Freitag, 22. November 2024

Nach Millionen­betrug: Gericht verurteilt spielsüchtige Britin zu Hausverkauf

Haeuserreihe in England

Eine 63-jährige Britin muss ihr Haus verkaufen, um für den Millionenschaden, den sie aufgrund ihrer Spielsucht verursacht hat, zumindest teilweise Wiedergutmachung zu leisten. Dies entschied gestern ein Gericht im südenglischen St Albans. Die Finanzangestellte Joyce Baker war bereits im vergangenen Jahr zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt worden, nachdem sie ihren Arbeitgeber beinah in den Ruin getrieben hatte.

Hausverkauf oder Gefängnis

Wenn Joyce Baker 2022 auf Bewährung entlassen wird, hat sie sechs Monate Zeit, um ihr Haus in der Grafschaft Hertfortshire zu verkaufen. Gelingt dies nicht, drohen der 63-Jährigen weitere zwei Jahre im Gefängnis. Gutachter schätzen die Immobilie auf einen Wert von 375.000 GBP. Der Erlös soll direkt an den ehemaligen Arbeitgeber der Frau fließen.

Während der Ermittlungen hatte Joyce Baker ihre bis dato geheimgehaltene Spielsucht gestanden. So habe sie sich Ausflüge in Spielbanken geleistet und teilweise bis zu 4.000 GBP pro Nacht im Internet verzockt. Die in britischen Online-Casinos geforderten Bonitätsnachweise habe sie gefälscht, indem sie sich im Namen ihres Arbeitgebers einen Tagessatz von 750 GBP bescheinigt habe.

Mit der Verfügung reagierte der St Albans Crown Court auf die Tatsache, dass der Verbleib der gestohlenen Gelder in Höhe von umgerechnet rund 2,24 Mio. Euro bis heute nicht restlos geklärt werden konnte.

Zwar hatte sich Baker in ihrem ersten Prozess [Seite auf Englisch] im September 2019 des angeklagten Betrugs schuldig bekannt, sich zu möglichen weiteren Geldverstecken jedoch nicht äußern wollen.

Als Finanz-Controllerin hatte Baker ihren Arbeitgeber The Lightning Corporation, ein Unternehmen im Bereich der Lichttechnik, zwischen 2012 und 2018 um genau 2.011.983,36 GBP gebracht. Ein großer Teil des Geldes sei ins Online-Glücksspiel und Casinobesuche geflossen.

Mitarbeiter verlieren Jobs

David Caddick, Firmeneigner der Lightning Corporation, zeigte sich im Anschluss an die gestrige Urteilsverkündung lokalen Medien gegenüber nur bedingt zufrieden. Er gehe stark davon aus, dass die Controllerin Teile des gestohlenen Geldes beiseitegeschafft habe, so Bakers ehemaliger Chef. Zudem hätte die Verfügung seines Erachtens schneller ausgesprochen werden können und müssen:

Das Geld aus dem Verkauf des Hauses hätte, wenn es früher verkauft worden wäre, verwendet werden können, um die Arbeitsplätze zu sichern, die wir im Unternehmen verloren haben, nachdem wir alle nicht nur unter ihrer Kriminalität, sondern auch unter der COVID-Pandemie gelitten haben.

Durch den Diebstahl, der bereits sechs Wochen, nachdem Baker ihrer Tätigkeit aufgenommen hatte, begonnen haben soll, war Caddicks Unternehmen nur knapp dem Ruin entgangen. Insgesamt hatten 30 Mitarbeiter aufgrund der Folgen des Betrugs ihren Job verloren.