Sollten eSport Geschäfte mit Waffen-Skins zum Glücksspiel zählen?
Rund um das eSport Online Spiel CS:GO rankt sich eine große Glücksspiel-Diskussion (Bildquelle).
Online Gaming und eSport verzeichnen globale Wachstumsraten. Gleichzeitig floriert ein unregulierter Glücksspielmarkt um einige Spiele. Speziell das beliebte Spiel Counter-Strike: Global Offensive (CS:GO) weist einige Elemente auf, die bei Aktivisten die Forderung nach Glücksspielregulierungen laut werden lassen. In Australien hält der Senator Nick Xenophon derartige Spiele für den Einstieg in schwerwiegende Probleme mit Online-Zockerei für Kinder, da sie zur Ausgabe hoher Echtgeld Summen für virtuelle Gegenstände verleiten.
In einem Interview im Sydney Morning Herald hat Nick Xenophon Spiele wie CS:GO oder auch Dota2 als den „Wilden Westen des Online Glücksspiels“ beschrieben und neue Regelungen gefordert. Nötig seien Altersbegrenzungen, klare Warnhinweise auf Glücksspielelemente und die Unterbindung des Verkaufs im Spiel von virtuellen Gegenständen, die zufällig bestimmt werden. Xenophon bemerkte:
„Eltern merken schnell, dass ihre Kinder bei diesen Ballerspielen vor allem Geld verballern.“
Eine entsprechende Gesetzesvorlage des australischen Senators war noch nicht verfügbar.
Sind Counter-Strike Waffen-Skins als Online Glücksspiel anzusehen?
Xenophon suggeriert, dass Online Gaming und Glücksspiel auf neue Art miteinander verschmelzen. Zum einen gibt es die Möglichkeit, auf den Ausgang von eSport Turnieren zu wetten. Wie bei Fußball Sportwetten handelt es sich hier um Glücksspiel, das in zunehmendem Maße auch von herkömmlichen Buchmachern angeboten wird, auch hierzulande.
Messer Waffen-Skins von CS:GO (Bildquelle).
Komplizierter wird es bei Glücksspielelementen im Spiel. Bei CS:GO können Spieler im Spiel sogenannte Waffen Kisten für einen geringen Betrag kaufen. Der jeweilige Inhalt wird zufällig generiert, ähnlich wie bei einer virtuellen Slot-Machine. Üblicherweise handelt es sich dabei um ein kosmetisches Upgrade für Waffen im Spiel, also ein Gewehr, eine Pistole oder ein Messer. Diese sogenannten Waffen-Skins sind Texturen, die das Aussehen des jeweiligen Objekts verändern, aber ansonsten keinen Einfluss auf den Spielverlauf haben.
Für einen australischen Gamer besteht ein klarer Unterschied zwischen „Pay to win“ Elementen in Spielen wie Diablo und den Waffen-Skins von CS:GO. Bei Diablo können Spieler im Kampf gegen Monster Gegenstände erbeuten, die sich wiederum im Spiel verkaufen lassen. Der Spielehersteller nimmt dafür einen Anteil. Bei CS:GO hingegen ist der Inhalt von Waffen Kisten hundertprozentig vom Zufall bestimmt. Es ist wie bei einer Lotterie, bei der man in jedem Fall gewinnt – der Gegenwert kann wenige Cents oder mehrere hundert Dollar betragen. Die Aussicht, seltene Waffen-Skins zu ergattern, verleitet Spieler dazu, mehr und mehr echtes Geld in Waffen Kisten zu investieren.
Sally Gainsbury, Dozentin am Zentrum für Glücksspiel-Bildung und -Forschung an der australischen Southern Cross Universität, weist darauf hin, dass die legale Definition von Glücksspiel drei Eigenschaften beinhaltet:
- Spieler müssen das Spiel erwägen, was letztlich bedeutet, dass sie eine Zahlung leisten müssen
- Ein Zufallselement muss vorhanden sein
- Ein Preis oder eine Belohnung von Geldwert muss in Aussicht gestellt werden
Die Entscheidung, ob es sich bei den Waffen Kisten von CS:GO um Glücksspiel handelt, gleicht der Haarspalterei. Sally Gainsbury vergleicht die Kisten mit Sammel- und Tauschkarten. Bei einer beliebten Kartenserie kaufen die Sammler ebenfalls ein Paket, ohne den Inhalt zu kennen. Es könnte eine seltene Karte enthalten sein, der ein realer Gegenwert zugerechnet wird. Ob es sich dabei jedoch nach gesetzlicher Definition um einen Geldwert handelt, ist schwer zu entscheiden. Eine seltene Sammelkarte kann einen hohen Betrag auf eBay einbringen, jedoch wird der Wert von Angebot und Nachfrage bestimmt, nicht vom Hersteller selbst.
