Sonntag, 24. November 2024

Paddy Power zieht Wetten für Neuwahlen in Großbritannien zurück

Paddy Power Wettbüro|Boris Johnson

Der Sportwettenanbieter Paddy Power hat auf die unsichere politische Lage in Großbritannien reagiert und Wetten auf einen bevorstehenden Wahltermin aus seinem Angebot zurückgezogen. Damit erreichen die Wirren um den Brexit endgültig die britische Glücksspielbranche.

Große politische Unsicherheit in London

Der irische Buchmacher Paddy Power gab seinen Schritt am Montag bekannt, nachdem in Großbritannien Gerüchte über eventuell bevorstehende Wahlen die Runde gemacht hatten. Premierminister Boris Johnson hatte allerdings am Montagabend bekräftigt, keine Wahlen abhalten und den Brexit „ohne Wenn und Aber“ termingerecht durchzuführen zu wollen.

Nach eigenen Angaben sah sich der Wettanbieter zu der Einstellung von Wetten auf den Wahltermin gezwungen, nachdem der Premierminister ein spontanes Kabinettstreffen einberufen hatte. Im Laufe des Montags waren die Wettquoten auf Neuwahlen innerhalb weniger Stunden von 2:5 auf 1:10 gefallen, ehe Paddy Power das Angebot stoppte.

Ein Sprecher von Paddy Power erklärte dazu:

Das von Boris Johnson angekündigte Kabinettstreffen hat die Wetten auf eine in diesem Jahr durchgeführte Wahl heißlaufen lassen. Deshalb waren wir gezwungen, keine weiteren Wetten mehr darauf anzunehmen.

Weitere Wahl-Wetten seien von dem Schritt jedoch nicht betroffen. Die Buchmacher gaben gleichzeitig bekannt, dass sich die Chancen eines No Deal-Brexits stark erhöht hätten. So verringerte sich die entsprechende Wettquote im Laufe des Tages von 11:8 auf 11:10.

Paddy Power sagte in einem Statement:

Die Neuigkeiten machen die Chance, dass Großbritannien [die EU] ohne einen Deal verlässt, wahrscheinlicher als je zuvor.

Britischen Medien zufolge drohte der Premierminister intern mit Neuwahlen, wenn der Widerstand von Parlamentsabgeordneten aller Fraktionen gegen seine Brexit-Pläne weiterhin anhalten sollte. Als möglicher Termin wird der 14. Oktober gehandelt, wenn die Parlamentsabgeordneten aus ihrer mehrwöchigen Zwangspause zurückkehren.

Inzwischen stellen sich auch immer mehr Abgeordnete der regierenden Tories gegen die radikalen Pläne Ihres Vorsitzenden, der einen ungeregelten Brexit zum 31. Oktober immer wieder als äußerst wahrscheinliche Option bezeichnet. Demnach gibt es eine parteiinterne Opposition von etwa 20 Tory-Abgeordneten, die Boris Johnson in dieser Woche und damit noch vor der drohenden Zwangspause des Parlaments juristisch zum Einlenken zwingen will.

Am Montag haben sie einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine Verlängerung der Austritts-Frist um drei Monate vorsieht, sollte es bis zum 19. Oktober kein Brexit-Abkommen mit der EU geben. Trotz scharfer Drohungen ließen sich die oppositionellen Tories von ihrem Vorhaben bisher nicht abbringen. Zu der Gruppe zählen namhafte Politiker, wie beispielsweise der ehemalige Justizminister David Gauke. Er betonte, dass er bei der Brexit-Frage bereit sei, zum ersten Mal seit 14 Jahren gegen seine eigene Partei stimmen zu wollen.

Im Falle von Neuwahlen räumen die Buchmacher den regierenden Tories die größten Chancen ein. Sie liegen mit einer Quote von 3:10 vor der oppositionellen Labour-Partei (7:2) und den Liberaldemokraten (16:1).

Allerdings sieht die Mehrheit der Wettenden die größten Chancen bei einer fehlenden regierungsfähigen Mehrheit für eine der Parteien. Hier liegt die Quote bei lediglich 4:5.