Montag, 25. November 2024

Match-Fixing im Tennis: Whistleblower spricht in niederländischem Podcast

Tennisball klemmt in Zaun

Im Tennis könnte sich ein neuer Match-Fixing-Skandal anbahnen. So beschäftigt sich seit dieser Woche ein Podcast des niederländischen öffentlich-rechtlichen Senders NOS intensiv mit Fällen von Spielmanipulation im niederländischen Sport. Hierbei kam auch ein Tennisspieler anonym zu Wort. Der Whistleblower berichtete aus erster Hand von Profi-Spielern, die sich von Match-Fixern regelmäßig schmieren ließen. Die gemeinsame Integritäts-Instanz der großen Sportwettenanbieter IBIA reagierte über Twitter.

Kommunikation über geheimes Handy

In ihrem NOS-Podcast gefixt [Seite auf Niederländisch] begeben sich die beiden niederländischen Journalisten Guido van Gorp und Ben Meindertsma auf die Suche nach den Schattenseiten des niederländischen Sports. In fünf Episoden widmen sie sich Fällen von Spielmanipulation unter niederländischer Beteiligung.

Für besonderes Aufsehen sorgt eine Folge, bei der sich ein junger Tennisspieler zu seinen Erfahrungen im sogenannten weißen Sport äußert. Mittlerweile haben mehrere Medien die Geschichte des Niederländers, der nur unter Wahrung seiner Anonymität zum Gespräch bereit war, aufgenommen.

So berichtet unter anderem die Nachrichtenplattform NL Times, wie der Spieler eigenen Angaben zufolge vor rund zwei Jahren erstmals mit dem Thema in Berührung gekommen sei. Mit seinem Doppel-Partner habe er sich im Ausland ein Hotelzimmer geteilt. Dabei sei die Sprache auf die enormen finanziellen Belastungen gekommen, die das Tennisspiel für junge Talente bedeute.

Im Laufe des Gespräches sei auch das Match-Fixing zum Thema geworden. Dabei sei herausgekommen, dass auch sein Partner Teil eines Betrugssystems sei. Dieser habe ein zweites Handy gezückt, von dem aus er Nachrichten an eine dem Informanten unbekannte Person verschickt habe. In diesen habe er mitgeteilt, welche anstehenden Partien oder Sätze er im Gegenzug für einige Tausend Euro verlieren werde.

Der Whistleblower habe erklärt:

Ich war ziemlich überrascht. Mir war klar, dass sowas in diesem Sport geschehen ist und manchmal hat man so seine Vermutungen, aber prinzipiell geht man nicht davon aus, dass jemand seine Matches verkauft.

Mittlerweile wisse er von mindestens zehn weiteren Spielern aus Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden, die ebenso vorgingen wie sein Partner.

Melden oder nicht melden?

Auf die Frage, warum er seine Erkenntnisse nicht mit den verantwortlichen Stellen bei Sport und Strafverfolgung geteilt habe, habe der Spieler mehrere Gründe genannt. So handele es sich bei seinem Partner auch um einen Freund, den er nicht ans Messer liefern wolle.

Zudem sei klar, dass auch er unter die Lupe genommen würde, wenn gegen den anderen ermittelt werde. Dies hätte zur Folge, dass beispielsweise sein Telefon untersucht würde, was für ihn nicht in Frage komme. So habe auch er in der Vergangenheit „aus Neugier“ Wetten auf Tennispartien platziert. Fänden die Ermittler Belege hierfür, und davon gehe er aus, drohten auch ihm schwere Konsequenzen.

Schwere Konsequenzen seitens der Tennis-Integritäts-Aufsicht International Tennis Integrity Agency (ITIA) musste jüngst auch ein deutscher Spieler hinnehmen. Wie die ITIA in der vergangenen Woche mitteilte ist der 26-jährige Dario Drebenstedt für zwölf  Monate gesperrt und muss eine Strafe in Höhe von 5.000 USD zahlen. Die Ermittler sehen es als erwiesen an, dass Drebenstedt versucht hat, sich einen Wildcard-Zugang zu einem Turnier in Ägypten in diesem Jahr zu erkaufen. Zudem habe er Versuche der „korrupten Annäherung“ an andere Spieler unternommen.

Nachdem die Tennis Match-Fixing Story öffentliche Wellen schlug, äußerte sich am Donnerstag auch die International Betting Integrity Association zu den Berichten. Über Twitter forderten die Verantwortlichen der Anti-Match-Fixing-Instanz alle Spieler und anderweitig Betroffenen dazu auf, Vorkommnisse mit Bezug zur Spielmanipulation umgehend zu melden.

Am Freitag legte IBIA-CEO Khalid Ali in einem weiteren Tweet nach und betonte, dass sich jeder, der Kenntnis von den im Podcast genannten Vorfällen habe, umgehend an die ITIA wenden solle. Auch wer von potenziellen Match-Fixern angesprochen werde, sei verpflichtet, dies zu melden. Ob der Podcast-Whistleblower oder eine andere der involvierten Personen diesem Appell folgen wird, bleibt abzuwarten.