Mordversuch und Tyrannei: Sadistischer Familienvater verzockt Kindergeld im Casino
Der Mordversuch soll unter der Dusche stattgefunden haben (Quelle: unsplash.com/Abdalla M.)In Wien muss sich derzeit ein 42-jähriger Mann vor Gericht verantworten, weil er versucht haben soll, die Mutter seiner zehn Kinder zu ermorden. Beim Prozessauftakt im Juli hatte der Angeklagte die Vorwürfe abgestritten und erklärt, dass sich das mutmaßliche Opfer für sein außer Kontrolle geratenes Glücksspiel an ihm rächen wolle.
Gestern sagten die Ehefrau und eine Tochter des Paares aus. Dabei berichteten sie von regelmäßiger schwerer Gewalt und darüber, wie der Vater die Familie eingesperrt habe, während er das Familienbudget bei Casinobesuchen verspielt habe. Ein psychiatrischer Gutachter bezeichnete den Mann als Sadisten.
Spielsüchtiger Haustyrann vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft am Wiener Landesgericht sieht es als erwiesen an, dass der Angeklagte bereits im Jahr 2008 oder 2009 versucht hat, seine heute 37-jährige Ehefrau mit einem Stromstoß unter der Dusche zu töten.
Hinzukomme ein über viele Jahre andauerndes „Schreckens- und Terrorregime“, welches der Mann gegenüber seiner Partnerin und den gemeinsamen zehn Kindern aufrechterhalten habe.
Der Spielsüchtige Angeklagte soll seine Familie über viele Jahre terrorisiert haben (Quelle:unsplash.com/M.T ElGassier)
Am gestrigen Dienstag schilderten das mutmaßliche Opfer des Mordversuchs und eine 18-jährige Tochter des Paares, wie die Familie unter dem zehnfachen Vater gelitten habe. So habe er seine Frau und Kinder nahezu komplett von der Außenwelt isoliert. Lediglich der Schulbesuch sei gestattet gewesen.
Ihre Großeltern mütterlicherseits habe die Tochter erst im Alter von 14 Jahren kennengelernt. Zum Kontakt sei es nur gekommen, weil sich der Vater Geld für die Finanzierung seiner Spielsucht von den Schwiegereltern erhofft habe. Das Paar hatte gegen den Willen der Eltern geheiratet, als die Frau 14 Jahre alt war.
Gewalt nach Glücksspiel-Verlusten
Der Mann soll zunächst seine Ehefrau und später auch die Kinder regelmäßig misshandelt haben. Besondere Gefahr habe gedroht, wenn der Vater mal wieder Geld beim Glücksspiel verloren habe, so die Tochter vor Gericht:
Oft sei der Vater ins nahegelegene Tschechien gefahren, um dort Casinos zu besuchen. Dort habe er unter anderem das Kindergeld oder die Ausbildungsvergütung der älteren Kinder verzockt.
Bei einer dieser Gelegenheiten, so die 18-Jährige vor Gericht, hätten Mutter und Kinder die Wohnungstür aus Angst vor dem Vater von innen mit einer Kommode verbarrikadiert. Wie in ähnlichen Fällen sei es ihm jedoch gelungen, die Frau mit Besserungsbeteuerungen davon zu überzeugen, ihn wieder hereinzulassen.
Manipulation und Sadismus
Die 37-Jährige habe laut Medienberichten angegeben, dass ihr Ehemann über großes manipulatives Geschick verfüge. Letztlich sei er stets in der Lage gewesen, sie glauben zu lassen, dass eigentlich sie die Schuld an seinen Taten trage.
Das „Ehemartyrium“ habe erst im vergangenen Jahr ein Ende gefunden. Nachdem sich die älteste Tochter einer Arbeitskollegin anvertraut habe, wagte auch die Mutter den Weg zur Polizei. Hier habe sie unter anderem von dem mutmaßlichen Mordversuch berichtet. Seit August 2021 befindet sich der Angeklagte daher in Untersuchungshaft.
Der Mann hatte die Vorwürfe bereits zuvor weit von sich gewiesen und jegliche Ausübung von Gewalt gegenüber seiner Frau und seinen zehn Kindern bestritten. Vielmehr, so seine Behauptung, wolle sich seine Ehefrau, die er immer geliebt habe, an ihm rächen, weil die Familie an seiner Spielsucht zerbrochen sei.
Gutachter attestiert Persönlichkeitsstörung
Ein vom Gericht hinzugezogener Gutachter habe derweil gestern ein anderes Bild gezeichnet. Der psychiatrische Sachverständige attestierte dem Mann eine schwere Persönlichkeitsstörung.
Diese erlaube es ihm, nach außen hin eine heile Welt zu präsentieren, während er gegenüber seiner Familie als Tyrann agiere. Zusammenfassend sei der 42-Jährige außerdem als Sadist zu bezeichnen.
Der Sachverständige halte es für wahrscheinlich, dass von dem Angeklagten auch weiterhin Gefahr ausgehe. Im Falle einer Verurteilung droht dem Mann zusätzlich zur Haft somit auch die Unterbringung in einer „Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher“, dem österreichischen Äquivalent zur deutschen forensischen Psychiatrie. Der Prozess soll am 29. September fortgesetzt werden.