Opfer von Spielsüchtigen verklagen Paddy Power und William Hill auf 1,5 Millionen Pfund
In Großbritannien gehen Geschädigte, die von Spielsüchtigen um insgesamt 1,5 Millionen Pfund erleichtert wurden, vor Gericht gegen die Glücksspiel-Anbieter William Hill und Paddy Power vor. Da diese Geldwäsche- und Spielsucht-Gesetze eklatant missachtet hätten, fordern die Kläger die Herausgabe der verzockten Gelder.
Spielsüchtiger unterschlägt und verzockt 600.000 Pfund
Nach Recherchen der britischen Tageszeitung The Guardian hatte ein spielsüchtiger Mann in Dubai bei Klienten aus der Baubranche annähernd 600.000 Pfund Bargeld unterschlagen. Später tauche er mit Sporttaschen voller Banknoten aus diesem Diebstahl in einem britischen Wettbüro von William Hill auf und verspielte das Geld.
Der Mann verspielte haufenweise Geld (Bild: Pixabay)
Teilweise verzockte er an nur einem Tag 50.000 Pfund und wettete bei diesen Anlässen parallel mehrere Tausend Pfund auf Hunde- und Pferderennen. Während er spielte, deponierte er die Taschen zur sicheren Verwahrung bei den Angestellten und versorgte sich dort immer wieder mit neuem Geld. Nachdem William Hill schließlich Verdacht geschöpft hatte, setzte die eingeschaltete Polizei dem Treiben ein Ende.
Zur Entlastung der Buchmacher geben die Ermittler an, dass Mitarbeiter von William Hill durchaus aktiv wurden. Dokumente belegen demnach, dass sich die Angestellten bei dem Mann nach seinem Spielverhalten erkundigt hätten. Allerdings folgten daraufhin keine weiteren Schritte. Zudem fragten sie erst nach seiner Geldquelle, als er bereits 458.000 Pfund verzockt hatte.
Nach Ansicht der Anwälte der Opfer hat der Buchmacher damit gegen Gesetze zum Schutz vor Geldwäsche und Spielsucht verstoßen. Deshalb bereiten sie sich darauf vor, von William Hill die gesamten Verluste in Höhe von knapp 600.000 Pfund einzuklagen.
Spielsüchtiger verzockte fast eine Million an gestohlenem Geld
In einem vergleichbaren Fall hatte ein Spielsüchtiger in den Wettbüros von Paddy Power sogar 965.000 Pfund verspielt. Auch er hatte gutgläubige Kunden bestohlen und war mit dem Bargeld in die Wettshops gegangen, um auf Pferderennen und Fußballspiele zu setzen.
Auch hier gehen Anwälte gegen das Wettbüro vor und verlangen die Rückzahlung der verspielten Gelder. Paddy Power hatte sich bereits außergerichtlich mit der britischen Aufsichtsbehörde für Glücksspiel, der Gambling Commission, über eine Strafzahlung von 2,2 Millionen Pfund geeinigt. Die Kläger fordern für ihre Auftraggeber nun separat die knappe Million von Paddy Power zurück.
Der Täter zeigt sich einsichtig und ist bereit, seinen Opfern bei der Rückforderung der Spielschulden zu unterstützen:
Ich möchte den Menschen helfen, denen ich (mit meinem Spiel) geschadet habe. Ich stelle mich gerne jeder Anklage und werde alles dafür tun, damit meine Opfer ihr Geld zurückbekommen.
Um den Fall aufzuklären und weitere rechtliche Schritte gegen die Buchmacher zu prüfen, vereinbarte der Mann eine vollständige Kooperation mit der Gambling Commission [Seite auf Englisch].
Auch in Deutschland wurde bereits geklagt
Novomatic wurde auch verklagt (Bild: Novomatic)
Es ist nicht das erste Mal, dass Kläger juristisch gegen Buchmacher und Online Casinos vorgehen. Auch in Deutschland und Österreich gibt es vergleichbare Fälle. So wurde das Bundesland Bayern erst Anfang November dazu verurteilt, der Frau eines Spielsüchtigen über 40.000 Euro zu erstatten.
Die Frau hatte geklagt, weil ihr spielsüchtiger Ehemann immer wieder hohe Summen in den Spielcasinos des Freistaats verzockt hatte, obwohl er sich in den Etablissements zuvor sperren ließ. Da die Spielbanken ihm trotz dieser Sperre wiederholt Einlass gewährten und er bei der Gelegenheit weiterhin viel Geld verlor, gab das Gericht der Klägerin Recht.
Novomatic ebenfalls auf der Anklagebank
Um bedeutend höhere Summen ging es Mitte Oktober in Österreich. Dort hatte am Landesgericht Wiener Neustadt ein Spielsüchtiger gegen den Glücksspiel-Konzern Novomatic auf Rückzahlung von 2,5 Millionen Euro geklagt. Der Mann hatte diesen gigantischen Betrag zwischen 2002 und 2012 in Niederösterreich an diversen Glücksspielautomaten des Unternehmens verzockt.
Novomatic ist mit Abstand Österreichs größtes Glücksspiel-Unternehmen und beschäftigt über 29.000 Mitarbeiter. 2017 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro und wuchs in den letzten zwölf Monaten um weitere 12,6 %.
Neben Spielautomaten und Online Slots gehören eigene Spielhallen, Online Casinos und Wettbüros zu den Haupteinnahmequellen. Doch Novomatic ist nicht nur in Österreich aktiv: Der Konzern operiert inzwischen weltweit in über 70 Staaten.
Die Anwälte des Mannes argumentierten, dass ihr Mandant in dem Zeitraum spielsüchtig gewesen sei und legten zum Beweis ein psychiatrisches Sachverständigengutachten vor. Auf dessen Basis entschieden die Richter, dass bei dem Spieler ein beeinträchtigtes Urteilsvermögen vorlag, weshalb der zwischen ihm und Novomatic geschlossene Glücksspielvertrag unwirksam sei.
Das Gericht verurteilte den Automatenaufsteller deshalb zur Rückzahlung der Spielverluste und der seitdem angelaufenen Zinsen. Novomatic hat bereits Berufung gegen das Urteil eingelegt. Sollte es trotzdem rechtskräftig werden und die Klage des Mannes Schule machen, hätte das nicht nur für den Platzhirsch unter Österreichs Glücksspiel-Anbietern gravierende Folgen.