Freitag, 22. November 2024

Pokerspieler will 30 Tage in totaler Isolation verbringen, um 100.000 Dollar zu gewinnen

Rory Young|Las Vegas|Las Vegas|Badezimmer|Rory Young|

Die Pokerspieler Rory Young und Rich Alati haben darum gewettet, wie lange ein Mensch in totaler Isolation und Dunkelheit leben kann. Schafft es Alati, 30 Tage lang komplett von der Außenwelt abgeschirmt zu existieren, darf sich der Poker-Pro über eine Gewinnsumme von 100.000 Dollar freuen.

Sollte Alati, der die Wette am 21. November 2018 antrat, vor Ablauf der 30 Tage abbrechen und seine selbstgewählte Isolation beenden, erhält Young die 100.000 Dollar.

Wie kam die Wette zustande?

Die ungewöhnliche Wette zwischen den beiden Pokerspielern kam vor einigen Monaten im Bellagio Hotel und Casino in Las Vegas zustande. Der Ort, an dem Alati und Young häufig an Cash-Games teilnehmen.

Rory Young

Rory Young bot Rich Alati die Badezimmer-Wette an. (Quelle: Flickr)

Nicht selten werden die Cash-Games durch „Sidebets“ und Spiele spannender gemacht. Zum Beispiel wetten Spieler darauf, welche Farbe die erste Karte im Flop hat, oder welcher Spieler in der nächsten Hand den Pot gewinnen wird.

Young und Alati spielten am Pokertisch das mittlerweile auch außerhalb der Pokerwelt bekannt gewordene Ratespiel „Lodden Thinks“, bei dem die Frage aufkam, wie lange ein Mensch in kompletter Isolation überleben könne.

Wie Rory Young gegenüber dem Poker-Portal PocketFives erklärte, läge die Antwort der meisten Spieler, denen er in der Vergangenheit die Frage gestellt habe, bei 20 bis 25 Tagen. Alati hingegen sei überzeugt gewesen, Menschen könnten auch 30 Tage allein und in vollständiger Dunkelheit ausharren.

Anlass genug für Young, Alati eine Wette anzubieten. Alati nahm die Wette nach Verhandlung der Rahmenbedingungen an.

Was ist „Lodden Thinks“?

Bei dem Spiel „Lodden Thinks“, welches auf den norwegischen Pokerspieler Johnny Lodden zurückgeht, können zwei Spielteilnehmer darauf wetten, was ein dritter Spielteilnehmer (der „Lodden-Thinker“) denkt.

Zuerst denken sich die beiden Spieler eine Frage aus. Zum Beispiel: „Wie viel wiegt ein afrikanischer Elefant im Durschnitt?“ Diese Frage wird anschließend dem „Lodden-Thinker“ gestellt, der seine Antwort auf einen Zettel schreibt.

Danach geben beide Fragesteller ihre Antwort ab. Es gewinnt derjenige Spieler, dessen Antwort am nächsten an der Antwort des „Lodden-Thinkers“ liegt.

Die Bedingungen der Wette

Damit die Wette tatsächlich stattfindet, einigten sich beide Spieler im Vorfeld darauf, eine Sicherheitsleistung von jeweils 5.000 Dollar bei einem gemeinsamen Treuhänder zu hinterlegen.

Badezimmer

Waschbecken, Dusche, Klo. Aber kein Tageslicht für Alati. (Quelle: Flickr)

Hätte Alati die Wette nicht innerhalb von sechs Monaten angetreten, hätte Young dessen 5.000 Dollar gewonnen. Wäre Young aus irgendeinem Grund von der Wette zurückgetreten, hätte Alati dessen Sicherheitsleistung in Höhe von 5.000 Dollar eingeheimst.

Des Weiteren wurden die genauen Bedingungen der Isolation diskutiert. Laut Young habe man sich geeinigt, dass Alati während der Dauer von 30 Tagen in einem Badezimmer ohne jedwede Lichtquelle verbringen müsse. Handys, elektrische Geräte und Uhren dürften nicht verwendet werden. Auch Stimulantien und Drogen seien Tabu.

Alati hat im Badezimmer allerdings ein Bett und einen Kühlschrank, der mit Früchten, Mandelmilch und Cerealien gefüllt ist. Auch frische Gerichte aus einem Restaurant in Las Vegas werden dem Zocker geliefert.

Zu Alatis Schutz wurden in dem Badezimmer fünf Nachtsichtkameras angebracht, die außer beim Duschen und den Toilettengängen rund um die Uhr aufzeichnen, was der Pokerspieler gerade macht.

Bedenken von Familie und Freunden

Auch wenn die Wette in den Medien (Seite auf Englisch) und in Pokerkreisen Erheiterung ausgelöst hat, machen sich Alatis Freunde und Familie Sorgen darüber, dass sich der Pokerprofi ohne spezielle Vorbereitung auf ein solches Experiment eingelassen hat.

Schließlich sind die Folgen einer so langen Isolation, ohne ärztlichen und psychologischen Beistand, kaum abzusehen. Alati selbst hat wenig Maßnahmen ergriffen, um sich auf die dauerhafte Dunkelheit und Einsamkeit einzustellen.

Nach Aussagen Youngs habe Alati lediglich 10 Minuten in einem dunklen Badezimmer verbracht, bevor er die Wette angetreten habe.

Besonders Alatis Schwester macht sich um ihn Sorgen, habe den Bruder aber nicht davon abhalten können, die Wette einzugehen.

Bellagio

Im Bellagio sind „Sidebets“ nicht ungewöhnlich. (Quelle: Flickr)

Rory Young macht sich weniger Gedanken um das Wohl seines Wettgegners. Seiner Meinung nach handele es sich bei der Wette um ein Arrangement zwischen zwei Erwachsenen, welches keinem Dritten schade. Aus diesem Grund sei die Wette moralisch gerechtfertigt.

Mediziner könnten gegen diese Aussage durchaus Einwände erheben. Denn laut Ärzten kann anhaltende Dunkelheit zu einer Mangelproduktion von Vitamin D führen.

Wird der Körper nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt, drohen Knochen- und Immunschwächekrankheiten wie Rachitis und Atemwegserkrankungen. Auch neurologische Erkrankungen und Depressionen können Folge einer Unterversorgung sein.

Ob Rich Alati nicht doch lieber seiner Gesundheit den Vorzug hätte geben sollen, wird sich wahrscheinlich erst ab 21. Dezember 2018 sagen lassen. Spätestens dann öffnet sich die Badezimmertür für ihn wieder.