Novomatic verzeichnet gefallene Umsätze im 1. Halbjahr 2019
Der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic hat am Freitag seine Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2019 veröffentlicht.
Die Zentrale von Novomatic in Gumpoldskirchen. (Quelle: Novomatic Zentrale by Karl Gruber licensed by CC BY-SA 3.0 AT)
Laut dem Finanzreport fielen die Umsatzerlöse in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 um 22.6 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeute dies einen Rückgang um 1,8 %.
Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung seien korrigierte Prognosen für die Weltwirtschaft, die im Geschäftsverlauf von Handelskonflikten zwischen den USA und China geprägt gewesen sei. Politische Prozesse, wie der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, beeinflussten zusätzlich das Geschäftsklima.
Besondere Auswirkungen hätten jedoch der „eingeschlagene Konsolidierungskurs“ und regulatorische Veränderungen in den Kernmärkten auf den Konzernumsatzerlös gehabt, der im ersten Halbjahr 2019 bei ca. 1,26 Milliarden Euro lag.
Deutschland und Italien bereiten Novomatic Sorgen
Ein bedeutender Faktor für die Umsatzminderung sei das Geschäft in Europa gewesen. Gesetzesveränderungen und politische Dynamiken beeinflussten die Umsätze vor allem in Deutschland negativ. Im Unternehmensbericht heißt es:
„In Deutschland, dem für NOVOMATIC bedeutsamsten Markt, führten die branchenbezogenen Rahmenbedingungen (Glücksspieländerungsstaatsvertrag, begleitende Landesspielhallengesetze, Novellierung der Spielverordnung) zu einer deutlichen Marktreduktion. Insbesondere aufgrund des daraus resultierenden Rückgangs um rund 13.900 von NOVOMATIC vermieteten Geldspielgeräten in Deutschland, reduzierte sich der Mietbestand auf Konzernebene gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um ca. 11.500 Geräte auf rund 154.100 Geräte zum Halbjahr 2019 (…). Neben dem Rückgang der aktivierten Eigenleistungen gegenüber dem Vorjahr wirken sich höhere Abschreibungen und Wertminderungen negativ auf das Ergebnis im ersten Halbjahr 2019 aus.“
Auch in Italien stand Novomatic regulatorischen Neuentwicklungen gegenüber. Eine Erhöhung der Glücksspielsteuer und die „Verschärfung ordnungspolitischer Anforderungen“ wirkten sich negativ das Geschäftsergebnis aus.
Positive Zahlen kämen hingegen aus Großbritannien, wo Novomatic derzeit der größte Betreiber von „Adult Gaming Centers“ (AGCs) ist. Die Einrichtungen profitierten nach der Reduzierung der Maximaleinsätze an „Fixed-odds Betting Terminals“ von der Schließung zahlreicher Wettbüros.
Der heimische Markt schwächelt
Nicht nur das Schwächeln der ausländischen Märkte dürfte den Verantwortlichen von Novomatic Sorgen bereiten. Der Rückgang der Umsätze betrifft nämlich auch den als robust geltenden österreichischen Glücksspielmarkt.
Novomatic im Fokus von Ermittlern
Novomatic ist in Österreich sowohl einer der größten Arbeitgeber als auch Steuerzahler. Mit Abgabenleistungen von mehr als 100 Millionen Euro trug der Konzern im vorigen Jahr maßgeblich zum Haushalt der Alpenrepublik bei und gilt als naher Partner der Politik.
Im Zuge der „Ibiza-Affäre“ um den ehemaligen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache geriet diese Nähe in den Fokus österreichischer Anti-Korruptions-Ermittler. Wie wir bereits im August berichteten, führte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen bei Strache und mehreren Beschäftigten der Novomatic durch. Der Verdacht der Behörden: Absprachen über die Erteilung von Glücksspiellizenzen und Firmenposten.
In den heimischen Gefilden fielen die Umsatzerlöse des Glücksspielunternehmens um 8.4 Millionen Euro. Ausschlaggebend hierfür war das Segment „Gaming Technology“, dem alle Novomatic-Firmen zugeordnet sind, „die die Entwicklung, die Produktion, die Vermietung und den Verkauf von Glücksspielequipment, Glücksspielcontent und Glücksspieltechnologie betreffen.“
Der Unternehmensbereich erwirtschaftete im 1. Halbjahr 2019 lediglich 36.2 Millionen Euro und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Noch im Vorjahr erzielte das Segment 16.2 Millionen Euro mehr Umsatz.
Abgeschwächt wurde das negative Ergebnis von den Zahlen des „Gaming Operations“-Sektor. Durch Erlöse an Spielautomaten und durch Wetten nahm Novomatic im 1. Halbjahr 2019 insgesamt 7.8 Millionen Euro mehr ein.
Verkauf und Kauf von Unternehmensbeteiligungen
Im Zuge einer finanziellen Neuordnung erwies sich die Trennung von Investments als signifikanter Teil der Unternehmensstrategie. So verkaufte Novomatic im ersten Halbjahr 2019 seine Beteiligungen an den Tochterunternehmen der I-NEW-Gruppe.
In Folge dessen seien die in Lateinamerika und Spanien tätige OTIUM-Gruppe und zwei spanische Casino-Gesellschaften verkauft worden.
Parallel zum Abstoßen der weniger profitablen Geschäftszweige investierte der Konzern in osteuropäische und deutsche Glücksspielunternehmen. Novomatic wolle sich auf diesem Wege eine bessere Marktposition sichern und diese ausbauen.
Ob die Expansion nach Deutschland ein Schlüssel zum Erfolg ist, könnte sich nach der Vergabe deutscher Sportwettenlizenzen im Jahre 2020 zeigen. Vom einbringlichen Wettgeschäft könnten dann auch die Österreicher profitieren.