New England Patriots gewinnen den 53. Super Bowl
In Atlanta wurde am gestrigen Sonntag der neue Football-Champion der NFL gekürt. In einem defensivbetonten und punktearmen Match besiegten die favorisierten New England Patriots die Los Angeles Rams mit 13:3.
Kaum offensive Spielzüge
Der 53. Super Bowl war äußerst arm an Offensivszenen und wurde über weite Strecken von den Defensivreihen der Teams bestimmt. Mit lediglich 16 erzielten Punkten wird dieser Super Bowl deshalb als die torärmste Partie aller Zeiten in die Geschichte eingehen.
Rekordhalter Tom Brady (Bild: Wikipedia)
Zur Halbzeit gingen die von Coach Bill Belichick trainierten Patriots mit einer knappen 3:0-Führung in die Pause. Den Rückstand konnte die ansonsten äußerst schwache Offensive der Rams noch einmal egalisieren. Ihrem Kicker Greg Zuerlein gelang dabei ein Field Goal aus rekordverdächtigen 53 Yards.
Doch das Team konnte die Chance nicht nutzen, was nicht zuletzt an der schwachen Leistung ihres Quarterbacks Jared Goff lag, der nur 16 seiner 33 Pässe ins Ziel bringen konnte. Nicht zuletzt deshalb sind die Rams erst das zweite Team der Super Bowl-Geschichte, dass die Partie ohne einen einzigen Touchdown beendet.
Dieser gelang immerhin den Patriots in der 53. Minute durch Michel. Nach dem anschließenden Field Goal bauten die Favoriten ihren Vorsprung auf 10:3 aus. Dem konnte die enttäuschende Offensive der Rams nichts mehr entgegensetzen, die kurz vor Schluss ein weiteres Field Goal und damit den 13:3-Endstand hinnehmen musste.
Patriots-Besitzer Robert Kraft sagte nach dem Spiel:
Zwei Männer haben das Größte geschafft, was jemals erreicht wurde: Bill Belichick und Tom Brady. Aufgrund ihrer harten Arbeit und echter Führungsstärke darf ich zum sechsten Mal sagen: Wir sind alle Patriots!“
Mit Ihrem sechsten Sieg haben die Patriots mit dem bisherigen Rekordhalter Pittsburgh Steelers gleichgezogen. Tom Brady kann mit nunmehr sechs Titeln seine Position als erfolgreichster Quarterback weiter ausbauen. Er ist mit 41 Jahren gleichzeitig der älteste Quarterback, der je den Titel geholt hat.
Sportwetten-Umsätze im Milliardenbereich
Rund um das Spiel war in den USA ein wahres Wettfieber ausgebrochen, weshalb sich die Buchmacher über Zusatzeinnahmen von geschätzten sechs Milliarden US-Dollar freuen dürfen. Die 1:1,72-Favoriten New England Patriots bescherten den Wettfreunden jedoch keine Mega-Gewinne.
Daneben gab es eine Vielfalt an Wetten rund um das Finale, die die wettfreudigen Amerikaner trotz der ideenarmen Partie bei Laune hielten.
Auch in Deutschland viele Zuschauer
Auch in Deutschland gab es Partys (Bild: ran.de)
Eingefleischte NFL-Fans ließen sich auch von der nachtschlafenden Zeit (Anstoß um 0.30 Uhr) nicht abschrecken. Vor den Fernsehern verfolgten Hunderttausende beim Sender ProSieben das Match. Hinzu kamen viele Tausend Anhänger, die sich in unzähligen Sports-Bars die Nacht bei Football, Burger und Bier um die Ohren schlugen.
Die wahrscheinlich größte Fan-Party fand in der Kölner LANXESS Arena statt. Das von ProSieben organisierte Event zog Tausende in der Halle. Auch in Hamburg feuerten viele Fans bei einem ebenfalls von ProSieben veranstalteten Public Viewing, ihre favorisierten Teams an.
Unspektakuläre Show in der Halbzeit
In diesem Jahr wurde den Musikstars von Maroon 5 die Ehre zuteil, in der Halbzeitshow des Super Bowl auftreten zu dürfen. Obwohl Frontmann Adam Levine sich keine Patzer erlaubte und am Ende des Auftritts seinen nackten Oberkörper zeigte, enttäuschte die eintönige Performance viele Fans.
Kontroverse Halbzeitshow
In manchen Jahren erregt die Halbzeitshow in den USA mehr Aufmerksamkeit als das sportliche Geschehen beim Super Bowl. Unvergessen ist beispielsweise der als „Nipplegate“ in die Historie eingegangene Auftritt von Janet Jackson und Justin Timberlake beim 38. Super Bowl im Jahr 2004.
Am Ende ihres Duetts von Timberlakes Hit „Rock Your Body“ entblößte der Sänger unabsichtlich Jacksons Brust, woraufhin zahllose erboste Zuschauer beim übertragenden Sender CBS anriefen und sich über die unsittliche Zurschaustellung beschwerten. Die Sänger, CBS und die NFL entschuldigten sich danach für diesen Fauxpas.
In diesem Jahr hatte es eine von 110.000 Menschen unterzeichnete Onlinepetition gegeben, Maroon 5 dazu zu bewegen, den Auftritt abzusagen. Grund dafür ist die politisch aufgeheizte Atmosphäre rund um den Football. Angeheizt wurde diese durch die Kontroverse um den Quarterback Colin Kaepernick, der während der Nationalhymne demonstrativ kniete, um gegen den noch immer alltäglichen Rassismus zu protestierten.
Ungeliebter Sieger
Die New England Patriots sind bei den amerikanischen Fans ebenso erfolgreich wie unbeliebt. Die teilweise extreme Abneigung der ansonsten für ihre Fairness bekannten Zuschauer hat vor allem zwei Gründe: So feuern die Amerikaner neben ihren Heimteams gerne die Underdogs an, zu denen die Patriots seit mindestens 20 Jahren nicht mehr zählen.
Der Erfolg des Teams und der zum Teil große Leistungsunterschied zu den anderen NFL-Mannschaften führt dazu, dass das Team – ähnlich wie Bayern München bei vielen Fußballfans in Deutschland – von einem Großteil der Zuschauer zum Teil offen angefeindet wird. Das führte dazu, dass im Vorfeld des Super Bowls Shirts mit Slogans wie „I hate New England & Tom Brady“ oder „Brady sucks“ reißenden Absatz fanden.
Dazu stößt vielen Amerikanern die Bewunderung von Patriots-Coach Bill Belichick und Quarterback Tom Brady zum umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump äußerst sauer auf. Spätestens nachdem das Foto einer Mütze mit Trumps Wahlkampfmotto MAGA („Make America Great Again“) in Bradys Spind auftauchte und Belichick Trump öffentlich eine „sagenhafte Menschenführung“bescheinigte, haben die Patriots bei vielen Amerikanern stark and Ansehen verloren.
Auch die „Deflategate“-Affäre wirkte sich äußerst negativ auf die Popularität des Teams beim sportinteressierten Publikum aus: In der Saison 2014/2015 hatten die Patriots bei ihrem 45:7-Sieg gegen die Indianapolis Colts mit manipulierten Bällen gespielt, bei denen zuvor Luft herausgelassen worden war.
Wie der erneute Sieg zeigt, ließen sich die Patriots und ihr Spielführer allerdings nicht von dem ihnen entgegengebrachten Hass beeindrucken, sondern fügten ihrer beeindruckenden Trophäensammlung einen weiteren großen Erfolg hinzu.