Norwegen erfolgreich gegen Online Casinos aus dem Ausland
Gegen Ende letzter Woche präsentierte die norwegische Glücksspielbehörde Lotteritilsynet ihren aktuellsten Jahresbericht. Laut diesem habe man die Anzahl der Spieler, die in ausländischen Online Casinos spielen, stark senken können. Jetzt sollen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die internationalen Anbieter noch erfolgreicher vom Markt zu verdrängen.
Rückläufige Spielerzahlen in allen Bereichen
Die europäische Glücksspiellandschaft befindet sich im Umbruch, doch die Maßnahmen der einzelnen Länder in Bezug auf das immer beliebter werdende Online Glücksspiel unterscheiden sich stark voneinander.
Während Länder wie Schweden oder die Niederlande gerade erst grünes Licht für das Spielen in internationalen Online Casinos gegeben haben, ergreift Norwegen seit Jahren immer striktere Gegenmaßnahmen.
Immer weniger Spieler in internationalen Online Casinos (Bild: Flickr)
Mit Erfolg, wie die norwegische Glücksspielbehörde Lotteritilsynet jetzt verkündete. Laut den Zahlen des aktuellen Jahresberichts von 2018 hätten lediglich 10 % der norwegischen Spieler bei nicht in Norwegen lizenzierten Glücksspielanbietern gespielt. In den Vorjahren (2014 – 2017) habe die Zahl relativ konstant bei 30 % gelegen.
Ein ähnlich drastischer Rückgang sei auch im Bereich der Sportwetten verzeichnet worden. Hier sank der Anteil der Spieler bei ausländischen Anbietern in denselben Jahren von zirka 25 % auf nun mehr 8 %.
Was hingegen die Anzahl der Spieler bei dem staatlichen Wettanbieter Norsk Tipping betreffe, habe sich für das Jahr 2018 im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel geändert. Daraus ließe sich schließen, dass viele lieber gänzlich auf das Glücksspiel verzichten als am staatlichen Glücksspiel teilzunehmen.
Wie in einigen anderen Ländern liegt in Norwegen ein staatliches Glücksspielmonopol vor. Die einzigen legalen Optionen, die die Norweger aktuell nutzen können, sind staatliche Lotteriespiele, Pferdewetten bei Rikstoto und Sportwetten bei Norsk Tipping. Letzterer Anbieter ermöglicht auch das Spielen einiger Online Spielautomaten in seinem sogenannten KongKasino. Mit weniger als 80 Casinospielen ist die Auswahl im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz aber äußerst gering.
Banken müssen Zahlungen blockieren
Bereits im Mai 2017 hatte die norwegische Glücksspielbehörde sämtliche Banken des Landes dazu aufgefordert, keine Zahlungen an ausländische Online Casino Betreiber zu autorisieren.
Dabei sollten nicht nur direkte Zahlungen zwischen norwegischen Bankkonten und den Online Casinos / Buchmachern blockiert werden, sondern auch jene an Zahlungsvermittlungs-Firmen wie Trustly, Entercash oder Worldpay. Diese zählen zu den gern genutzten Zahlungsoptionen für Online Casinos.
Gunn Merete Paulsen, der Generaldirektor der Lotteritilsynet, sagte dazu:
Das Durchsetzen des Zahlungsverbotes ist vermutlich die wirksamste Maßnahme, um das illegale Glücksspiel in Norwegen zu unterbinden. Im Jahr 2019 wollen wir die Regeln weiter verschärfen und die Regelwerke überarbeiten. Wir werden noch mehr Unterstützung erhalten, um Überweisungen an Glücksspielanbieter zu stoppen.
Nächster Schritt: Werbeverbot
Dem anscheinend sehr erfolgreichen Zahlungsverbot soll in Kürze auch ein nationales Werbeverbot für internationale Glücksspielanbieter folgen. Zu diesem Zwecke will das norwegische Kultusministerium die Rundfunkgesetze des Landes grundlegend überarbeiten.
Die staatliche norwegische Medienaufsichtsbehörde Medietilsynet soll dann die Autorisierung erhalten, entsprechende Werbeinhalte zu verbieten und zu entfernen und TV-Sender bei Nichteinhaltung zu bestrafen.
Norwegens Kultusministerium will Rundfunkgesetz reformieren (Bild: Wikipedia)
Das Ministerium sei sich zwar bewusst, dass dies für die einzelnen Sender potentiell gravierende finanzielle Auswirkungen haben könnte, wolle das Werbeverbot aber dennoch strikt durchsetzen.
Die Glücksspielbehörde [Informationen auf Englisch] sei diesbezüglich auch mit internationalen TV-Sendern, die in einem anderen Land stationiert sind, aber in Norwegen empfangen werden können, in Kontakt getreten. Sender wie VOX, Eurosport, TV3, ViaSat oder MAX hätten bereits offizielle Warnungen durch die Behörde erhalten.
Auch auf die Werbung im Internet soll ein besonderes Augenmerk gelegt werden. So übe die Behörde ebenfalls Druck auf die Megakonzerne Facebook und Apple aus. Werbung, die sich gezielt an norwegische Spieler richtet, soll auch dort künftig unterbunden werden.
Keine Reformierung der Glücksspielregulierung geplant
Nicht nur bei den internationalen Glücksspielanbietern stoßen die immer strikteren Maßnahmen auf Unverständnis. Maarten Haijer, der Generalsekretär der European Gaming and Betting Association (EGBA), merkte beispielsweise an, dass eine grundsätzliche Modernisierung der Glücksspielregulierung des Landes sinnvoller wäre.
Da Norwegen jedoch kein EU-Mitgliedsstaat ist, kann in der Praxis jedoch weder die EGBA noch die Regulierungsbehörden anderer EU-Staaten in irgendeiner Weise Einfluss auf die Entscheidungen des Landes nehmen.
Die norwegische Regierung möchte in jedem Fall weiter am Glücksspielmonopol festhalten. Der gleichen Ansicht ist bisweilen auch die Lotteritilsynet, die den Glücksspielmarkt des Landes als „stabil“ bezeichnet.
Zuletzt lehnte das norwegische Kultusministerium den Vorschlag einer kompletten Reformierung der Glücksspielgesetze im Dezember 2016 ab. Zu jener Zeit waren sich die Minister einig, dass das Monopol sich am besten für den Spielerschutz eigne.
An dieser Meinung hat sich bis heute nichts geändert, weshalb auch in Zukunft nicht davon auszugehen ist, dass Norwegen seinen Glücksspielmarkt auch ausländischen Anbietern öffnen wird.