Getarnte Sportwetten-Werbung? Presserat prüft Vorwürfe gegen „Bild“ & Co.
Anfang der Woche äußerte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) Vorwürfe, nach denen deutsche Medien die Grenze zwischen redaktionellen und werbenden Sportwetten-Inhalten verschwimmen ließen.
Unterstützung erhält der Politiker nun unter anderem von Suchtexperten. Auch der Deutsche Presserat gab dem Deutschlandfunk (DLF) gegenüber an, sich mit dem Thema beschäftigen zu wollen. Die hierbei auch in die Kritik geratene Axel Springer Verlagsgruppe weist die Vorwürfe indes von sich.
Sportwetten in der „Bild“: „Penetrant“ und „schillernd“?
Unter anderem, so berichtete zuerst der Journalist Philipp Eckstein vom ARD-Hauptstadtstudio, hatte Innensenator Mäurer in einem Schreiben an den Deutschen Presserat eine „schillernde“ und „penetrante und positive“ Darstellung von Sportwetten seitens der „Bild“ beklagt.
Dies sei insbesondere deshalb bedenklich, weil das „Bild“-Verlagshaus Springer selbst Betreiber des Sportwetten-Portals BildBet sei.
Mit Vergabe der ersten deutschen Sportwetten-Lizenzen im vergangenen Herbst ist unter anderem die Axel Springer Verlagsgruppe mit der Marke BildBet ins Buchmacher-Business eingestiegen. Springer betreibt BildBet in Kooperation mit dem Glücksspiel-Schwergewicht BetVictor. Der 1946 gegründete Konzern hat seinen Hauptsitz seit 1998 in Gibraltar. In Deutschland ist das Unternehmen mit der vom zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt lizenzierten BV (Germany) Ltd. aktiv.
In der Mitteilung habe Mäurer jedoch auch darauf hingewiesen, dass es sich nicht um ein singuläres Problem, sondern einen allgemeinen Missstand handele. Deshalb solle der Rat den Pressekodex um eine Richtlinie erweitern, die explizit den verharmlosenden Umgang mit dem Glücksspiel verbiete.
Unterstützung erhält der Vorstoß nun unter anderem von der Suchtexpertin Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des Fachverband Glücksspielsucht. Ihr Verein drängt bereits seit geraumer Zeit auf ein Komplettverbot für Glücksspiel-Werbung in deutschen Medien.
Werbung mit Feigenblatt?
Dem DLF gegenüber erklärte Füchtenschnieder, in Beiträgen der „Bild“ klare Werbung für das hauseigene Sportwetten-Produkt zu erkennen.
Darüber könne auch ein am Ende der Folgen des „Bild“-Podcasts „Wett-Insider“ platzierter Warnhinweis nicht hinwegtäuschen. Unter anderem auf diesen hatte der Springer Verlag auf DLF-Anfrage zu den aktuellen Vorwürfen verwiesen.
Ernst zu nehmen sei der laut Springer „explizite Hinweis auf die Risiken im Zusammenhang mit Glücksspiel“ in den redaktionellen Beiträgen jedoch nicht. Füchtenschnieder erklärte:
Das ist irgendwie ne [sic!] klassische Ausrede. Das machen die ja auch nur, weil sie dazu verpflichtet sind. 30 Minuten Bericht und dann so ein kurzer Abbinder, das steht ja in keinem Verhältnis. (…) Es wird nur über die Vorzüge berichtet, und die erheblichen Nachteile, die mit dem Glücksspielen verbunden sind, die finden in der medialen Berichterstattung, zumindest in diesen Werbeblocks, nicht statt.
Wie der DLF berichtet, habe der Deutsche Presserat auf Anfrage bestätigt, sich mit den Kritikpunkten beschäftigen zu wollen. Gleichzeitig habe das Kontrollgremium jedoch darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Schreiben von Innensenator Mäurer nicht um eine Beschwerde gehandelt habe und auch sonst keine solche vorliege.
Ob es dabei bleibt oder sich der Presserat in Zukunft doch ganz offiziell mit dem Verhältnis von Berichterstattung und Sportwetten-Werbung in der „Bild“ auseinandersetzen muss, wird sich zeigen.