Schweizer Post nimmt Lotto und Rubbellose aus dem Verkauf
Am Freitag berichteten mehrere Schweizer Zeitungen, dass die Schweizer Post plane, bis spätestens Ende April 2020 nach und nach den Verkauf von Lotteriescheinen und Rubbellosen einzustellen. Die Entscheidung sei nicht nur von der betroffenen Lotteriegesellschaft, sondern auch von der Gewerkschaft Syndicom scharf kritisiert worden.
Rückzug aus den Drittgeschäften
Seit fünfzehn Jahren kooperiert die Schweizer Post (La Poste in der französischen Schweiz) mit der Loterie Romande und ihrem deutschsprachigen Äquivalent Swisslos. Kunden konnten dadurch in mehr als 1.000 Filialen landesweit Lottoscheine oder Rubbellose kaufen.
Ursprünglich hatte man im Jahr 2000 den Verkauf von Drittprodukten zu dem Zwecke eingeführt, um die stetig sinkenden Einnahmen aus dem traditionellen Postgeschäft zu kompensieren.
Keine Lottoscheine mehr in Schweizer Postfilialen (Bild: Pixabay)
Das Geschäft schien sich jedoch nicht zu rentieren, wie die Post nun erklärte. Aus diesem Grund sei in den letzten Jahren auch der Verkauf von Süßigkeiten und Snacks sowie von Telefonartikeln eingestellt worden. Als nächstes gehe es nun an die Glücksspielprodukte.
In der deutschen Schweiz sollen sämtliche Lottoprodukte noch vor Ende dieses Jahres aus den Postfilialen verschwinden. In der Romandie soll zumindest der Verkauf der EuroMillion Lottotickets noch bis Ende April 2020 weiterlaufen.
Die Entscheidung sei im Rahmen einer gesamtinternen Reformierungswelle getroffen worden, erläuterte die Post. Der Verkauf von Lottotickets passe nicht zu den Grundaufgaben einer Post und auch die Produkte anderer Drittanbieter, darunter Schreibwaren und Bücher, werde man erneut hinterfragen und gegebenenfalls aus dem Verkauf streichen.
Lotteriegeschäft lohnt nicht mehr
Die baldige Auflösung der Partnerschaft zwischen der Post und dem regionalen Lottomonopolisten Loterie Romande stößt bei letzterem auf sichtliches Unverständnis. Generaldirektor Jean-Luc Moner-Banet äußerte sich daher sehr kritisch zu der Entscheidung des „gelben Giganten“, wie die Post in der französischen Schweiz gern genannt wird.
Die Post hat ihre Entscheidung zum einen damit gerechtfertigt, dass sie ihre Geschäfte vermehrt in Richtung ihrer eigentlichen Postaufgaben neuorientieren möchte, und zum anderen damit, dass die Spiele nicht rentabel genug seien, was wir jedoch in Frage stellen.
Laut der französischsprachigen Schweizer Zeitung „24 heures“ kämen 4 % der Einnahmen von Loterie Romande durch den Verkauf von Losen in Postfilialen. Das entspräche gut 16 Mio. CHF (umgerechnet 14,27 Mio. Euro) jährlich.
Von dieser Summe erhalte die Post jedoch lediglich 8 %, was gut 1,28 Mio. CHF jährlich ergebe. Dass die Post mit der Verteilung dieser Einnahmen unzufrieden ist, ist schon seit längerem bekannt.
In den vergangenen Jahren sei es daher immer wieder zu Verhandlungsversuchen zwischen der Post und der Loterie Romande gekommen. Das Lotterieunternehmen sei jedoch den Forderungen der Post nicht nachgegangen. Jean-Luc Moner-Banet erklärte dazu:
Loterie Romande gibt 8 % der Verkaufserlöse an den gelben Giganten zurück. Die Post hat seit Jahren versucht, über diesen Anteil zu verhandeln und diesen in die Höhe zu treiben, doch wir haben uns darauf nicht eingelassen. Schließlich kommen unsere sämtlichen Gewinne unmittelbar wohltätigen Zwecken zugute.
Moner-Banet betonte, wie sehr er die Entscheidung der Post daher bedaure. Sein Unternehmen hänge an der Zusammenarbeit, die stets zu dessen vollkommener Zufriedenheit verlaufen sei.
Außerdem seien durch die zu erwartenden finanziellen Einbußen negative Folgen für die sonst unterstützten gemeinnützigen Projekte zu erwarten.
Auch Schweizer Gewerkschaft zeigt Bedenken
Doch nicht nur die betroffene Lotteriegesellschaft kritisierte die Pläne der Post. Auch einige Postangestellte sowie deren Repräsentanten innerhalb der Schweizer Gewerkschaft Syndicom äußerten ihre Bedenken.
Kunden fehlen Anreize, die Post zu betreten (Bild: Wikipedia)
„24 heures“ [Seite auf Französisch] zitierte eine Postangestellte die anonym bleiben wollte. Die Frau befürchte, dass der Ausstieg aus dem Lottogeschäft sich negativ auf alle Geschäftsbereiche auswirken werde. Den Kunden werde einer der Hauptgründe genommen, überhaupt eine Postfiliale zu betreten.
Die Gewerkschaft Syndicom formulierte diese Sorge in einem öffentlichen Brief an die Post ganz ähnlich. Durch den Wegfall der Drittprodukte werde die Attraktivität von Postfilialen deutlich eingeschränkt.
Auch sei wahrscheinlich, dass die Post infolge der dadurch wegfallenden Einnahmen an anderen Stellen Gelder einsparen werden müsse. Zahlreiche Kündigungen sowie die Verkürzung der Öffnungszeiten seien zu erwarten.
David Roth, der Zentralsekretär von Syndicom sagte dazu in scharfem Ton:
Statt die Postgeschäfte zu überdenken und zukunftsorientierte Dienstleistungen zu entwickeln, wird blind rationalisiert. Sie schaffen einen künstlichen Flächenüberschuss, um Einschnitte im Postnetz rechtfertigen zu können.
Derzeit scheint es jedoch, als ließe sich die Entscheidung der Post nicht umkehren. Ob es tatsächlich zu einem Stellenabbau kommen wird und welche sonstigen Folgen langfristig zu erwarten sind, bleibt abzuwarten.