Schach-Projekt an Grundschulen soll die kognitive Entwicklung fördern
Heute um 16:00 Uhr wird die Schachweltmeisterschaft, bei der sich Schachweltmeister Magnus Carlsen und Herausforderer Fabiano Caruana ein mit Spannung verfolgtes Duell liefern, fortgesetzt. Noch gelten die beiden als absolute Wunderkinder, doch schon bald könnte Ihnen Konkurrenz drohen, denn Schach wird an Schulen immer öfter Teil des Unterrichts.
Erst am gestrigen Montag wurde in einer Bremer Grundschule das Pilotprojekt „Schach macht schlau“ vorgestellt. Dabei lernen 1.500 Grundschüler in Bremen und Bremerhaven seit diesem Schuljahr Schach in einem Unterrichtsfach. Unterstützt wird das Projekt vom ehemaligen Fußballnationalspieler Marco Bode sowie von der Senatorin für Kinder und Bildung.
Schach als Unterrichtsfach
Das Projekt „Schach macht schlau“ wurde von dem Verein „Das erste Buch e. V.“ initiiert und soll der Bildungsförderung dienen. Dabei lernen nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer und Lehrerinnen. Bestimmte Voraussetzungen müssen diese hierfür nicht mitbringen. Neben einem Schülerarbeitsheft wurde ein Lehrerarbeitsheft entwickelt, damit Lehrer die nötigen Schachkenntnisse erwerben können. Zudem gibt es eine Online-Lernsoftware. Die Unterrichtsmaterialien stellt der Verein den Grundschulen kostenfrei zur Verfügung.
Ziel des Projektes ist es, die Bildungschancen aller Kinder im Bundesland Bremen zu stärken. Zudem sollen Kinder, die nur über geringe Deutschkenntnisse verfügen, in ihrer Integration gefördert werden. In einem Informationsschreiben hat Nikola Schroth, Grundschulreferentin bei der Senatorin für Bildung, hat sich wie folgt zum Schach im Unterricht geäußert:
„Um die positiven Wirkungen, die das Schachspielen auf die Konzentrationsfähigkeit und die kognitive Entwicklung der Schülerinnen und Schüler hat zu nutzen, wurde ein Programm entwickelt, das es ermöglicht, Schach im Unterricht systematisch und regelmäßig einzusetzen. Bereits seit 10 Jahren wird dieses Programm in Hamburg, seit zwei Jahren auch in Salzgitter, erfolgreich erprobt.“
Befürworter sehen einen großen Vorteil des Projektes darin, dass beim Schach als Unterrichtsfach alle Kinder erreicht werden können. Wird Schach lediglich im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft als Nachmittagsveranstaltung angeboten, erhält dagegen nicht jedes Kind die Möglichkeit, das Spiel zu erlernen.
Die positiven Wirkungen von Schach
Dass Schach nicht nur Spaß, sondern tatsächlich auch schlau macht, konnte im Laufe der Zeit immer wieder nachgewiesen werden. Bereits 1982 wurde zum Beispiel auf einem Kongress des Weltschachverbandes ein Projekt aus Venezuela vorgestellt, bei dem Schach als Werkzeug zur Förderung der Intelligenz genutzt wurde. Wie die Sozialpsyschologin Dr. Marion Kauke vom Deutschen Schachbund berichtet, wurde bei diesem Projekt innerhalb von nur einem halben Jahr der Intelligenzquotient von Schülern und Lehrer gesteigert.
Die Universität Trier hat eine Studie zu Schach in der Grundschule durchgeführt. (Bild: wikipedia)
Neuere Untersuchungen hat beispielsweise die Universität Trier von 2003 bis 2007 zusammen mit der „Deutschen Schulschachstiftung“ an der Grundschule Trier-Olwig durchgeführt. Hier wurde eine Unterrichtsstunde Mathematik pro Woche durch eine Stunde Schach ersetzt. Die sogenannte Trierer-Studie zeigt, dass sich vor allem bei leistungsschwachen Schülern Wahrnehmungsvermögen und Konzentration nachweislich verbessert haben.
Bei Schülern des zweiten Schuljahres wurde ein deutlicher Intelligenzanstieg verzeichnet und in der dritten und vierten Klasse haben Leistungsmotivation und Sozialkompetenz entscheidend zugenommen.
Die Schach-WM: Duell zweier Wunderkinder
Ein Nebeneffekt des Projektes „Schach macht schlau“ könnte laut Unterstützer Marco Bode sein, dass sich dabei Schach-Talente zeigen. Auch der Herausforderer des derzeitigen Schachweltmeisters Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, ist einst als Talent entdeckt worden. Die beiden Wunderkinder des Schachs haben sich bei der derzeitigen Schachweltmeisterschaft bereits drei Partien geliefert, die jeweils mit einem Remis (Unentschieden) endeten. Die vierte Partie wird am heutigen Nachmittag ausgetragen.
Die Schach-WM 2018
Die Schachweltmeisterschaft 2018 wird in London im Stadtteil Holborn ausgetragen. Die Spiele haben am 9. November begonnen und finden bis zum 28. November statt. Wer die Schachweltmeisterschaft gewinnt, darf sich zwei Jahre lang Weltmeister nennen. Die Weltmeisterschaft geht über 12 Spiele. Gewinnt ein Spieler eine Partie, erhält er einen Punkt. Geht eine Partie unentschieden aus, erhält jeder der beteiligten Spieler einen halben Punkt. Wer mindestens 6,5 Punkte erzielt hat, hat die Weltmeisterschaft gewonnen. Steht es nach 12 Runden noch immer unentschieden, kommt es zum Tiebreak. Hierbei werden die Partien zeitlich radikal begrenzt.
Sowohl Magnus Carlsen (27) als auch Fabiano Caruana (26) haben im Alter von fünf Jahren mit dem Schachspielen begonnen. Der Norweger Magnus Carlsen war schon im Kleinkindalter durch seine Hochbegabung aufgefallen. Schach hat er von seinem Vater gelernt. Mit acht Jahren hat er begonnen, Turnier-Schach zu spielen, im Jahr 2013 wurde er im Alter von nur 22 Jahren zum ersten Mal Schachweltmeister. Seitdem hat er den Titel bereits zweimal erfolgreich verteidigen können.
Fabiano Caruana, der Sohn italienischer Einwanderer, ist als Fünfjähriger in New York von dem Schach-Trainer Bruce Pandolfini entdeckt worden. Er sorgte für Aufsehen, als er 2002 bei einem Grand-Prix-Turnier gegen den polnisch-amerikanischen Schachmeister Aleksander Wojtkiewicz gewann. Bisher wird Magnus Carlsen bei der Weltmeisterschaft noch als Favorit gehandelt, doch wie das dritte Remis zeigte, gelingt es Caruana durchaus, den Titelverteidiger ernsthaft unter Druck zu setzen.