Spanien: Sponsoring-Verträge mit Glücksspiel-Anbietern ab Oktober verboten?
In Spanien sind in den vergangenen Wochen viele Fußballclubs Sponsoring-Partnerschaften mit Glücksspielanbietern eingegangen. Nun hat Verbraucherschutzminister Alberto Garzón (IU) angekündigt, dass neue Verträge zwischen Glücksspielanbietern und Sportvereinen ab Oktober definitiv verboten sein würden. Die Regierung von Madrid hat gestern zudem neue Glücksspielgesetze angekündigt.
Nur kurze Übergangsfristen vorgesehen
Bisher hatten sich weder die Fußballclubs noch Glücksspielanbieter wie William Hill von den anstehenden Werbebeschränkungen abschrecken lassen. Das vorgesehene Werbeverbot für das Online-Glücksspiel ist auch noch nicht in Kraft getreten. Außerdem war unklar, ob es Übergangsfristen gegeben wird und wie lange diese ausfallen könnten. Daher haben viele Sportvereine nicht auf ihre Sponsoring-Partner aus der Glücksspielbranche verzichtet.
Nach Meinung von Analysten hätten sowohl die Glücksspielanbieter als auch die Sportvereine mit einer Übergangsfrist von mindestens einer Saison gerechnet. Dem jedoch widersprach Garzón vor Kurzem in einem Interview mit dem Radiosender Onda Madrid:
Es ist waghalsig, dass die Sportvereine ihre Sponsoringverträge verlängern. Ab Oktober kann kein Vertrag mehr unterzeichnet werden und es wird eine kurze Übergangszeit geben, um die bestehenden abzuschaffen.
Wie viel Zeit die Sportvereine tatsächlich haben werden, um neue Sponsoring-Partner zu finden, hat Garzón allerdings noch immer nicht präzisiert. Gleichwohl hat er weitere Maßnahmen zur Restriktion des Glücksspiels angekündigt.
Schon jetzt eines der Länder mit den meisten Restriktionen
Für die Regierung stehe im Vordergrund, die Bevölkerung vor Schäden zu schützen, die durch Spielsucht verursacht würden. Laut Garzón trage das Glücksspiel vor allem in der „Arbeiterklasse“ zur „Verarmung der Familien“ bei. Der Zeitung elEconomista gegenüber sagte er weiter:
Daher haben wir uns für eine sehr strikte Regulierung entschieden, vielleicht die strikteste in ganz Europa, wenn es um die Glücksspielwerbung geht, und wir werden das Problem weiterhin angehen, denn nur mit dem Werbeverbot ist es nicht getan.
Kurz nach dieser Ankündigung erklärte gestern die Präsidentin der Regionalregierung der autonomen Gemeinschaft Madrid, Isabel Díaz Ayuso (PP), dass sie neue Glücksspielgesetze auf den Weg bringen werde, sobald die Coronakrise vorbei sei.
Ziel sei es, vor allem Minderjährige und schutzbedürftige Menschen vor Spielsucht zu schützen. Die Eröffnung neuer Wettbüros sei in Madrid derzeit bereits verboten.
Nicht jede autonome Gemeinschaft Spaniens jedoch dürfte auf eine weitere Beschränkung des ohnehin sehr regulierten Glücksspielmarktes setzen. Neben der Tourismusbranche ist der Glücksspielsektor ein wichtiger Wirtschaftszweig in Spanien und viele Regionen sind in der wirtschaftlich angespannten Situation auf das Geschäft angewiesen.
Die autonome Gemeinschaft Andalusien hatte Spielhallen und Wettbüros aufgrund der Einbußen während des Corona-bedingten Lockdowns deshalb beispielsweise von der Zahlung der Glücksspielsteuern befreit. In der Exklave Ceuta werden derzeit zudem kostenfreie Ausbildungen speziell für die Glücksspielbranche angeboten, um für den Sektor geschulte Arbeitskräfte zur Verfügung stellen zu können.