Donnerstag, 21. November 2024

Casinos Austria Affäre: sind Spielsüchtige die wahren Leidtragenden?

Mann hält Hände vors Gesicht Trauer trauriger Mann

Der österreichische Glücksspielkonzern Casinos Austria AG (CASAG) ist seit Monaten in den Schlagzeilen. Das Ibiza-Video und der dazugehörige U-Ausschuss sowie der neue Sparkurs und Stellenabbau des Unternehmens dominieren dabei die Presse.

In einem kritischen Bericht hat der österreichische Spielerschutzverein Spielerhilfe.at am Mittwoch bemängelt, dass das Thema Spielerschutz während des Skandals ausgelassen werde.

Die Vereinigung erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen und behauptet, dass mangelnder Spielerschutz im Konzern bereits seit langem ein Problem darstelle.

Ein Großteil der Profite durch Spielsüchtige?

Die Rede ist vom „System CASAG“, welches dazu diene, „mit großteils Spielsüchtigen einen Riesen-Konzern am Laufen zu halten“. Die Spielerhilfe beruft sich dabei auf „interne Informationen“, nach denen der Konzern 75 % seiner Einnahmen mithilfe von nur 3 % aller Spieler generiere.

Ob es sich bei diesen 3 % um Spielsüchtige oder auch um VIP-Spieler und High-Roller handelt, spezifiziert die Vereinigung nicht.

Verschiedene Studien aus den Vereinigten Staaten haben sich in den vergangenen Jahren der Frage gewidmet, ob die Glücksspielbranche tatsächlich einen Großteil ihrer Einnahmen durch Spielsüchtige erzielt. Eine Studie der Regierung von Minnesota kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen 15 und 30 % der Einnahmen von Casinos durch Problemspieler generiert werden. Laut dem International Center for Responsible Gaming könnte der Prozentsatz sogar nur zwischen 5 und 15 % liegen.

Spielerschutz-Zertifizierung angezweifelt

Die Vereinigung Spielerhilfe.at äußert darüber hinaus Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Spielerschutz-Auszeichnung der Casinos Austria. Das sogenannte „Responsible Gaming Certified“-Siegel stamme von der European Casinos Association (ECA).

Im Vorstand der ECA wiederum säßen Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremser und das ehemalige CASAG-Vorstands-Mitglied Dietmar Hoscher. Die Spielerschutz-Vereinigung sagt dazu:

Dies rückt das Spielerschutz-Zertifikat in eine schiefe Optik. Und auch wenn die CASAG betonen wird, dass die Überprüfung durch ein unabhängiges Prüfunternehmen erfolgt: Die zu überprüfenden Elemente werden von der ECA vorgegeben.

Die Vereinigung kündigt in diesem Zusammenhang an, sich dem Thema in naher Zukunft noch ausführlicher zu widmen. Bislang habe die CASAG auf keine der Anschuldigungen von Spielerhilfe.at reagiert, heißt es in dem Bericht.