Australien: Sportsbet soll zu Unrecht einbehaltene Sportwetten-Gewinne auszahlen
Dem australischen Online Sportwettenanbieter Sportsbet steht eine millionenschwere Nachzahlung in Haus: Das Unternehmen wurde von der zuständigen Glücksspielkommission zur Auszahlung von Gewinnen verurteilt, die die Buchmacher „zu Unrecht“ einbehalten hätten.
Zahlung von über 5,5 Millionen Euro
Am gestrigen Donnerstag entschied die australische Glücksspielkommission Northern Territory Racing Commission (NTRC), dass Sportsbet an seine Kunden Wettgewinne in Höhe von schätzungsweise bis zu 9 Millionen Australischen Dollar (umgerechnet 5,57 Millionen Euro) auszahlen muss. Der Entscheidung war die offizielle Beschwerde einer nicht genannten Anzahl von Spielern vorausgegangen, die die fehlende Zahlungsbereitschaft des Buchmachers beklagt hatten.
Bei dem Streit ging es um eine von Sportsbet ursprünglich angebotene Wette, auf die eine unbekannte Anzahl von Kunden gesetzt hatte. In dem Angebot ging es darum, ob es einem beliebigen Spieler der australischen Football League (AFL) in Runde 10 der Saison 2019 gelänge, 40 oder mehr erfolgreiche Pässe zu spielen.
Sportsbet ist Australiens umsatzstärkstes Wettbüro. Das zum Wettkonzern Flutter Entertainment (ehemals Paddy Power Betfair) gehörende Unternehmen wurde 1993 gegründet und kommt bei Einnahmen von 679 Australischen Dollar (2017) in dem Land mittlerweile auf einen Marktanteil von 26 % [Seite auf Englisch]. Damit liegt es mit großem Abstand vor BetEasy, das aus der Fusion von CrownBet und William Hill hervorgegangen ist (16 % Marktanteil).
Unter den Wettfreunden war das Angebot daraufhin rege angenommen worden. Ein Großteil der Kunden hatte dabei auf „nein“ getippt, denn in den vorangehenden Runden war es insgesamt lediglich vier Spielern gelungen, 40 und mehr Pässe zu spielen.
Die Wette wurde „regelwidrig“ zurückgezogen
Sportsbets Tweet zum Thema (Bild: Twitter/Sportsbet)
Nach Beendigung der neun Matches der Spielrunde stand fest, dass tatsächlich kein Spieler die 40 Pass-Grenze erreicht oder überschritten hatte. Doch anstatt ihre Gewinne aus der Wette gutgeschrieben zu bekommen, wurden die Sportsbet-Kunden enttäuscht: Sportsbet hatte die Wette noch vor Beginn der Runde 10 zurückgezogen.
Aus diesem Grund weigerte sich das Wettbüro standhaft, die Gelder an die erbosten Kunden auszuzahlen. Sie beriefen sich dabei darauf, dass die Stornierung einer Wette rechtlich zulässig sei, wenn die Quotenermittlung „offensichtlich fehlerhaft“ gestaltet worden sei.
Daraufhin legte eine Reihe der Spieler bei der NTRC Beschwerde gegen Sportsbet ein. Darin forderten sie die Auszahlung der Gewinne in Höhe von 1,75 Dollar auf jeden gesetzten Dollar. Diese Forderung wurde von der Glücksspielkommission nun grundsätzlich bejaht, denn die von Sportsbet geltend gemachten Fehler seien nicht ausreichend für eine Stornierung. Sportsbet hätte die Wette deshalb nicht zurückziehen dürfen.
In der Begründung der NTRC heißt es dazu:
Alle Personen, die eine Gewinnwette auf eine beliebige oder alle von Sportsbets AFL +40-Angeboten abgeschlossen haben (…), haben Anspruch darauf, den Gesamtbetrag der Gewinnwette ausbezahlt zu bekommen.
Ein Widerspruch der Buchmacher auf diese Entscheidung ist nicht zu erwarten, denn bereits kurz nach der Entscheidung erklärte Sportsbet, dass es das Urteil akzeptiere. Via Twitter gaben die Buchmacher bekannt, dass sie die betreffenden Spieler schnellstmöglich kontaktieren und dass die Beträge bald auf deren Konten überwiesen würden.
Obwohl die Gesamtzahl der Geschädigten während des Verfahrens nicht bekannt wurde, gehen Experten von bis zu 2.000 Spielern aus, die auf ihre Gewinne warten.
Erfolg bei vergleichbarem Fall
Es ist für Sportsbet nicht die erste derartige Auseinandersetzung in diesem Jahr. Bereits im August hatte ein Spieler gegen die Stornierung einer Wette geklagt. Damals ging es um eine Kombi-Wette in den Sportarten Football und Rugby, die der Konzern ebenfalls aufgrund einer „fehlerhaften Gestaltung“ vom Markt genommen hatte.
Doch im Unterschied zum jüngsten Urteil endete dieser Disput nicht mit einer Niederlage für das Wettbüro: Die NTRC folgte damals dessen Argumentation. Allerdings monierten die Kontrolleure, dass Sportsbet nicht genügend Anstrengungen unternommen habe, um Spieler über die Stornierung umfassend aufzuklären.