European Safer Gambling Week: KI und andere Maßnahmen für mehr Spielerschutz
Seit Montag findet die European Safer Gambling Week statt. Bei der vom Glücksspielverband EGBA [Seite auf Englisch] und mehreren europäischen Glücksspielbehörden initiierten Veranstaltung standen am Mittwoch Forschung und Maßnahmen für mehr Spielerschutz im Mittelpunkt. Die News-Redaktion von casinoonline.de war bei einigen Events live dabei.
Corona beflügelt Nutzung von Online-Casinos in Kanada
In vielen Staaten hat die Lockdown-bedingte Schließung von terrestrischen Spielstätten zu einem signifikanten Anstieg des Online-Glücksspiels geführt. So auch in Kanada, wie Dr. Sasha Stark von der Spielerschutz-Organisation Responsible Gambling Council (RGC) in einer Studie über Spielverhalten und Risiken beim Online-Glücksspiel feststellte.
Um die Auswirkungen der Pandemie auf das Spielverhalten zu messen, befragte das RGC im April, August und Dezember 2020 jeweils über 2.000 repräsentativ ausgewählte Probanden. Über die Identifikation der Auswirkungen hinaus hatte die Studie das Ziel, aus den Ergebnissen Maßnahmen für ein verantwortungsvolleres Spiel abzuleiten
Eine der auffälligsten Veränderungen sei die sichtbare Zunahme des Online-Glücksspiels gewesen, sobald die terrestrischen Spielstätten geschlossen hätten. So habe die Nutzung über alle drei Befragungen hinweg um 48 % (April), 60 % (August) und 24 % (Dezember) über dem vor-Pandemie-Niveau gelegen.
Diese Feststellung sei von den Spielern größtenteils bejaht worden. So hätten 63 % angegeben, dass sie der Lockdown zum Wechsel auf das Online-Glücksspiel bewegt habe. Am meisten profitiert hätten dabei Online-Lotterien, -Spielautomaten und -Sportwetten, die überdurchschnittlich zugelegt hätten
Die riskanten Auswirkungen
Zugleich habe die Pandemie dazu geführt, dass 20 % der Befragten einen neuen Account bei einem Online-Anbieter eingerichtet hätten. Damit sei die Gefahr des problematischen Spiels quasi automatisch mitgewachsen, so Dr. Stark.
Die negativen finanziellen Auswirkungen des Glücksspiels habe die Studie ebenfalls zutage gefördert. Demnach sei von 9 % der Probanden angegeben worden, durch das Spiel finanziell ans Limit gebracht worden zu sein. Immerhin 2 % hätten erklärt, sich aufgrund des Online-Spiels bei Familie, Bekannten oder Banken verschuldet zu haben.
Zwei besondere Risikofaktoren ließen sich laut Studie durch die mentale Befindlichkeit und die Motivation der Spieler determinieren. So habe der Lockdown bei vielen zum erhöhten Auftritt depressiver Verstimmungen geführt. Diese könnten laut Dr. Stark als Indiz für eine Gefährdung in Bezug auf das Glücksspiel dienen. Des Weiteren hätten während des Lockdowns mehr Betroffene finanzielle Einkommenseinbußen zu verzeichnen gehabt. Sie hätten infolgedessen oftmals gespielt, um auf diese Weise „Geld zu verdienen“.
Die Motivation „Geld verdienen“, so Stark, sei ein deutliches Warnsignal. Generell unterschätzten Spieler ihre Verluste, während sie ihre Gewinne überschätzten und deshalb ein höheres Risiko eingingen.
Was helfen könnte
Gefordert werden entschärfte Online-Slots (Bild: YouTube)
Die Befragten hätten jedoch auch Lösungen präsentiert, die vor verantwortungslosem Spiel schützen könnten. Demnach forderten sie deutlichere Hinweise auf mögliche Gefahrenquellen und Gewinnwahrscheinlichkeiten. Zudem müssten Spielerschutz-Tools wie Selbstsperren und Hotlines prägnanter auf den Seiten der Betreiber präsentiert werden.
Darüber hinaus zeige die Studie, dass hochriskante Features wie schnelle Spielabfolgen, Autoplay oder die von den Anbietern gewährten Boni zu vermeiden seien. Gleiches gelte für die Werbung, die viele Problemspieler „triggere“, so Dr. Stark. Dies, verbunden mit einer besseren Aufklärung, könne dazu beitragen, den Spielerschutz maßgeblich zu verbessern.
Künstliche Intelligenz als Lösung?
Wie Anbieter mit modernster Technologie zur Stärkung des Schutzes beitragen können, zeigte ein weiterer, vom Psychologen und Glücksspielforscher Dr. Michael Auer präsentierter Vortrag. Darin stellte der CEO und Entwicklungsleiter des österreichischen iGaming-Dienstleisters neccton die Wirksamkeit diverser KI-gestützter Maßnahmen für den Spielerschutz vor.
Grundlage für den erfolgreichen KI-Einsatz sei ein ständiges Tracking der Spieler durch die Online-Casinos. Bei Identifikation einer hohen zeitlichen oder finanziellen Nutzung könnten die automatisch von der KI generierten Nachrichten dann auf Spieler einwirken.
Dabei sei es jedoch entscheidend, wie diese Werkzeuge gestaltet seien. So zeigten Dr. Auer zufolge die von einigen Anbietern eingesetzten Pop-Up Messages kaum Wirkung auf das Spielverhalten.
Als Beispiel führte Dr. Auer eine Info an, die automatisch versandt wurde, sobald ein Spieler 60 Minuten Spielzeit erreicht hatte. Einer Studie zufolge hätten sich in diesem Fall lediglich knapp über 1 % der Spieler zur Beendigung ihrer Glücksspielaktivität entschlossen.
Ein personalisiertes Feedback sei sehr viel effektiver als das bloße Verschicken von Standard-Infos . So würden besonders Vielspieler eine Zusammenfassung ihrer Glücksspielbilanz begrüßen. Diese führe einer Studie zufolge dazu, dass bis zu zwei Drittel der Betroffenen ihr Ausgabeverhalten am fraglichen Tag reduzierten.
Spielpausen – wenn, dann richtig
KI kann den Spielerschutz stärken (Bild: Pixabay/Gerd Altmann)
Auch bei der Wirksamkeit von Spielpausen zeige sich, dass die KI helfen könne, wenn sie richtig eingesetzt werde. So sei in einer Studie die Länge der Pausen und deren Auswirkung auf das Verhalten verglichen worden.
Bei einer Gegenüberstellung von 90 Sekunden, 5 Minuten oder 15 Minuten dauernden Pausen sei festgestellt worden, dass allein Letztere eine signifikante Wirkung zeigte. Nach 15 Minuten nähmen Spieler längere Pausen ein und jagten nicht umgehend wieder erlittenen Verlusten oder Gewinnen nach – wie es bei 1,5 und 5 Minuten der Fall sei.
Für einen Erfolg der Maßnahmen sei es erforderlich, dass die von der KI ausgelösten Aktionen das Verhalten der Spieler tatsächlich beeinflussten, anstatt von diesen ignoriert zu werden.