Spielsüchtige Behindertenhelferin aus Österreich unterschlägt 2,5 Millionen Euro
Eine österreichische Behindertenhelfein soll für ihre Spielsucht Geld veruntreut haben. (Bild: ihre-vorsorge.de)
In Oberösterreich laufen seit vergangenem Herbst Ermittlungen gegen eine 40-jährige Behindertenhelferin. Sie steht im Verdacht, über ihren Verein gesammelte Fördergelder in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Wie jetzt bekannt wurde, handelt es sich bei den veruntreuten Geldern um einen Betrag von rund 2,5 Millionen Euro. Bei der Verdächtigen handelt es sich um die Leiterin der Initiative „Selbstbestimmt Leben“ (SLI). Der Verein arbeitet auf Geheiß des Landes und erhält von diesem Fördergelder für Behinderte. Das Motiv für den Betrug soll Spielsucht gewesen sein.
Behindertenverein erhielt 4 Millionen vom Staat
Der erste Verdacht gegen Karin H. kam bereits im September 2017 auf. Damals waren einem Bankangestellten die hohen Beträge auf dem Privatkonto der Verdächtigen aufgefallen. Die Gelder sollen auf Konten von Glücksspielbetreibern geflossen sein. Daraufhin informierte er die Polizei, da der Verdacht der Geldwäsche nahelag. Die 40-Jährige ist Vorsitzende eines Sozialvereins, der sich für Behinderte in Österreich einsetzt. Finanziert wird seine Arbeit unter anderem aus dem Topf für Soziales des Landes. Seit 2014 überwies das Land dem Verein rund 4 Millionen Euro für seine Arbeit.
Karin H. leidet selbst unter einer Behinderung und ist auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Sie sitzt derweil in Untersuchungshaft.
Gefälschte Rechnungen für die Spielsucht
Um ihre Spielsucht zu finanzieren, soll Karin H. dem Land Oberösterreich gefälschte Rechnungen geschickt haben. Die Summen, die sie dem Land im Namen des Vereins in Rechnung stellte, sollen weitaus höher ausgefallen sein, als es die eigentlich erbrachte Leistung verlangt hätte. Der Verein hilft Behinderten im Alltag, übernimmt häusliche Pflege und andere Assistenzleistungen. Für die Bereitstellung eines Alltagshelfers soll die Verdächtige beispielsweise mehr Stunden in Rechnung gestellt haben, als der Assistent tatsächlich für einen Behinderten aufgewendet hatte.
Regelmäßige Fördergelder vom Land Oberösterreich, die der Verein ohne Gegenleistung erhielt, soll Karin H. ebenfalls nicht zu den Bedürftigen weitergeleitet, sondern für sich behalten haben. Dr. Michael Slapnicka, Leiter der oberösterreichischen Sozialabteilung, deren Gelder die Verdächtige veruntreut haben soll, erklärte bereits zu Beginn der Ermittlungen:
„Im Jahr 2014 war die persönliche Assistenz für Beeinträchtigte vom Land dem Verein ,SLI‘ übertragen worden, wir haben die Zusammenarbeit mit dem Verein natürlich sofort eingestellt, werden die Betrugssumme einklagen.“
Damals stand auch der Partner der Verdächtigen im Fokus der Ermittlungen. Ob sich der Verdacht gegen ihn auch erhärtet hat, ist bisher nicht bekannt. Es handelt sich um einen der größten Sozialbetrugsfälle in Oberösterreich.
1,4 Millionen in Berlin veruntreut
Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Betrugsfällen im Zusammenhang mit Spielsucht. So wird aktuell der Fall einer 45-jährigen Buchhalterin aus Berlin verhandelt, die über mehrere Jahre hinweg Gelder ihrer Arbeitgeber veruntreut haben soll. Insgesamt geht es um eine Summe von rund 1,4 Millionen Euro. Während des Prozesses gestand die Frau, an Spielsucht zu leiden und die gestohlenen Gelder ihrer Kunden zur Finanzierung von Online Glücksspielen genutzt zu haben.
Auch Anbieter von Online Glücksspielen werden regelmäßig zur Rechenschaft gezogen, wenn sie hohe Einsätze oder ein anderweitig auffälliges Spielverhalten nicht weiterverfolgen. Die UK Gambling Commission, die Aufsichtsbehörde für Glücksspiel aus dem Vereinigten Königreich, verdonnerte erst diesen Februar den britischen Buchmacher William Hill zu einer saftigen Geldstrafe von 6,2 Millionen Pfund, nachdem das Unternehmen unwissentlich Kunden mit veruntreuten Geldern hatte spielen lassen.