Sonntag, 24. November 2024

Bulgarien verstaatlicht Sofort­lotterie von inhaftiertem Glücksspiel­magnaten Bozhkov

Parlament Sofia Bulgarien

Seit seiner Festnahme in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor rund drei Wochen, bemüht sich Bulgarien um die Auslieferung seines ehemals größten Glücksspielmagnaten Vasil Bozhkov (63). Nun erließ das Parlament in Sofia ein neues Glücksspielgesetz, das die allgegenwärtige Sofortlotterie von Bozhkov verstaatlicht.

60 % der Bulgaren spielen die Sofortlotterie

Vasil Bozhkov gilt als reichster Mann Bulgariens. Zumindest einen großen Teil seines Vermögens dürfte er mit der landesweiten Sofortlotterie generiert haben. Laut Angaben des ARD-Korrespondenten Clemens Verenkotte, sollen rund 60 Prozent aller Bulgaren regelmäßig in die Lotteriescheine der seit dieser Woche per Gesetz verstaatlichten Sofortlotterie investieren.

Vasil Bozhkov, Spitzname „Der Schädel“, befindet sich bis auf Weiteres in Untersuchungshaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hierhin hatte sich der Milliardär zurückgezogen, nachdem bekanntgeworden war, dass er im Visier einer Vielzahl von Ermittlungen stand.

Die bulgarische Staatsanwaltschaft hat in elf Punkten, darunter Geldwäsche, Bedrohung und Erpressung, Anklage erhoben. Zusätzlich soll gegen Bozhkov wegen Vergewaltigung und Mordes ermittelt werden.

Besonders verbreitet sei die Hoffnung auf das schnelle große Glück in den ärmsten Teilen der Bevölkerung.

Expertenschätzungen zufolge sollen insbesondere in ländlichen, von Armut geprägten Gebieten Bulgariens viele Menschen im Monat bis zu zwei Drittel ihres Einkommens für die Teilnahme an der Sofortlotterie ausgeben.

Mitverantwortlich für ihren Erfolg sei auch die Allgegenwärtigkeit der Sofortlotterie:

So seien die Lotteriescheine nicht nur in Kiosken und Lebensmittelläden erhältlich, sondern auch in den Postfilialen des Landes, in denen die Menschen ihre Sozialleistungen wie Rente, Arbeitslosengeld und Sozialhilfe abholten.

„Die Lepra der Nation“

Doch hiermit ist nun Schluss, ebenso wie mit der aggressiven Werbung, mit der die Sofortlotterie das Land seit 2014 überzogen haben soll. Dies erklärt Waleri Simeonow, Abgeordneter der nationalistischen Koalition „Vereinigte Patrioten“:

Wir wollen so schnell wie möglich dieser Lepra ein Ende setzen. Die Glücksspiele soll man nur an bestimmten Orten spielen, die eine Lizenz dafür haben. Es geht hier um das Wertesystem der ganzen Nation, der ganzen Bevölkerung.

Leidtragende der Neuerung sind wohl in erster Linie die Verkaufsstellen der Sofortlotterie. Insgesamt sollen in ihnen noch Lotteriescheine im Wert von rund 13,8 Mio. Euro lagern, für die sie in Vorleistung treten mussten. Die Scheine sollen nun vernichtet werden.

Wann der enteignete Bozhkov, der gemeinsam mit hochrangigen Mitgliedern der nationalen Glücksspielkommission, Steuern in Höhe von rund 287 Mio. Euro am Fiskus vorbeigeschafft haben soll, in Bulgarien vor Gericht stehen könnte, ist bislang unklar:

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben kein Auslieferungsabkommen mit dem Balkanstaat.