Bis zu 15.000 Spieler in Sachsen von Spielsucht betroffen
In Sachsen sind aktuellen Daten zufolge Tausende von Spielsucht betroffen. Eine Umfrage der Deutschen Presse Agentur (dpa) vom vergangenen Samstag unter Spielsuchtexperten ergab, dass in dem Bundesland mit bis zu 15.000 Betroffenen gerechnet wird.
Nach Angaben von Olaf Rilke, Leiter der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren (SLS), gehe die SLS davon aus, dass insgesamt zwischen 5.000 und 15.000 Spieler spielsüchtig seien. Rilke erklärte gegenüber der dpa, dass schätzungsweise 3 % der Spieler, die in einer der Suchtberatungsstellen des Landes um Rat fragten, an einer Spielsucht litten.
Damit sei die Anzahl der vom Glücksspiel abhängigen Personen in Sachsen im Bundesvergleich noch gering. Allerdings nehme die Spielsucht in Sachsen zu.
Auch die Krankenkassen melden bei der Spielsucht wachsende Zahlen. Nach Angaben der AOK Plus sei in Sachsen und Thüringen die Anzahl von „pathologisch Spielsüchtigen“, die sich in stationäre oder ambulante Behandlung begeben hätten, zwischen 2016 und 2019 von 34,2 auf 39,5 je 100.000 Versicherte gestiegen.
Verwunderlich am steigenden Trend sei nach Aussage des SLS-Leiters, dass landbasierte Glücksspielbetriebe vor vielen Wochen geschlossen hätten. Man nehme an, dass viele Spieler deshalb auf das Online-Glücksspiel oder illegale Angebote ausgewichen seien.
Corona-bedingte Auswirkungen noch unklar
Hierzu gebe es bisher noch kein ausreichendes Datenmaterial. Ebenso wenig sei bekannt, welchen Einfluss die Corona-Krise auf das Verhalten der Spieler habe. Es gebe jedoch Anzeichen dafür, dass mit der Pandemie in Verbindung stehende Ängste und Unsicherheiten dazu führten, dass gefährdete Spieler vermehrt zockten.
Die Gefahr gehe nicht nur von landbasierten Spielautomaten aus. Ein vergleichbares Suchtpotenzial messe die SLS ebenso klassischen Casino- und Kartenspielen, aber auch Sportwetten und Lotterien sowie dem Online-Glücksspiel bei.
Die Folgen seien nach Auskunft der Therapeutin Martina Allstedt aus dem Leipziger Suchtzentrum „Impuls“ noch nicht abzusehen. Der Sächsischen Zeitung gegenüber erklärte sie:
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden wir zeitversetzt in den nächsten Jahren in der Suchthilfe sehen.
Zudem würden die Betroffenen immer jünger. Auch deshalb sei es erforderlich, gefährdeten Spielern in Zeiten der Pandemie ein umfassendes Beratungsangebot zu bieten, so Sigrid Winkler-Schwarz, Sprecherin des Diakonischen Werkes in Sachsen.
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen sind viele der Beratungsstellen momentan jedoch für den persönlichen Besucherverkehr geschlossen. Aus diesem Grund müssen betroffene Spieler vorerst mit telefonischer Beratung vorliebnehmen.