Pokerprofi Stephen Chidwick wird Weltmeister – im Backgammon!
Auf diesen Tag hat der Engländer Stephen Chidwick lange gewartet. Sein erster Weltmeistertitel! Auch, wenn er vermutlich eher damit gerechnet hätte, beim Poker einen WM-Titel zu gewinnen! (Bildquelle)
Der Engländer Stephen Chidwick gilt als einer der weltbesten Pokerspieler. In seinem Hendon Mob-Eintrag finden sich Live-Cashes von über 5,6 Mio. Dollar. Damit ist er aktuell die Nummer Drei der englischen Geldrangliste. Zu seinen größten Erfolgen zählen zwei dritte Plätze bei der European Poker Tour (EPT) Prag in den Jahren 2013 und 2014 für ein kombiniertes Preisgeld von etwa 1 Mio. Dollar. Nun konnte Chidwick endlich auch seinen ersten Weltmeistertitel gewinnen, allerdings beim Backgammon.
Den ganz großen Sieg konnte der englische Pokerprofi Stephen Chidwick in seiner Karriere an den Pokertischen bisher noch nicht feiern. Auch ein Bracelet bei der World Series of Poker (WSOP) blieb ihm bisher verwehrt. Doch wenn es schon beim Poker nicht mit einem Weltmeistertitel klappt, dann halt eben beim Backgammon. Viele Profis wie Gus Hansen, Antonio Esfandiari und Phil Laak waren vor ihre Pokerkarriere schon hervorragende Backgammon-Spieler. Doch, da man beim Poker viel höhere Preisgelder gewinnen kann als beim Backgammon, haben viele dem Spiel wieder den Rücken zugekehrt.
Däne Danielsson verhindert Poker-Traumfinale gegen Martin Pott
Nicht so Stephen Chidwick. Vom 26. bis zum 31. Juli wurden im Fairmont Hotel in Monte Carlo, Monaco die 41. Backgammon-Weltmeisterschaft ausgetragen. In der Intermediate-Klasse gingen 47 Spieler an den Start. Einer von ihnen war der englische Pokerprofi. Im Finale traf Chidwick dann auf den Dänen Lasse Danielsson. Im Halbfinale hatte Danielsson den deutschen EPT-Live Kult-Kommentator Martin Pott mit 11 zu 9 ausgeschaltet und somit das „Poker-Traumfinale“ verhindert. Das Startgeld für das Turnier lag bei 400 Euro. Am Ende gewann Sieger Chidwick ein Preisgeld von 4.000 Euro.
Auch Stephen Chidwick spielt das Brettspiel schon seit vielen Jahren. Allerdings nie live, sondern nur online. Kurioserweise saß Chidwick bei der WM in Monte Carlo das erste Mal in seinem Leben an einem richtigen Backgammon-Board. Es sei eigentlich die „Schnapsidee“ seiner Freundin Marine Jouaillec gewesen, an der Weltmeisterschaft mitzuspielen. Dass es so gut laufen würde und er gleich beim ersten Live-Turnier Weltmeister werde würde, damit hätte der Pokerprofi nie gerechnet. Trotzdem sei mit dem Sieg ein Traum wahr geworden. Das Spiel habe ihm riesig Spaß gemacht. Chidwick ist guter Dinge, dass im nächsten Jahr viele weitere Pokerspieler den Weg zur Backgammon-WM nach Monaco finden.
Pott verpasst Endspielt nach 8 zu 6-Führung im Halbfinale
Martin Pott sagte nach seinem Aus, dass er das Finale gegen Chidwick, den er bei Pokerturnieren sicherlich schon 20 Mal kommentiert hatte, wohl schon zu sehr vor Augen gehabt habe. Er war mit einer 8 zu 6-Führung im Halbfinale gegen Danielson auch schon dicht am Endspiel gegen Chidwick gewesen. Dann habe er aber etwas zu ängstlich gespielt und zwei Würfel-Doppler des Dänen gepasst, die er im Nachhinein hätte callen sollen oder vielleicht sogar callen hätte müssen. Aber auch für Pott sei es eine unheimlich aufregende und tolle Woche gewesen. Er wolle im nächsten Jahr definitiv einen weiteren Angriff starten.
Die Veranstalter spielen mit dem Gedanken bei der Weltmeisterschaft 2017 einen Art Zweikampf in das Turnier zu integrieren. Die Spieler würden sowohl Poker als auch Backgammon spielen. Gerüchteweise solle es schon einen Sponsor geben, der dafür eine Siegprämie von 2 Mio. Euro bereitstellen würde. Für dieses Preisgeld müsste ein Spieler aber sowohl das Backgammon-Turnier als auch das Poker-Event gewinnen. In der höchsten Klasse, bei den Backgammon-Profis ging der Weltmeistertitel nach Schweden. Jörgen Granstedt setzte sich im Finale gegen Joseph Russell aus den USA durch. 144 Spieler waren hier an den Start gegangen.
Chidwick gewinnt 101 Seats für den WSOP Main Event – Ist aber zu jung zum Pokern!
Chidwick will nach dem ersten Weltmeistertitel beim Backgammon nun natürlich auch den ersten Titel bei der Poker-Weltmeisterschaft, der WSOP, gewinnen. Schon im jungen Alter von 19 Jahren sorgte der Engländer für WSOP-Schlagzeilen, obwohl man eigentlich erst mit 21 Jahren auch wirklich bei der Poker-WM mitspielen kann. Im Interview mit WSOP.com berichtet er von seinen verfrühten Gewinnen:
„Als ich jünger war, spielte ich viele WSOP-Qualifier-Turniere. Bei denen beginnt man auf Stufe 1. Wenn man eine Runde gewinnt, erreicht man die nächste Stufe. Als Gewinn auf der sechsten Stufe gab es einen Seat für das WSOP Main Event. In einem Jahr gewann ich sage und schreibe 101 Plätze für das Main Event und konnte wegen meinem zu jungen Alter nicht einen einzigen einlösen“.