Donnerstag, 21. November 2024

Der Schwarzmarkt boomt: Ist Norwegens Glücksspiel-Monopol gescheitert?

Norwegen Parlament

Wer in Norwegen legal am Online-Glücksspiel teilnehmen möchte, muss auf den Webseiten der beiden staatlichen Glücksspiel-Betreiber Norsk Tipping und Norsk Rikstoto spielen. Laut der European Gaming & Betting Association (EGBA; Seite auf Englisch) weichen jedoch immer mehr Norweger auf illegale Alternativen aus. Mittlerweile spielen anscheinend mindestens 66 % der Online-Glücksspieler auf dem Schwarzmarkt.

Der Glücksspielverband sehe damit den Spielerschutz der Norweger maßgeblich gefährdet. Die norwegische Regierung jedoch hält seit Jahren an ihrem Argument fest, ein Glücksspiel-Monopol sorge für bessere Kontrolle und damit besseren Spielerschutz. Diese Meinung teilen auch in Deutschland einige Wissenschaftler, die sich mit den Themen Spielerschutz und Spielsucht auseinandersetzen.

Laut der EGBA jedoch sei dieses Argument längst widerlegt. Norwegen selbst sei aktuell das beste Beispiel dafür.

Laut Angaben der EGBA habe Norwegen mit die höchsten Spielsucht-Raten in ganz Europa. Die Zahl der Spielsüchtigen liege heute in Norwegen knapp viermal so hoch wie beispielsweise in Großbritannien oder Spanien, wo der Online-Glücksspielmarkt deutlich liberaler und vierfältiger ist. Auch dem staatlichen Anbieter Norsk Tipping zufolge seien die Spielsuchtzahlen des Landes besorgniserregend. Eine Studie im Herbst letzten Jahres habe ergeben, dass knapp 1,4 % der Bevölkerung mit problematischem Spielverhalten zu kämpfen habe.

Doch nicht nur die Spieler selbst seien durch das derzeitige Glücksspiel-Monopol benachteiligt, sondern letzten Endes auch der Staat. Diesem entgingen Jahr für Jahr gigantische Summen potenzieller Steuergelder. So setzten die Norweger jedes Jahr rund 2 Mrd. NOK (zirka 199 Mio. Euro) bei Glücksspielen auf ausländischen Webseiten ein.

Schweden und Dänemark als gute Vorbilder?

Eine Lösung für das Problem könne laut der EGBA in einem Multi-Lizenz-System nach dem Vorbild von Schweden und Dänemark liegen. Während auch in diesen Ländern die Regulierung des Online-Glücksspiels und die Prävention gegen Spielsucht noch nicht „perfekt“ seien, schnitten Norwegens Nachbarn in puncto Kanalisierung deutlich besser ab.

In Dänemark hätte die Kanalisierung letzten offiziellen Daten zufolge im Jahre 2019 bei 93 % gelegen. In Schweden hätten im selben Jahr, und damit dem ersten Jahr nach der Liberalisierung des Online-Glücksspiel-Marktes, immerhin 93 % aller Glücksspieler legale Angebote genutzt. Die EGBA rate Norwegen daher, sein Glücksspiel-Monopol zu überdenken:

Ein Multi-Lizenz-Model würde es Norwegen erlauben, den Anteil der Online-Glücksspiel-Aktivitäten auf internationalen Webseiten bereits innerhalb des ersten Jahres von 66 % auf 5 % zu reduzieren. Natürlich würden dabei neue Herausforderungen entstehen, aber die Vorteile sind zu groß, um sie zu ignorieren.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das norwegische Glücksspiel-Monopol als eines der letzten endgültig scheitere, heißt es weiter. Nicht umsonst hätten mittlerweile fast alle anderen Länder in Europa ein Multi-Lizenz-System eingeführt oder seien, wie Deutschland und die Niederlande, im Begriff, dieses zu tun.