Mittwoch, 30. Oktober 2024

Spanien plant wegweisende Studie zur Spielsucht im Profisport

Denis Suárez

In Spanien verschärft das Verbraucherschutzministerium derzeit den Ton gegen Buchmacher und warnt Sportvereine vor Partnerschaften. Wie die spanische Zeitung elDiario heute berichtet, habe die Regierung zugleich einen umfassenden Plan zur Bekämpfung von Spielbetrug genehmigt. Teil dessen sei eine Studie, die sich mit der Spielsucht im Profisport und mit der Korruptionsgefahr auseinandersetzen soll.

Verbindung zwischen Athleten und der Wettbranche stehen im Fokus

Wie elDiario [Seite auf Spanisch] berichtet, sei Teil des Planes zur Bekämpfung des Spielbetruges eine Prävalenzstudie zu psychischen Störungen bei Sportlern aufgrund von Spielsucht. Diese soll im Jahr 2021 veröffentlicht werden. Die Mittel für die Studie würden von der Glücksspielbehörde, der Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ), bereitgestellt.

Die Untersuchung soll auf den Ergebnissen einer Umfrage beruhen, die in verschiedenen Sportvereinen durchgeführt werden soll. Ziel sei es, das Ausmaß der „Korruptionsgefahr von Athleten“ im Umfeld von Wettkämpfen besser zu verstehen. Hierbei soll zudem ermittelt werden, inwiefern Verbindungen zwischen den Athleten mit der Wettbranche bestehen und welche Indizien es bei den Athleten für eine mögliche Spielsucht gebe.

Obwohl die Ergebnisse der Studie nicht vor dem nächsten Jahr zu erwarten sind, warnte Verbraucherschutzminister Alberto Garzón Buchmacher und Sportvereine vor Sponsoring-Partnerschaften. Angesichts des bevorstehenden Glücksspielwerbeverbots in Spanien steht der Zusammenhang zwischen Spielsucht und Glücksspielwerbung derzeit besonders im Fokus der spanischen Politik.

„Waghalsige“ Trikotwerbung

Sollte das Verbot der Werbung für das Online-Glücksspiel in Spanien bereits im Oktober in Kraft treten, wäre damit auch die Werbung für Glücksspielanbieter auf Fußballtrikots verboten. Diese steht im Verdacht, nicht nur die Spielsucht bei Zuschauern zu beeinflussen, sondern auch auf die Sportler einzuwirken.

Trotz des bevorstehenden Werbeverbotes haben sich einige Online-Sportwetten-Anbieter auch in dieser Saison für das Sponsoring spanischer Fußballclubs entschieden. Erst Anfang August beispielsweise hat Betway mit dem RC Celta einen Sponsoringvertrag unterzeichnet.

Viele Fußballclubs und Online-Glücksspielanbieter rechnen laut Medienmeldungen fest damit, dass es nach Inkrafttreten des Werbeverbotes eine Übergangsfrist geben wird. Garzón rügte die unter dieser Hoffnung abgeschlossenen Verträge zuletzt auf Twitter harsch:

Einige Sportvereine ändern ihre Sponsoren, weil sie wissen, dass es bald verboten sein wird, auf Trikots für Sportwetten zu werben. Dennoch gibt es andere, die die Waghalsigkeit begehen, ihre Partnerschaften mit Buchmachern um mehrere Jahres zu verlängern: Ein Fehler, den sie korrigieren werden müssen.

Kritiker haben in den vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass viele Sportvereine ohne Sponsoren aus der Glücksspielbranche angesichts der von der Coronakrise stark geschwächten Wirtschaft in finanzielle Schwierigkeiten geraten werden. Zudem sei die Glücksspielsucht in Spanien im europäischen Vergleich sehr niedrig und der Markt ohnehin streng reguliert.