GVC geplante fast vollständige Verzicht geht jedoch weit darüber hinaus.
Die Beschränkung bei den Werbespots soll nach Aussage von GVC jedoch nur ein Teil eines Maßnahmenpaketes sein, mit dem der Sportwettenanbieter mehr für den Schutz seiner Kunden tun wolle. Deshalb würden GVC-Unternehmen künftig auch das Sponsoring auf den Trikots von Fußballspielern oder auf den Werbebanden in den Stadien beenden.
Mit dieser Entscheidung greift GVC eine Forderung der oppositionellen Labour-Partei auf, die bereits 2017 ein Verbot des Trikot- und Stadionsponsorings durch Sportwettenanbieter gefordert hatte.
Das Verschwinden der Logos auf den Trikots der Spieler würde es nach Kenny Alexanders Aussage den Fans ermöglichen, die Matches zu verfolgen, ohne dabei ständig mit Glücksspiel-Werbung und -Angeboten konfrontiert zu werden.
GVC ergreift beim Spielerschutz die Initiative
GVC rief die anderen Sportwettenanbieter nachdrücklich dazu auf, es ihnen gleich zu tun und auf ihre Werbe- und Sponsoringmaßnahmen zu verzichten. Kenny Alexander sagte dazu:
Die Branche kann und sollte mehr für den Schutz von gefährdeten Spielern unternehmen. Die heutige Ankündigung zeigt, dass GVC in diesem Punkt etwas tun wird.
Da GVC Großbritanniens größter Buchmacher ist, dürfte die Aktion bei der Konkurrenz für gehörig Unruhe und Bewegung sorgen. Kein Wunder, gehört die Reklame doch zu den meistgenutzten Werkzeugen, um die Markenbekanntheit zu steigern.
Kenny Alexander (Bild: GVC)
Doch GVC möchte noch weiter gehen und sich nicht auf den Werbeverzicht beschränken. Um seinen Bemühungen mehr Kraft zu verleihen, hat GVC Anfang des Jahres die „Changing for the Bettor“-Kampagne gestartet.
Die Initiative soll dazu beitragen, dass sichere Glücksspiel-Technologien entwickelt, die Glücksspiel-Forschung intensiviert und neue Kontrollmechanismen für ein faireres Spiel eingeführt werden.
Menschen mit problematischem Spielverhalten sollen zudem kostenlosen Zugriff auf die GamBan-Software erhalten, mit der sie den Zugang zu Glücksspiel-Anbietern auf Computern und Mobilgeräten blockieren und sich damit vor übermäßigem Spiel schützen könnten.
Insgesamt will das Unternehmen ab 2022 ein Prozent seiner Einnahmen zur Verfügung stellen, um die Forschung, Aufklärung und Behandlung von Glücksspielproblemen zu unterstützen. Dies wäre eine Verzehnfachung des aktuellen Niveaus, das aktuell bei lediglich 0,1 % liegt.