Singapur: Buchhalter wegen Unterschlagung zu knapp 26 Jahren Haft verurteilt
In Singapur wurde der Buchhalter Ewe Pang Kooi (65) am Dienstag zu 25 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, 41 Mio. Singapur-Dollar (rund 26 Mio. Euro) unterschlagen zu haben, um diese beim Glücksspiel in Casinos und auf Kreuzfahrtschiffen auszugeben.
Hohe Haftstrafen für schwere Veruntreuung
Der staatlich geprüfte Wirtschaftsprüfer Ewe Pang Kooi unterschlug ein Jahrzehnt lang Kundengelder und wurde in 50 Fällen wegen schwerer Untreue für schuldig befunden. Nach dem malaysischen Strafgesetzbuch kann diese Straftat eine lebenslange Haft nach sich ziehen
Ewes Anwalt, Michael Khoo, hatte 12 bis 18 Jahre Haft beantragt, während die Staatsanwaltschaft für 30 Jahre Haft plädiert hatte. Die Entscheidung, den Angeklagten zu 25 Jahren und 10 Monaten Haft zu verurteilen, begründete der Richter am Dienstag unter Nutzung von Grafiken und Diagrammen, die Vergleiche zu ähnlichen Urteilen darstellen sollten.
Richter Chan Seng Onn habe bei der Urteilsfindung jedoch auch die Tatsache berücksichtigt, dass Ewe uneingeschränkt an den Ermittlungen mitarbeitete und eine Rückerstattung von 17 Mio. Singapur-Dollar (ca. 11 Mio. Euro) leistete. Er gab an, dass der 65-Jährige noch vor seinem Lebensende entlassen werden könnte:
„Es ist zu hoffen, dass er diese Rettungsleine weise verwendet und die ihm verbleibende Zeit (ob im Gefängnis oder andernorts) nutzt, um nach Wiedergutmachung zu streben und über die enorme Schwere seines Fehlverhaltens und den schweren finanziellen Schaden nachzudenken, den er all den Kunden zugefügt hat, die ihm ihr Geld anvertraut haben.“
Mit dem Glücksspiel aufgewachsen
Ewes Anwalt erklärte vor Gericht, dass Ewe in Malaysia mit dem Glücksspiel aufgewachsen sei. Bereits im Alter von sechs Jahren habe er seinem Vater geholfen, Wettscheine für illegale Wetten zu sammeln. Nach Abschluss der Schule arbeitete er als Kartengeber im Genting Casino Resort und setzte diese Tätigkeit auch während seines Studiums in Newcastle (England) fort.
Der Verurteilte spielte auch im Resorts World Sentosa in Singapur. (Bild: Wikipedia)
Schon von Kindesbeinen an mit dem Glücksspiel konfrontiert gewesen zu sein, habe bei Ewe zu einer lebenslangen Affinität geführt, die schließlich in der Glücksspielsucht endete. Im Februar 2002 begann er, Kundengelder zu veruntreuen, um Schulden zu begleichen oder verlorene Einsätze zu ersetzen.
Zu dieser Zeit war Ewe geschäftsführender Gesellschafter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ewe Loke & Partners und Leiter des Finanzdienstleistungsunternehmens E&M Management Consultants. Er kassierte das Geld von 21 Unternehmen, die er auflösen sollte. Bei sechs von ihnen handelte es sich um Tochterunternehmen des Technologiekonzerns Hewlett Packard (HP).
Zudem unterschlug er Gelder von zwei Betrieben, mit deren Finanzenverwaltung er beauftragt war. Die Veruntreuungen kamen erst im Juli 2012 ans Licht, nachdem er sich einem HP-Angestellten anvertraute.
Einsätze in Singapurs bekanntesten Casinos
Ewe gab das Geld hauptsächlich auf Kreuzfahrtschiffen und in zwei Casinos in Singapur aus, im Resorts World Sentosa und im Marina Bay Sands.
Das Resorts World Sentosa ist ein integriertes Resort auf der vor der Südküste Singapurs gelegenen Insel Sentosa. Das Resort wurde von dem malaysischen Glücksspielunternehmen Genting Singapore entwickelt und war das drittteuerste der im Jahr 2010 weltweit errichteten Gebäude. Zu seinen Hauptattraktionen zählen neben dem Casino der Universal Studios Themenpark und ein Aquarium.
Das Marina Bay Sands befindet sich in der Marina Bay in Singapur. Das der Las Vegas Sands Corporation gehörende Resort wurde im Jahr 2010 eröffnet und umfasst unter anderem ein Hotel mit 2.561 Zimmern und ein Atrium-Casino mit 500 Tischen und 1.600 Spielautomaten. Das Resort wurde von dem israelisch-kanadischen Architekten Mosche Safdie entworfen.
Als ein paar tausend Singapur-Dollar für den Nervenkitzel nicht mehr reichten, begann er mit Einsätzen in Höhe von 150.000 Singapur-Dollar (ca. 98.000 Euro) zu wetten.
Ewes Psychiater kommentierte in einem Bericht:
„Seine Glücksspielsucht scheint ein Eigenleben geführt und sein Urteilsvermögen getrübt zu haben. Er schien keinen anderen Ausweg zu sehen als sich dem Glücksspiel hinzugeben, um sich über Wasser zu halten.“
Richter Chan bewertete dies jedoch nicht als strafmildernden Faktor. Nach Ansicht der Staatsanwälte Hon Yi und Nicholas Khoo hätte Ewe sich auch dafür entscheiden können, mit seinem eigenen Geld zu spielen oder sich Geld von anderen zu leihen.
Ewes Anwalt bat um Freilassung seines Klienten auf Kaution. Der Richter lehnte dies jedoch ab und ordnete den sofortigen Antritt der Gefängnisstrafe an. Der Anwalt kündigte an, dass er gegen das Urteil Berufung einlegen werde.