Mourinho von Manchester United gefeuert – ein neuer Trainer muss her
Am Dienstag verkündete der britische Premier League Club Manchester United die Entlassung von Cheftrainer José Mourinho (55). Der Portugiese stand seit der Saison 2016/17 bei dem Verein unter Vertrag, doch der erhoffte Erfolg blieb aus und für das Team ging es zuletzt nur noch abwärts.
Spieler und Fans schon lange unzufrieden
Eigentlich hätte sein aktueller Vertrag bei Manchester United erst im Juni 2019 auslaufen sollen, doch die Club-Chefs wollten dem Abstieg des Vereins nicht weiter zuschauen und entschieden, sich vorzeitig von José Mourinho als Trainer zu trennen.
Der seidene Geduldsfaden, an welchem Mourinho schon seit langem hing, riss am Sonntag endgültig, als das Team mit einer peinliche Niederlage gegen Jürgen Klopps erfolgreichen FC Liverpool vom Platz trottete.
Berichten zufolge habe man in der Chefetage des Clubs unmittelbar nach der 3:1 Niederlage erste konkrete Entlassungs-Pläne formuliert. Die offizielle Bestätigung erreichte die Medien jedoch erst am Dienstagmorgen.
Ohne große emotionale Abschiedsworte ist auf der Vereinswebsite [Seite auf Englisch] in einem aktuellen Statement zu lesen:
Manchester United verkündet, dass der Manager José Mourinho den Club mit sofortiger Wirkung verlassen hat. Der Verein bedankt sich bei Jose für seine Arbeit für Manchester United und wünscht ihm Erfolg für die Zukunft. Während der Club sich bemüht, einen neuen passenden Vollzeit-Manager zu finden, wird für die verbleibenden Monate der aktuellen Saison ein Interim-Manager bestimmt.
Manchester United legte in diesem Jahr den schlechtesten Saisonstart seit 28 Jahren hin und rutschte in der Premier League bereits jetzt auf den sechsten Tabellenplatz. Mit nur 26 Punkten liegt der Club damit weit hinter Tabellenführer Liverpool (45 Punkte) und auch der Abstand zu Arsenal (34 Punkte) auf dem fünften Platz ist beachtlich.
Erschreckend ist dabei vor allem die Tordifferenz von 0, denn zwar hat das Team insgesamt über alle bisherigen Partien 29 Tore geschossen, aber auch 29 Gegentore kassiert. Nur die fünf Tabellenletzten weisen derzeit eine schlechtere Bilanz bei den Gegentoren vor.
Manchester United nur auf Platz 6 (Bild: Google)
Der Unmut unter den Fans des zuvor sehr erfolgreichen Clubs wurde zu Recht in den letzten Monaten immer größer und auch von Spielern waren vermehrt Beschwerden zu hören. Wie die britische Zeitung Independent berichtete, hätten sich zuletzt 90 % der Spieler für die Entlassung Mourinhos ausgesprochen.
Dem ehemaligen Trainer sei dies nicht entgangen, weshalb seine Entscheidungen zur Mannschaftsaufstellung vermehrt darauf basiert hätten, welchen Spielern er persönlich vertraute.
Mourinho – der Mann von gestern
Zu großen Differenzen kam es dabei insbesondere mit den jüngeren Spielern des Vereins, allen voran mit dem französischen Nationalspieler Paul Pogba (25), den der Verein im Jahr 2016 für knapp 90 Mio. GBP kaufte. Bereits von Beginn an gab es zwischen den beiden große Spannungen, die selbst der Öffentlichkeit nicht verborgen blieben.
Die Konflikte zwischen Pogba und Mourinho geben dabei tiefe Einblicke in zwei grundsätzlich verschiedene Charaktere und besonders bei Mourinho zeigen sich Eigenschaften, die mit der heutigen Fußballwelt nicht kompatibel sind.
Die Zeitung Independent geht in dem Zusammenhang sehr hart mit dem Portugiesen ins Gericht. So habe sich bereits während seiner zweiten Trainerzeit bei Chelsea (2013 – 2015) gezeigt, dass er weder junge Talente noch große Clubs managen und des Weiteren keinen guten Fußball spielen könne.
Mourihno war zuvor über viele Jahre mit mehreren großen europäischen Clubs überaus erfolgreich. Seine ersten großen Erfolge erzielte er als junger Trainer, als er 2003 den FC Porto zum portugiesischen Pokalsieg sowie zum UEFA Cup Sieg führte und im Jahr darauf mit dem Team sogar die Champions League gewann.
