Illegaler Wettzirkel: Prozess gegen Pokerprofi Paul Phua beginnt in Macau
Der malaysische Geschäftsmann und Pokerspieler Paul Phua (55) ist angeblich hochrangiges Mitglied einer chinesischen Triade und soll im Kontext der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 millionenschwere illegale Wettzirkel betrieben haben. Nun steht der Multimillionär mit 14 weiteren Angeklagten in Macau vor Gericht.
Bereits 2004 wurde Phua im Rahmen der Fußball-EM wegen Betreibens illegaler Wettangebote verurteilt.
Paul Phua begann seine Karriere im Texas Hold`em erst mit Mitte vierzig. Ab 2010 spielte er dann in den aufblühenden Casinos Macaus mit führenden Profis wie Tom Dawn und Phil Ivey und lernte von ihnen. 2012 stieg Phua bei der WSOP mit einem Einsatz von einer Million Euro beim Big One for One Drop Event ein.
560 Millionen Euro Einnahmen in einer Woche
Konkret geht es in dem heute in Macau beginnenden Prozess um Betrug und den Betrieb eines illegalen Wettsystems. Mit der Wettannahme via Internet und Telefon sollen die Angeklagten 2014, kurz vor Beginn der WM in Brasilien, allein binnen einer Woche in Macau fünf Milliarden Hongkong-Dollar umgesetzt haben. Das entspricht umgerechnet einem Betrag von über 560,6 Millionen Euro.
Nachdem er in Macau aufgeflogen und auf Kaution freigekommen war, hatte Phua sich in seinem Privatjet nach Las Vegas abgesetzt und von dort aus umgehend weiteroperiert.
Dort hatte der ebenfalls angeklagte Sohn Phuas, Darren Wai Kit Phua, drei High-Roller Luxussuiten des Caesars Palace (Link auf Englisch), genannt „Villas“, angemietet, von wo aus die zuvor in Asien begonnenen Geschäfte weiterbetrieben wurden.
Vom Caesars Palace aus soll Phua seine Geschäfte weiterbetrieben haben (Quelle:Pedro Szekely, licensed under CC BY-SA 2.0)
Ins Visier geraten waren die Verantwortlichen, nachdem sich Angestellte des Caesars Palace über die Vielzahl der W-Lan und DSL-Verbindungen wunderten, die die Besucher in den Luxusvillen installiert hatten. Bei der folgenden Razzia fanden US-Ermittler von FBI und der zuständigen Glücksspielbehörde neben diversen Monitoren und TV-Geräten, auf denen die Live-Übertragungen der WM liefen, auch Laptops mit Listen zu Wetteinsätzen und weiteren inkriminierenden Informationen.
Malaysischer Innenminister setzte sich für Paul Phua ein
In der Folge war Phua festgenommen und für knapp ein Jahr in den USA festgehalten worden, hatte aber die Untersuchungshaft gegen Auflagen verlassen dürfen. So musste der Geschäftsmann unter anderem eine Fußfessel trafen und eine Kaution von zwei Millionen Dollar in bar sowie seinen auf rund 48 Millionen Dollar geschätzten Privatjet als Pfand hinterlegen. 2015 kam der Geschäftsmann, der auf „nicht schuldig“ plädiert hatte, frei, als der gesamte Prozess fallengelassen wurde.
Der zuständige Bundesrichter war der Argumentation der Verteidigung gefolgt, dass der Durchsuchungsbeschluss, der die Razzia erst ermöglicht hatte, aufgrund falscher und irreführender Informationen zustande gekommen und somit widerrechtlich gewesen sei. FBI-Agenten hatten sich als Techniker ausgegeben, um Zutritt zu den Luxusvillen der Angeklagten zu erhalten und Beweismittel zu sammeln.
Inwieweit eine Notiz des damaligen Innenministers von Malaysia an die Amerikaner, in der er Phua einen tadellosen Charakter beschied, Einfluss auf die Entscheidung des Gerichts hatte, ist nicht bekannt.
Ebenso wenig bekannt ist die Reaktion der Richter auf die Beteuerungen des Politikers, Phua habe keinerlei Verbindungen zu einer der mächtigsten kriminellen Vereinigung Chinas. Gerüchte, die Phuas Namen im Kontext der berüchtigten 14K-Triade sehen, halten sich seit Jahren hartnäckig.
Die 14K-Triade ist in Hongkong ansässig und soll rund 20.000 Mitglieder haben, die in 30 internationalen Clans organisiert sind. Nach der Sun Yee On mit 50.000 Mitgliedern ist die 14K die zweitgrößte der circa 5000 Gesellschaften der chinesischen organisierten Kriminalität.
Ihre Haupteinnahmequellen sind Glücksspiel, Menschenhandel, Auftragsmord, Geldwäsche und Waffenhandel. Die 14K wird verdächtigt, in enger Verbindung zum chinesischen Geheimdienst, zu stehen und diesen u.a. mit Einnahmen aus Prostitution finanziell zu unterstützen.
Geldwäsche und illegales Glücksspiel
Paul Phua und seine Geschäftsbeziehungen stehen immer wieder im Zentrum von Ermittlungen. So beschäftigte sich die Schweizer Staatsanwaltschaft bereits im Jahr 2012 mit dem Pokerprofi. Die Ermittler gingen von Geldwäsche im mehrstelligen Millionenbereich aus, an der Firmen Phuas beteiligt gewesen sein sollten. Hintergrund ist ein nahezu undurchdringliches Geflecht von Firmen und Transaktionen, im engeren und weiteren Umfeld der Sportwetten. Nachgewiesen werden konnte dem Geschäftsmann bis heute nichts.
Auch mögliche Beteiligungen Phuas an dem international agierenden und insbesondere auf dem asiatischen Markt erfolgreichen Online-Wettanbieter IBCbet (heute Maxbet) werden heiß diskutiert. Der Anbieter, der auf einen Umsatz von jährlich rund 100 Milliarden Euro geschätzt wird, soll Millionenbeträge auf Konten von Phuas Geschäftspartnern transferiert haben. Die Ermittlungen blieben ebenfalls vorerst ohne Folgen: Phua bestreitet, hinter dem Unternehmen zu stehen.
Botschafterstatus wegen Immunität?
Montenegro: Hier weilte Phua als Botschafter von San Marino für drei Jahre (Quelle:Ggia, licensed under CC BY-SA 3.0)
Auch die Kontakte des Malaysiers in die höchsten Kreise europäischer Politik sorgen mancherorts für gerunzelte Augenbrauen. Es wird kolportiert, dass er dem Kleinstaat San Marino einen Betrag von 2 Millionen Euro zahlte, um als Botschafter des Landes nach Montenegro gesandt zu werden.
Angeblich wollte sich Phua mit dem Botschafterposten, den er von 2011 bis 2014 innehatte, auch die dazugehörige Immunität, also den Schutz vor Strafverfolgung, erkaufen. Dieser Plan ging nicht auf, der Diplomatenstatus wurde Phua nach der Festnahme in Las Vegas umgehend entzogen. Nun steht er erneut vor Gericht.
Alles in allem umgibt den angeklagten Paul Phua ein dichtes Geflecht von Spekulationen, Vermutungen und Gerüchten. Sollten die Richter in Macau zu dem Schluss kommen, Phua sei der angeklagten Verbrechen schuldig, könnte dies der Auftakt zu weiteren Schritten sein, die den internationalen Markt von Online-Wettanbietern zum Beben bringen könnten.