Niederlande: Lizenzvergabe für Online Casinos auf Juni 2021 verschoben
Die niederländische Glücksspielbehörde, die Kansspelautoriteit (KSA) wird voraussichtlich erst ab Januar 2021 die Bewerbungen internationaler Glücksspielanbieter um niederländische Online Glücksspiellizenzen prüfen.
Ursprünglich sollte dieser Prozess bereits im Juli 2020 abgeschlossen werden, doch Unstimmigkeiten und Änderungsvorschläge bezüglich des Gesetzesentwurfes für Online Glücksspiele (Wet kansspelen op afstand), sorgen jetzt für Verzögerungen.
Die gewünschten Änderungen hat Ende letzter Woche Niederlandes Minister für Rechtsschutz, Sander Dekker, in einem Brief an das Parlament (Eerste Kamer) verfasst.
Niederländer müssen sich bis Juni 2021 gedulden
Als das niederländische Parlament im Februar dieses Jahres beschloss, den Markt für Online Glücksspiele zu liberalisieren, rückte das Land in den Fokus zahlreicher internationaler Glücksspielanbieter.
Auch Holland Casino bekundete sein Interesse an einer Online Lizenz (Bild: Wikimedia/ fotogoocom)
Laut der zuständigen Regulierungsbehörde, der Kansspelautoriteit, hätten daraufhin bis Ende Juni bereits 183 Anbieter ihr Interesse an einer künftigen Online Glücksspiellizenz kundgegeben.
Doch sowohl die Betreiber der Glücksspiel-Webseiten als auch die niederländischen Spieler werden sich noch eine Weile gedulden müssen, bis die Online Casino Inhalte legal in den Niederlanden zur Verfügung stehen.
Aufgrund der jüngst bekanntgegebenen Verzögerung ist davon auszugehen, dass die Lizenzen erst ab dem 1. Juni 2021 in Kraft treten werden.
Während die KSA ihrerseits noch immer an der Ausarbeitung der Bewerbungsrichtlinien arbeitet, hat Sander Dekker, der Minister für Sicherheit, am Freitag ein sechsseitiges Schreiben beim Parlament eingereicht, in welchem er erklärt, wie künftig mit Glücksspielwerbung und illegalen Webseiten umgegangen werden solle.
Werbeverbot nicht sinnvoll
Dekker bezieht sich in seinem Schreiben auf die Forderung des Parlamentariers Diederik J.H. van Dijk, der sich im Rahmen der neuen Glücksspielsetze für ein gänzliches Werbeverbot für Online Casinos ausspricht.
Laut Dekker sei eine derartige Maßnahme jedoch kontraproduktiv in Bezug auf den Spielerschutz sowie die Etablierung eines legalen Marktes. Demnach könne lediglich offizielle Werbung dafür sorgen, dass Spieler zwischen legalen und illegalen Angeboten unterscheiden können.
Um seinen Standpunkt zu kräftigen, habe er zwei Studien durchführen lassen, eine durch das Marktforschungsinstitut Regulus Partners (Gambling and Advertising: an International Study, Link zur englischsprachigen Studie), und eine durch das Institut für Informationsrecht der Universität Amsterdam.
Beide Studien hätten deutlich gezeigt, dass lediglich zielgerichtete Glücksspiel-Werbung für eine Kanalisierung der Spieler vom illegalen auf den legalen Glücksspielmarkt sorgen kann.
Dekker fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen:
Aus den durchgeführten Untersuchungen geht hervor, dass für die Kanalisierung bestimmte Werbung benötigt wird. Die Spieler müssen das legale Glücksspielangebot finden können. Dafür ist Werbung nötig. Die Untersuchungen haben ergeben, dass Werbung für die Glücksspielanbieter die einzige Möglichkeit ist, die Aufmerksamkeit von Kunden zu erhalten.
Dekker geht darüber hinaus auch auf die Häufigkeit und Inhalte der Glücksspielwerbung ein. Er rät, dass jeder Anbieter pro Stunde und Fernsehsender lediglich einen Werbespot ausstrahlen lassen darf. Bezüglich der Werbung im Internet sollen die Anbieter höchstens 1.000 Anzeigen pro Monat schalten dürfen.
Ratsam sei des Weiteren, dass keine Prominenten, Sportler oder Influencer in der Werbung erscheinen sollten. Diese erreichten nämlich oft auch Kinder und Jugendliche, was den Jugendschutz gefährden könne.
Vorgehen gegen illegale Webseiten
Dekkers zweites großes Thema des Schreibens hingegen bezieht sich auf den Kampf gegen das illegale Online Glücksspiel. Allein in diesem Jahr hat die Kansspelautoriteit zahlreiche Glücksspielunternehmen wegen der in den Niederlanden illegalen Inhalte abgestraft.
Illegale Casino Webseiten sollen entfernt werden (Bild: Needpix/Author:Mocho)
Dekker weist daraufhin, dass es derzeit zwei gebräuchliche Rechtswege gebe, gefährdende oder illegale Webinhalte zu entfernen. Zum einen könnten die Internetbetreiber das sogenannte „Notice and Take Down“-Verfahren einleiten, bei dem illegale Webseiten gemeldet und anschließend gelöscht würden.
Zum anderen greife bei illegalen Glücksspiel-Webseiten theoretisch das Strafrecht. Jedoch sei der Prozess eher langwierig, denn es bedürfe einer Anzeige durch den Staatsanwalt, gefolgt von einer richterlichen Genehmigung zur Strafverfolgung.
Sinnvoller sei, der KSA mehr Handlungskompetenzen zuzuschreiben, damit diese schnell und effizient gegen illegale Glücksspielseiten vorgehen könne.
Die Möglichkeit, mithilfe eingesetzter Technologien illegale Glücksspiel-Seiten zu stoppen, wie die Schweiz es derzeit zu implementieren versucht, scheint in den Niederlanden noch nicht eingehender untersucht worden zu sein.