Den FC Chelsea brachte er in der Premier League Saison 2004/05 nach 50 Jahren erstmals wieder an die Spitze und verhalf dem Club 2007 zum englischen Ligapokal sowie zum FA Cup Sieg.
Anschließend wechselte er für zwei Saisons zu Inter Mailand und daraufhin für drei Saisons zu Real Madrid. Zwar konnte er auch dort einige Erfolge verzeichnen, doch entließ man ihn schlussendlich wegen andauernder Konflikte mit Spielern.
Als Mourinho zu Manchester United wechselte gab es große Hoffnung, dass „The Special One“, wie er seit Jahren mit einem Augenzwinkern genannt wurde, an seine alten Erfolge anknüpfen würde. Doch Mourinhos Art des Lehrens und Trainierens enthüllte sich schnell als zu veraltet, um bei den jungen modernen Spielern zu fruchten.
Wie die Zeitung Independent ebenfalls verdeutlichte, hätte er zu seinen Porto-, Chelsea- und Inter Mailand -Zeiten viele „robuste“ Spieler wie John Terry (38), Walter Samuel (40) oder Didier Drogba (40) und weitere ähnlichen Kalibers in seinen Teams. Jene hätten keine Schwierigkeiten gehabt, mit Mourinhos „alter Schule“ umzugehen.
Doch die Spieler von heute sprängen nicht auf den Umgangston von Mourinho an und reagierten sehr negativ auf „öffentliche Züchtigung“. So habe man bei Top Spielern wie Marcus Rashford (21), Anthony Martial (23), Luke Shaw (23), Jesse Lingard (26), Romelu Lukaku (25) oder eben Paul Pogba unter Mourinho keinerlei Fortschritt gesehen.
Spekulationen um die Nachfolge
Die große Frage, die derzeit in der Luft hängt, ist natürlich die nach Mourinhos langfristiger Nachfolge. Fußballfans und auch die Medien spekulieren wild umher und Wettanbieter ermöglichen sogar das abgeben von Tipps, wobei die jeweiligen Wettquoten überaus interessant sind.
Der heißeste Kandidat derzeit (Wettquoten von 6/4) ist der ehemalige Manchester United Stürmer Ole Gunnar Solskjær (45), welcher ohnehin fürs erste als Interim-Trainer bei Manchester United einspringen wird.
Ole Gunnar Solskjær als permanente Nachfolge? (Bild: Wikimedia)
Der Norweger spielte zu seiner Zeit sehr erfolgreich für den britischen Club, ist aber vor vielen Jahren erstmals in Norwegen als Trainer tätig geworden. Zweimal (2011 und 2012) verhalf er seinem Club Molde FK in der Eliteserien zur Meisterschaft und kehrte nach einer kurzen Trainerzeit beim Cardiff City FC im Oktober 2015 nach Norwegen zurück. Cardiff war zu jener Zeit kurz vor dem Abstieg aus der Premier League und auch Solskjær konnte dies nicht mehr verhindern.
Ein zweiter möglicher Kandidat ist der Franzose Laurent Blanc (53), der zuvor als Manager bei Paris Saint-Germain arbeitete. Von 2001 bis 2003 spielte er bei Manchester United, der letzte Club seiner aktiven Fußballkarriere. Wettquoten stehen derzeit bei 9/2, weshalb er für Buchmacher nicht der Top Kandidat ist.
Dieselben Quoten liegen dabei auf dem derzeit arbeitslose Zinedine Zidane (46). Der Franzose trainierte noch bis 2018 den spanischen Top Club Real Madrid, wurde dann aber von Santiago Solari (42) abgelöst.
Am unwahrscheinlichsten, aber dennoch im Gespräch ist der Argentinier und derzeitige Tottenham Trainer Mauricio Pochettino (46). Sein Verein belegt derzeit mit 39 Punkten den dritten Tabellenplatz der Premier League und im Hinblick auf die aktuellen Erfolge ist nicht unbedingt zu erwarten, dass Pochettino wechselt. Die Quoten auf ihn liegen daher bei 16/1.
Wann der Club seine Entscheidung fällen wird, ist derzeit nicht bekannt. Für Manchester United stehen in der Zwischenzeit jedoch wichtige Spiele an und der Kampf um die ersten Tabellenplätze geht weiter.