US-Studie: Pay-TV-Sender profitieren von Sportwetten-Legalisierung
Das US-amerikanische Beratungsunternehmen Altman Vilandrie & Company, welches auf die Bereiche Telekommunikation, Medien und Technologien spezialisiert ist, veröffentlichte Mitte dieser Woche eine aktuelle Studie, welche Aufschluss darüber geben soll, inwiefern das Interesse an Sportwetten sich auf die Fernsehgewohnheiten der Menschen auswirkt.
Die Autoren der Studie analysierten dafür die Angaben von mehr als 5.000 Teilnehmern und fanden heraus, dass es unter Sportfans eine starke Korrelation zwischen dem Platzieren von Sportwetten und dem Abonnieren von Pay-TV-Sendern gibt.
Sportwettenmarkt berührt die Fernsehlandschaft
Erst im Mai 2018 stellte der US Supreme Court mit der Abschaffung des Anti-Sportwetten-Gesetztes (PASPA) die Weichen für einen legalen US-Sportwettenmarkt.
Zahlreiche Staaten öffneten sich nach dem Urteil den Sportwetten (Bild: Pixabay)
Seither legalisierten bereits 15 der 50 Bundesstaaten das Anbieten und Platzieren von Sportwetten, zwei Dutzend weitere Staaten diskutieren daüber oder bereiten sich auf eine entsprechende Gesetzesänderung vor.
Angesichts dieser sich schnell wandelnden US-Glückspiellandschaft passen sich auch jene Industrien an, welche direkt oder indirekt vom Sportwettenmarkt tangiert werden.
Insbesondere für die Telekommunikationsdienstleister scheint der neue Sportwettenmarkt vielversprechende Veränderungen mit sich zu bringen.
Die von Altman Vilandrie & Company darüber verfasste Studie [Seite auf Englisch] deutet in der Tat daraufhin, dass gerade die Pay-TV-Sender sehr von der Glücksspielbranche profitieren könnten.
Großteil der Sportwetten-Fans abonniert Pay-TV
So hätten 90 % der Personen, die regelmäßig Sport schauen, angegeben, ein Pay-TV-Abonnement zu haben. Von den sich selbst betitelten Nicht-Sportfans hingegen hätten nur 67 % ein Pay-TV-Abo.
Hohe Korrelation zwischen dem Anschauen von Sport und dem Platzieren von Wetten (Bild: Pixabay)
Auch die enge Verbindung zwischen dem Anschauen von Sportevents im Fernsehen und dem Platzieren von Sportwetten habe sich deutlich präsentiert. Demnach schauten 91 % der Personen, die regelmäßig Sportwetten abgeben, mindestens ebenso regelmäßig Sport im Fernsehen.
Personen, die hingegen kein Interesse an Sportwetten hätten, verfolgten Sport nur in 42 % der Fälle im Fernsehen.
Gleichzeitig habe sich aus den Befragungen ergeben, dass 91 % der Personen, die regelmäßig Sportwetten platzieren, Abonnenten von Pay-TV-Sendern seien.
Besonders unter jüngeren Menschen werde viel gewettet. So hätten 54 % der unter 24-Jährigen angegeben, gelegentlich oder regelmäßig zu wetten. Bei Personen zwischen 25 und 34 Jahren seien es 44 %, bei den 35- bis 44-Jährigen 38 %, bei den 45- bis 54-Jährigen 30 % und bei den über 55-Jährigen nur noch 17 %.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Zahl der Pay-TV-Abonnenten parallel mit dem wachsenden Interesse an Sportwetten, insbesondere unter jungen Menschen, zunehmen wird.
Welche Sportarten treiben den Sportwettenmarkt voran?
Interessant für die Verfasser der Studie war auch, welche Sportarten in welcher Altersklasse am meisten verfolgt werden und für welche Sportarten entsprechend in Zukunft die meisten Sportwetten zu erwarten sind.
NFL als am häufigsten genannter Lieblingssport (Bild: Pixabay)
Von den selbst ernannten Sportfans unter den Studienteilnehmern hätten 62 % die National Football League (NFL) als einen favorisierten Sport und 30 % sogar als ihren einzigen Lieblingssport angegeben.
Neben der NFL zählten vor allem die National Basketball Association (NBA), die Major League Basketball (MLB) sowie College Football und Basketball zu den am meisten geschauten Sportarten.
Unter den jüngsten Studienteilnehmern (18-24) hingegen zeigte sich ein entgegengesetzter Trend. Demnach hätten 44 % der Befragten dieser Altersgruppe als ihren Lieblingssport eSports oder eine europäische Profi-Liga angegeben.
Da vor allem jüngere Sportfans an Sportwetten interessiert sind, könnte der Markt in naher Zukunft insbesondere in den genannten Lieblingssportarten dieser Altersgruppe aufblühen.
Leichte Zurückhaltung bei den Sportverbänden
Auch an den verschiedenen Sportverbänden und Clubs geht der Glücksspiel-Wandel nicht unbeachtet vorbei. Während Ligen wie die NFL über Jahrzehnte lang das Wort Glücksspiel nicht einmal in der Öffentlichkeit aussprechen durften, steht einem Einstieg in den Markt plötzlich nicht mehr viel im Wege.
Erst letzte Woche äußerte sich Fred Gaudelli, Produzent einer auf NBC ausgestrahlten Football-Sendung im Rahmen einer Konferenz zum Thema.
Demnach wage sich die NFL nur sehr langsam an das Thema Sportwetten heran. Der Sender sei aber mit der Liga im Gespräch darüber, welche Perspektiven sich in Zukunft in puncto Sportwetten ergeben könnten.
Laut Christopher Halpin, dem Leiter der NFL-Strategie- und Wachstums-Abteilung, sei es jedoch weise, erst einmal abzuwarten, wie die Märkte sich entwickeln, bevor man selbst einsteige:
Man kann nicht einmal voraussagen, welche Staaten wann und unter welchen Bedingungen Sportwetten legalisieren, oder wie der Sportwettenmarkt- oder die Werbebranche künftig aussehen wird.
Ganz unvorbereitet schreitet man dennoch nicht in die Zukunft. Erst im August schloss die NFL einen Partnerschaftsvertrag mit dem internationalen Datenverarbeitungs-Unternehmen Sportsradar ab.
Sportsradar darf somit die Daten aus Spielen der NFL an bestimmte Casinos und Buchmacher weltweit verkaufen. Indirekt beteiligt sich die NFL somit bereits jetzt am weltweiten Sportwettenmarkt.