Casinobesuch löste Cold Case: 78-jähriger Angeklagter entgeht Urteil durch Selbstmord
Eine Jury im US-Bundesstaat Washington hat in dieser Woche unwissentlich einen Toten wegen Mordes schuldig gesprochen. Der 78-jährige Terence Miller hatte sich kurz vor der Urteilsverkündung in seiner Zelle das Leben genommen. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Miller 1972 eine junge Frau vergewaltigt und getötet hatte. Letztlich überführt hatte ihn ein Kaffeebecher, den er bei einem Casinobesuch im Jahr 2018 achtlos weggeworfen hatte.
48 Jahre Ungewissheit
Fast fünf Jahrzehnte hat es gedauert, bis der Mörder der damals 20-jährigen Jody Loomis verurteilt werden konnte. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass Terence Miller Suizid begangen habe, halte sich die Erleichterung in Grenzen, so Loomis Bruder John US-Medien gegenüber:
Er ist 48 Jahre lang damit davongekommen. Ich war so froh, dass sie ihn endlich hatten. Die Gerechtigkeit hätte fast gesiegt.
Loomis war am Nachmittag des 23. August 1972 schwerverletzt an einem Feldweg nahe der Stadt Bothell gefunden worden. Ein Unbekannter hatte sie vom Rad gezerrt, vergewaltigt und dann in den Kopf geschossen. Sie starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
Nachdem die damaligen Ermittler alle Verdächtigen aus dem Umfeld der jungen Frau hatten ausschließen können, blieb der wahre Täter für Jahrzehnte unbekannt. Der Fall Loomis wurde zu einem sogenannten Cold Case.
Coffee-to-go im Casino
Erst 2008 gelang es dank der sich stetig verbessernden Kriminaltechnik, DNA aus einem vom Mörder stammenden Spermafleck an einem Beweisstück nachzuweisen. Nichtsdestotrotz dauerte es weitere zehn Jahre, bis die Ermittler in den Besitz einer passenden Vergleichsprobe gelangten.
Bei der Suche nach dem Mörder von Jody Loomis waren die Ermittler einen neuen Weg gegangen, der auch im Fall des sogenannten Golden State Killers zum Durchbruch geführt hatte. Mithilfe öffentlicher Genealogie-Datenbanken im Internet hatten die Fahnder ein Profil der Abstammung und verwandtschaftlichen Beziehungen des Täters erstellen können. Letztlich hatte der Verdächtigenkreis auf die sechs Brüder der Familie Miller eingegrenzt werden können.
Der Durchbruch erfolgte, als der sich offenbar in Sicherheit wiegende Terence Miller im August 2018 das Tulalip Casino Resort nahe Seattle besuchte.
Nachdem Miller sich einen Kaffee gegönnt hatte, warf er den Pappbecher in den Müll. Beamte, die ihn zu diesem Zeitpunkt überwachten, sicherten das Gefäß. Die Laboranalyse ergab die Übereinstimmung mit der fast 50 Jahre alten DNA-Spur.
Miller wurde im April 2019 festgenommen. Den Mord an Jody Loomis bestritt er bis zuletzt.