Aktuelle Studie zeigt: Online Glücksspiele keine Bedrohung für staatliche Lotterie
Eine aktuelle Studie zeigt, dass private Online Glücksspiele keine negativen Auswirkungen auf die Rentabilität des staatlichen Lottomarktes zu haben scheinen. Die von PwC (UK) im Auftrag der GVC Holdings PLC ausgeführte Studie wurde in 16 Ländern durchgeführt und zeigt, dass beide Märkte unterschiedliche Zielgruppen haben.
Die deutschen Bundesländer arbeiten aktuell an einem neuen Rechtsrahmen für das Online Glücksspiel. Dieses ist derzeit ausschließlich in Schleswig-Holstein für Anbieter erlaubt, die in diesem Bundesland über eine Lizenz verfügen. Als Argument gegen die Regulierung des Online Glücksspiels wird immer wieder genannt, dass die Rentabilität des staatlichen Lotteriemonopols durch private Glücksspiel-Anbieter gefährdet werde. Dies wirke sich, so Kritiker, auf den Beitrag der staatlichen Lotterien für gemeinnützige Zwecke aus.
Die staatlichen Lotterien stellen einen Teil ihrer Einnahmen für gemeinnützige Zwecke wie soziale Projekte, Denkmalpflege, Sport sowie Kunst und Kultur zur Verfügung. Die Zweckabgaben, auch Zweckerträge genannt, sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und belaufen sich auf rund 15 bis 30 Prozent der Einnahmen. Die staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg beispielsweise erzielte im Jahr 2018 laut Geschäftsbericht Zweckerträge in Höhe von 217,2 Mio. Euro. In Hessen belief sich der Zweckertrag im vergangenen Jahr auf rund 135 Mio. Euro.
Da eine umfassende Analyse zu diesem Thema bislang noch ausstand, beauftragte der Glücksspielanbieter GVC Holdings das Wirtschaftsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) mit näheren Untersuchungen. Die Studie „Empirische Analyse der Auswirkungen von Online-Glücksspielen auf den Lotteriemarkt“ untersuchte 16 Länder der Europäischen Union, in denen der Online Glücksspielmarkt in den vergangenen 10 bis 15 Jahren reguliert wurde. Für Großbritannien, Dänemark und Spanien wurden zudem Detailanalysen durchgeführt.
Unterschiedliche Märkte mit Wachstumschancen
Die Ergebnisse zeigen, dass die wirtschaftliche Entwicklung der staatlichen Lotterien durch die privaten Online Glücksspiele nicht negativ beeinflusst wurde. Im Gegenteil: Im Durchschnitt wuchsen die staatlichen Lotterien in den Jahren nach der Regulierung weiter. Eine Wachstumsveränderung der Lotterien könne laut Studie somit nicht durch die Wachstumsveränderungen der Online Glücksspiele erklärt werden.
Bei Online Casinos und Lotterieprodukten handele es sich um zwei unterschiedliche Märkte mit unterschiedlichen Zielgruppen. So seien die Kunden der Online Casinos deutlich jünger. Von den Lotteriekunden dagegen nutze nur ein geringer Teil das Internet zum Lottospielen.
Darüber hinaus führe eine Regulierung des Online Glücksspielmarktes nicht zu einem Wegfall des staatlichen Lotteriemonopols. In sämtlichen Staaten, die sich für eine Öffnung der Glücksspielmärkte entschieden, sei das Lotteriemonopol beibehalten worden.
Kenny Alexander, CEO von GVC Holdings PLC, zeigte sich überzeugt davon, dass ein „moderner“ Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland die wachsende Nachfrage nach digitalen Glücksspielangeboten in „regulierte und überwachte Bahnen lenken“ könne.
Er sagte:
„Die Erfahrung in anderen europäischen Märkten zeigt deutlich, dass auf den ersten Blick attraktiv erscheinende restriktive Regelungen wie obligatorische einkommens-unabhängige Limits für Wetteinsätze das Risiko einer Abwanderung in den unkontrollierten Schwarzmarkt erhöhen. Ein robuster, wirtschaftlich tragfähiger rechtlicher Rahmen ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass die Verbraucher die hohen Schutzstandards verantwortungsbewusster lizensierter Anbieter erhalten und die staatlichen Behörden die ihnen zustehenden Steuern einnehmen können.“
Forderung der Automatenwirtschaft nach Regulierung
Eine Regulierung des Online Glücksspiels wird nicht nur von Online Anbietern selbst befürwortet. Auch der Verband Die Deutsche Automatenwirtschaft spricht sich für eine Regulierung aller Glücksspielformen nach Qualitätskriterien aus.
Auch die deutsche Automatenwirtschaft spricht sich für eine Regulierung des Online Glücksspielmarktes aus. (Bild: Pixabay/
Wie Vorstandssprecher Georg Stecker der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende mitteilte, sei die massive Abwanderung der Verbraucher in den illegalen Glücksspielmarkt alarmierend und der legale Markt müsse gestärkt werden.
Darüber hinaus betonte der Verband Die Deutsche Automatenwirtschaft, dass dem Fiskus durch die fehlende Regulierung des Online Glücksspiels hohe Steuereinnahmen entgingen. Eine Neugestaltung der Gesetzesgrundlagen dagegen könne für Mehreinnahmen sorgen.
Wie das Beispiel Großbritanniens zeigt, könnte von einem regulierten Online Glücksspielmarkt nicht nur der Fiskus profitieren, sondern es könnten auch mehr Gelder für wohltätige Zwecke generiert werden. Erst in diesem Jahr haben sich die größten britischen Glücksspielanbieter zur Erhöhung ihrer Abgaben für Wohltätigkeitszwecke auf rund 66 Millionen Euro jährlich verpflichtet.
Trotz der zunehmenden Forderung nach einem regulierten Online Glücksspielmarkt ist unwahrscheinlich, dass es vor dem Jahr 2021 zu einer bundeseinheitlichen Entscheidung kommen wird.