Donnerstag, 21. November 2024

Niederlande: Positives Zwischenfazit zur Entwicklung des Online-Glücksspiel-Markts

René Jansen Vorsitzender der Kansspelautoriteit Lau KSA-Chef René Jansen hat der junge Online-Glücksspiel-Markt einige Erwartungen übertroffen (Bild: Twitter/KSA)

Der frisch legalisierte Online-Glücksspiel-Markt der Niederlande befindet sich auf dem Weg, zum Musterbeispiel eines effizienten Multi-Lizenz-Systems zu werden. Dies erklärte der Vorsitzende der niederländischen Glücksspiel-Behörde Kansspelautoriteit (KSA) René Jansen bei einer Rede am Freitag.

In der Rede [Seite auf Englisch], die er im Rahmen des jährlichen „Gaming Industry Event“ in Amsterdam hielt, fasste er die Erfolge und Probleme der jüngsten Marktentwicklung zusammenfasste.

Erste Geschäftszahlen übertreffen Erwartungen

Zunächst einmal habe sich in den letzten Monaten gezeigt, dass das Online-Glücksspiel in den Niederlanden merklich höhere Umsätze generiere als zuvor angenommen. Da das Online-Glücksspiel bisweilen illegal war, hätten bis letztes Jahr auch nie offizielle Zahlen erhoben werden können.

Im vierten Quartal 2021, und damit dem ersten Quartal seit der Markteröffnung, hätten die lizenzierten Glücksspiel-Betreiber insgesamt 185 Mio. Euro Bruttoumsatz erwirtschaftet. Dies ergebe hochgerechnet einen Gesamtumsatz von 740 Mio. Euro pro Jahr. Vor der Markeröffnung hätten unter anderem die Experten von H2 Gambling Capital Bruttospielumsätze von 630 Mio. Euro prognostiziert.

Künftige Prognosen sollten dennoch mit Bedacht formuliert werden, so Jansen. Schließlich stecke der niederländische Online-Glücksspiel-Markt noch „in den Kinderschuhen“. Auch hinsichtlich der Zahl der Spieler seien die Daten noch mit Vorsicht zu genießen.

Derzeit gebe es 634.000 aktive Spiel-Accounts bei den lizenzierten Anbietern. Unklar sei dabei, wie viele Spieler mehr als ein Kundenkonto besäßen. Die Sorge um einen rapiden Anstieg der Spielbeteiligung lasse sich jedoch durch diese Zahl etwas mindern.

Diese Zahl relativiert die Behauptung, dass die Legalisierung des Online-Glücksspiel-Marktes das Glücksspiel befeuern werde. Einige haben gesagt, dass Millionen niederländischer Bürger am Glücksspiel teilnehmen würden. Dies hat sich nicht bestätigt – zumindest zeigen es diese Zahlen nicht.“

Aktuell seien 18 lizenzierte Online-Casinos und Sportwetten-Betreiber aktiv. Dies sei jedoch „längst nicht da Ende der Fahnenstange“, betont Jansen. Derzeit werde die Entscheidung über 16 weitere Lizenzen getroffen.

Ende März hätten zudem weitere 14 Bewerber ihre Unterlagen eingereicht. In der Vergangenheit habe sich jedoch gezeigt, dass nur einer von drei Bewerbern tatsächlich eine Lizenz erhalte.

Kritik an exzessiver Glücksspiel-Werbung

Auch wenn das Online-Glücksspiel aus finanzieller Sicht erfolgreich angelaufen sei, gebe es nach wie vor Hürden und Probleme. Ein großes Thema dabei sei der Bereich Glücksspiel-Werbung. Wie Jansen erklärt, habe das Werbevolumen seit Oktober ein „exzessives“ Ausmaß angenommen.

So regle das niederländische Glücksspiel-Gesetz zwar die Inhalte und Sendezeiten von Werbung, gehe aber nicht auf das Gesamtvolumen ein. Die KSA habe daher zu Beginn auf eine Selbstregulierung der Branche gesetzt. Wie Jansen nun zugesteht, sei dies jedoch eine „naive Erwartung“ gewesen.

Glücklicherweise scheint das große Werbeaufkommen jedoch der Kanalisierung der Spieler zugutezukommen. Jansen erklärt:

Andererseits freue ich mich über die Ergebnisse, die wir bislang sehen. Eine Kanalisierung der Spieler vom illegalen auf den legalen Markt zeichnet sich bereits sehr deutlich ab. Und genau darum geht es am Ende: Die niederländischen Verbraucher, die spielen möchten, finden ihren Weg zu sicheren Glücksspiel-Produkten.“

Nichtsdestoweniger müsse sich die Branche in naher Zukunft auf dramatische Einschränkungen bei der Glücksspiel-Werbung einstellen. Erst vor kurzem hatte Rechtsschutzminister Franc Weerwind angekündigt, ein Gesetz für ein Teilverbot von Glücksspiel-Werbung auf den Weg zu bringen. Dieses würde Glücksspiel-Werbung unter anderem aus Radio- und Printmedien verbannen.