Großbritannien: Parteiübergreifende Gruppe fordert dauerhaftes Glücksspiel-Werbeverbot
Die britische Gambling Related Harm All Party Parliamentary Group (APPG), eine einflussreiche parteiübergreifende Gruppe aus Politikern, die sich gegen Glücksspielschäden einsetzen, fordert ein vollständiges Verbot von Glücksspiel-Werbung.
Wie die Zeitung The Guardian [Seite auf Englisch] gestern berichtet hat, plane die Gruppe, heute einen Bericht zu veröffentlichen, in dem sie eine Reihe strenger Kontrollmechanismen für Glücksspiel in Großbritannien fordere.
Glücksspiel-Gesetz von 2005 soll überholt werden
Die Vorschläge seien das Ergebnis einer einjährigen Recherche und Beratung über Glücksspielschäden und sähen eine vollständige Überarbeitung des Glücksspielgesetzes aus dem Jahr 2005 vor.
Dem Guardian zufolge beinhalte der Bericht folgende Forderungen:
- Verbot von TV- und Internet-Werbung für Glücksspiel
- Verbot von VIP-Mitgliedschaften und anderen Anreizen
- Höchsteinsätze von 2 GBP für Online-Spielautomaten
- Unabhängige Einkommensprüfungen
- Kontrolle von Glückspiel-Designs
- Schaffung einer Beschwerdestelle für Streitigkeiten zwischen Firmen und Kunden
Zuletzt hatten sich britische Glücksspielanbieter während der Corona-Pandemie auf einen temporären Verzicht von Glücksspiel-Werbung verständigt, um einen Anstieg von problematischem Spielverhalten in der Ausgangssperre vorzubeugen.
Kritik an Glücksspiel-Aufsicht
Hintergrund der Forderungen sei der Vorwurf, dass bisherige Regelungen nicht wirkungsvoll seien, so die Labour-Abgeordnete Carolyn Harris, die die Gruppe gemeinsam mit dem konservativen Abgeordneten Iain Duncan Smith und Ronnie Cowan von der Scottish National Party leitet:
Sie [Glücksspielfirmen] haben immer wieder gezeigt, dass sie sich nicht effektiv selbst regulieren werden. Dringende Veränderungen sind erforderlich, um zu verhindern, dass diese Branche rücksichtslos mit dem Leben der Menschen spielt.
Damit erheben die Politiker auch schwere Vorwürfe gegen die britische Glücksspielaufsicht (UKGC), der sie vorwerfen, „nicht zweckmäßig“ zu arbeiten, und beziehen sich darin auf ein Statement des britischen Rechnungshofes vom Februar.
Dieser habe festgestellt, dass die UKGC „im Rahmen der derzeitigen Regelungen wahrscheinlich nicht in vollem Umfang leistungsfähig ist in der Bewältigung von Risiken und Schäden für die Verbraucher“.
Die UKGC verteidigte ihre Arbeit und entgegnete, dass der Vorwurf nicht stimme. Die Behörde sei entschlossen, die Schäden durch Glücksspiel drastisch zu reduzieren.
Auch der britische Glücksspielverband (BGC) habe beteuert, den Spielerschutz weiter voranbringen zu wollen. Man müsse jedoch auch verhindern, dass Glücksspieler auf den Schwarzmarkt abwanderten und sich damit allen Maßnahmen zum Spielerschutz entzögen.