Schwedens Regierung diskutiert Totalverbot von Glücksspielwerbung
In einer Pressekonferenz am Mittwoch verkündete Schwedens Minister für die öffentliche Verwaltung, Ardalan Shekarabi, dass es noch in diesem Jahr zu einem totalen oder partiellen Werbeverbot für Online Casinos kommen könnte. Für den frisch eröffneten Glücksspielmarkt des Landes könnte dies erhebliche Folgen haben.
Exzessive Werbung mit fraglichen Inhalten
Im internationalen Vergleich ist Schweden geradezu ein Neuling im Bereich des Glücksspiels. Die ersten offiziellen landbasierten Casinos wurden erst nach der Jahrtausendwende eröffnet.
Die vier Casinos des Landes (die Casinos Cosmopol in Sundsvall, Malmö, Göteborg und Stockholm) gehören allesamt zum staatlich geführten Unternehmen Svenska Spel, welches bis Ende letzten Jahres auch das Monopol für Online Glücksspiel besaß.
Minister Ardalan Shekarabi warnt vor exzessiver Werbung (Bild: Wikipedia)
Doch seit dem ersten Januar können auch ausländische Online Casinos eine schwedische Glücksspiellizenz erhalten, sofern sie die strengen Auflagen der Glücksspielbehörde Spelinspektionen erfüllen. Unzählige Anbieter bewarben sich mit Erfolg und bieten derzeit legale Online Casinospiele in Schweden an.
Mit der massiven Angebotserweiterung wurde auch die Werbetrommel heftig gerührt, was laut einigen Politikern und Kritikern der neuen Glücksspielgesetze schnell exzessive Ausmaße angenommen habe.
Ardalan Shekarabi, Schwedens Minister für die öffentliche Verwaltung, warnte daher in seiner gestrigen Pressemitteilung, dass sowohl die Inhalte als auch die Zielrichtung vieler Werbungen unangemessen und inakzeptabel seien.
Da die Anbieter es versäumt hätten, bis zum 31. März dieses Jahres überzeugende und regelkonforme Werbekonzepte einzureichen, wolle man nun eine Sonderkommission gründen, welche über ein potentielles Werbeverbot entscheiden soll. Shekarabi erläuterte dazu:
Der Staat muss jetzt Maßnahmen ergreifen, um ein strengeres Regelwerk in Bezug auf Glücksspielwerbung zu erschaffen. Wir befinden uns in einer problematischen Situation, in der Konsumenten überall mit Glücksspielwerbung konfrontiert werden. Das kann so nicht bleiben, denn nicht nur die Werbeinhalte, sondern auch die Zielrichtung sind problematisch. Die ermittelnde Kommission erhält daher die Möglichkeit, ein totales Werbeverbot vorzuschlagen.
Der Politiker schloss dabei weder ein totales noch ein partielles Werbeverbot aus und kündigte an, dass die endgültige Entscheidung bis spätestens zum 1. Oktober gefällt werden müsse.
Die Kommission solle darüber hinaus auch darüber beratschlagen, ob die Anzahl und Höhe von Casino Bonusangeboten, Gratisspielen und Jackpots begrenzt werden sollte.
Sveska Spel hat es vorgemacht
Auch andere europäische Länder, wie Finnland und Italien, entschieden sich als Sofortmaßnahme gegen die steigenden Zahlen pathologischer Spieler in jüngster Vergangenheit für totale Glücksspielwerbeverbote. Doch selbst innerhalb der schwedischen Grenzen ist das Konzept kein neues.
Svenska Spiel im Besitz aller landbasierten Casinos (Bild: Wikipedia)
Erst Anfang April kündigte der schwedische Glücksspielmonopolist Svenska Spel an, keinerlei Werbung mehr für seine Online Casino Produkte schalten zu wollen. Patrik Hofbauer, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, bezeichnete diesen Schritt als wegweisend für die gesamte Industrie.
Zunächst hatte auch Svenska Spel seit Jahresbeginn sein Werbeaufkommen deutlich erhöht, um mit der neuen Konkurrenz mithalten zu können. Doch jetzt hieß es, das Unternehmen wolle noch in diesem Jahr sein Werbebudget drastisch reduzieren.
Joakim Mörnefält, der Leiter der Svenska Spel Kommunikationsabteilung, erklärte, dass man sich ein landesweites Glücksspielwerbeverbot für alle Anbieter erhoffe. Dieses solle auf gesetzlicher Ebene integriert werden und keinerlei Ausnahmen beinhalten.
Entsprechend den Angaben des letzten offiziellen Glücksspieljahresberichtes [Seite auf Englisch] der Spelinspektionen (vormals Lotteriinspektionen), verfügte Svenska Spel im Jahr 2017 über einen Marktanteil von 45,6 % auf dem regulierten Markt.
Unter Hinzunahme der zu jenem Zeitpunkt unregulierten Anbieter, sank der Anteil auf 34,5 %. Das Unternehmen vermeldete für das Jahr 2017 einen Gesamtumsatz von gut 9 Mrd. SEK (knapp 845 Mio. Euro).
Insgesamt erwirtschaftete die Glücksspielbranche des Landes im selben Jahr mehr als 17 Mrd. SEK (1,6 Mrd. Euro) auf dem regulierten und mehr als 5,5 Mrd. SEK (520 Mio. Euro) auf dem unregulierten Markt.
Im Widerspruch zur Liberalisierung des Marktes
Die Aussicht auf ein Werbeverbot sorgt jedoch bei den internationalen Online Casino Betreibern für großen Unmut. Die Anbieter Kindred, Leo Vegas und Betsson klagten in einem gemeinsamen Statement gegenüber der schwedischen Zeitung Dagens Industri, dass ein Werbeverbot den fairen Konkurrenzkampf verhindere.
Svenska Spel könne sich das Einstellen der Werbung als einziger Betreiber leisten, da das Unternehmen seit Jahren bekannt und etabliert sei. Die frisch lizenzierten ausländischen Anbieter bekämen ohne Werbung keine Chance, sich auf dem Markt einen Namen zu machen.
Die Dominanz des Monopolisten Svenska Spel würde somit ungehindert fortbestehen oder gar gestärkt. Das Unternehmen habe des Weiteren den klaren Vorteil, weiterhin zielgerichtete Werbung per Post oder E-Mail an jene Casinospieler senden zu können, die in den Datenbanken der landbasierten Casinos registriert seien.
Ob und wie sich das potentielle Werbeverbot auf den Fortbestand der neuen Lizenznehmer auswirken wird, bleibt abzuwarten. Fürs Erste bleiben den Casinos ohnehin noch einige Monate, um mit ihrer Werbung im Wettbewerb zu bleiben.