Behandlung Spielsüchtiger wurde während des Lockdowns in England unterbrochen
Der britische Gesundheitsdienst (NHS) hat aufgrund der Corona-Pandemie in den letzten Monaten die laufenden Therapien zahlreicher Spielsüchtiger eingestellt. Wie die BBC heute berichtet hat [Seite auf Englisch], sei ein Teil der klinischen Spielsucht-Experten vorrübergehend in die Corona-Notversorgung versetzt worden.
Von den 30 Spielsucht-Therapeuten, die beim Central & North West London NHS Foundation Trust (CNWL) und dem Leeds & York Partnership (LYP) Trust arbeiteten, seien acht während des Lockdowns anderweitig eingesetzt worden.
Allein in London seien daher die laufenden Behandlungen von 33 Spielsüchtigen gestoppt worden. Bei weiteren 29 Problemspielern, die auf eine Ersteinschätzung ihres nötigen Therapieansatzes gewartet hätten, habe eine Therapie gar nicht erst beginnen können.
Für 78 Patienten hingegen habe die Klinik Therapiesitzungen aus der Ferne organisiert und diese per Telefon und Video durchgeführt. Ein ähnlicher Ansatz sei auch beim LYP-Trust verfolgt worden. Klinikleiter Matt Gaskell erklärt:
Unsere Angestellten haben während der Pandemie unfassbar hart gearbeitet. Wir haben weiterhin individuelle und Gruppentherapien per Video angeboten und das Wohlergehen all unserer Patienten mit regelmäßigen Anrufen überprüft. Der NHS in England hat nur begrenzte Ressourcen, um sich Glücksspiel-bedingten Schäden zu widmen.
Es gebe nur eine Handvoll spezialisierter Kliniken. Diese seien jedoch ein Rettungsanker für unzählige Menschen mit schwerwiegender Spielsucht.
Anstieg des Online-Glücksspiels während des Lockdowns
Laut BBC habe sich jedoch im selben Zeitraum der Therapieausfälle die Zahl der Online-Spieler erhöht. Dies habe auch die britische Glücksspielaufsicht (UKGC) bestätigt.
Die Daten von Google Trends zeigen, dass die Begriffe „Online-Glücksspiel“ und „Online-Casinos“ in Großbritannien während des Lockdowns deutlich häufiger gesucht wurden als noch zu Beginn des Jahres. Der mit Abstand größte Anstieg wurde jedoch in diesem Monat verzeichnet. Zwischen dem 28. Juni und dem 18. Juli erhöhten sich die Suchanfragen nach „Online-Glücksspiel“ um 400 %, nach „Online-Casino“ um 316 %.
Auch die Gordon Moody Association, eine Wohltätigkeitsorganisation, die auf Spielsuchthilfe spezialisiert ist, habe bestätigt, deutlich mehr Anrufe während des Lockdowns erhalten zu haben als zuvor.
Laut der Organisation hätten zuletzt insbesondere Frauen Hilfe gesucht, weil sie ein problematisches Spielverhalten im Online-Glückspiel, insbesondere Online-Bingo, entwickelt hätten.
Ob sich die Zahlen wieder zurückentwickeln werden, sobald das Therapieangebot wieder ausgeweitet werden kann, bleibt abzuwarten.