Schwedische Glücksspiel-Branche kritisiert Regulierungs-Chaos
Um die Einwohner Schwedens während der Corona-Krise vor exzessivem Online-Glücksspiel zu schützen, hatte die Regierung des Landes Ende April angekündigt, ab dem 2. Juli Einsatzlimits und Bonusbeschränkungen für alle Online-Glücksspiel-Anbieter einzuführen.
Am Freitag jedoch hat Schwedens Sozialversicherungsminister, Ardalan Shekarabi, einen Teil der geplanten Verschärfungen rückgängig gemacht. Demnach sollen die Einschränkungen lediglich für Online-Casinos, nicht aber Online-Sportwettenanbieter gelten.
Während die Besucher von Online-Casinos somit maximal 5.000 SEK (460 Euro) wöchentlich einzahlen dürfen und Bonusangebote im Wert von höchstens 100 SEK (9,21 Euro) in Anspruch nehmen können, sollen Tipper bei Sport- und Pferdewetten keine Einschränkungen erfahren.
Laut dem schwedischen Branchenverband für Online-Glücksspiel (Branschföreningen för Onlinespel, BOS) widerspricht sich dies gänzlich mit den jüngst erfassten Daten zur Spielerbeteiligung.
Laut den aktuellen Statistiken der schwedischen Steuerbehörde ist im Bereich Online-Casino seit Beginn der COVID-19-Pandemie kein Anstieg der Spielerbeteiligung verzeichnet worden.
Im selben Zeitraum jedoch verbuchten die Anbieter von Pferdewetten einen starken Umsatzanstieg. So stiegen die Umsätze zwischen März und April um insgesamt 37 %, was seit der Liberalisierung des Online-Glücksspiels einen neuen Rekord darstellt.
Eigennutz seitens der Regierung?
Der schwedische Branchenverband für Online-Glücksspiel [Seite auf Englisch] reagierte noch am Freitag auf die Ankündigung Shekarabis. Der Sinneswandel im Bezug auf Einsatzlimits bei Sport- und Pferdewetten ergebe im Hinblick auf die neuesten Statistiken wenig Sinn.
Der Verband wirft der Regierung daher Eigennutz vor. Schließlich werde vor allem der staatliche Pferdewetten-Anbieter Ab Trav Och Galopp (ATG), der in Schweden den Markt für Pferdewetten dominiere, von den Maßnahmen verschont.
Gustaf Hoffstedt, der Vorsitzende des BOS, erklärt:
Es ist offensichtlich, dass die Maßnahmen der Regierung trotz der verwendeten Rhetorik nichts mit dem Spielerschutz zu tun haben. Vielmehr geht es darum, Glücksspielunternehmen, die eng mit der Regierung verknüpft sind, Vorteile zu erschaffen. So zum Beispiel dem Pferdewetten-Anbieter ATG, dessen Vorstandsmitglieder größtenteils von der Regierung ernannt werden.
Der Regierung scheine es zudem egal zu sein, dass sie mit ihren Maßnahmen die Kanalisierung der Spieler auf den legalen Online-Glücksspielmarkt gefährde. In puncto Spielerschutz mache Schweden somit einen klaren Schritt zurück.