Waffe mit Skin im Spiel CS:GO (Bildquelle).
Die Spieleentwickler Valve von CS:GO können auf dieselbe Art und Weise argumentieren und sich darauf zurückziehen, dass der Wert von Waffen-Skins nicht von ihnen bestimmt wird, sondern erst durch die Tauschgeschäfte der Spieler zustande kommt. Die Belohnung der „Lotterie“ wird also nicht von Valve ausgesetzt. Jedoch bietet Valve eine offizielle Plattform für den Tausch von Skins und virtuellen Gegenständen: Auf der Spiele-Plattform Steam gibt es einen Marktplatz für CS:GO Skins, die sich gegen die virtuelle Steam Währung tauschen lassen. Spieler können mit Ihrer Kreditkarte echtes Geld in die virtuelle Währung wechseln. Was die gesetzliche Glücksspiel Entscheidung weiter erschwert: in den Nutzungsbestimmungen von Steam ist festgehalten, dass die virtuelle Währung außerhalb der Plattform keinen Geldwert hat und sich nicht gegen Bargeld tauschen lässt.
eSport und Online Gaming als Einstieg ins Glücksspiel
Unabhängig davon, ob es sich bei den Waffen Kisten von CS:GO um eine Lotterie im Sinne des klassischen Glücksspiels handelt, hat sich um die Verwendung von CS:GO Waffen-Skins eine rege Diskussion entwickelt.
Im Juli dieses Jahres war der Hersteller Valve gezwungen, auf einen eSport Online Glücksspiel Skandal zu reagieren. Unzählige Internetseiten wie CSGOLotto und CSGOlounge erlaubten Spielern ohne Alterskontrolle das Wetten auf den Ausgang von Matches mit Waffen-Skins. Ebenfalls möglich war der Einsatz von Skins für Roulette-artige Glücksspiele. Derartige Wetten auf eSport Ereignisse sind ein lukratives Geschäft: Im Jahr 2015 wetteten mehr als 3 Millionen Spieler insgesamt 2,3 Milliarden US-Dollar in der Form von Waffen-Skins auf CS:GO Matches (wir berichteten).
Zusätzlich bewarben die Betreiber beliebter YouTube-Kanäle ihre eigenen Glücksspielseiten, was eine Verletzung der Richtlinien darstellte (wir berichteten). Außerdem kam es zu Vorwürfen des Wettbetrugs durch Manipulation. Valve sah sich gezwungen, im Juli 2016 Unterlassungsaufforderungen an mehr als 20 derartiger Seiten zu verschicken.
Eine gesetzliche Regelung ist vor allem für den Jugendschutz wichtig. In Deutschland wie in anderen Ländern mit einem regulierten Glücksspielmarkt sind Minderjährige vom Glücksspiel ausgeschlossen. Sally Gainsbury hat sich nicht spezifisch mit CS:GO befasst, ist aber der Meinung, das Argument des erleichterten Einstiegs ins Glücksspiel sei gerechtfertigt. Echtgeld Zahlungen für virtuelle Gegenstände und Waffen-Skins mit Seltenheitswert bereiten in ihren Augen die Jugendlichen aufs Zocken vor.
eSport Übertragung von ProSieben abgesagt
Unabhängig von Glücksspiel-Inhalten ist CS:GO in Deutschland erneut als „Killerspiel“ in die öffentliche Debatte geraten. Nach dem Amoklauf des 18-jährigen Deutsch-Iraners Davis S. in München im Juli 2016 hat der bayerische LKA-Präsident Robert Heimberger den Fund mehrerer Ego-Shooter auf der Festplatte des Täters gemeldet. Der Fernsehsender ProSieben MAXX reagierte sofort und stellte die Übertragung einer CS:GO Veranstaltung ein. Trotz guter Quoten gibt es vorerst keine Zusammenarbeit mit der eSport ELeague mehr. Geschäftsführer Matthias Remmert äußerte sich dazu wie folgt:
„Ich finde es sehr sehr schade, dass eine solche Tat nun diese Folgen hat und man nicht weiter die Chance dazu hat, der breiten Masse zu zeigen, dass eSport ein Sport ist, wie professionell es zur Sache geht und auch wie Fans die Spiele mit Faszination genießen.“